Sonnenpower plus Kite62 E-Kat von Silent Yachts überquert Atlantik

Uske Berndt

 · 18.12.2025

Ein Foto mit der Crew. Die Reise war ein Traum des Eigners, jahrelang bereitete er sich darauf vor.
Foto: Silent Yachts
Die Silent Yachts SY62 3-Deck Open "100%" zeigt mit der Atlantiküberquerung wie alltagstauglich solarbetriebene E-Kats auch für längere Strecken sind. Der Eigner Jay Dollries leitete die vierwöchige Reise von Gibraltar nach Antigua.

Der 19 Meter lange Solarkat Silent Yachts SY62 3-Deck Open "100%" ist in Antigua eingetroffen. Die Reise begann Mitte November in Gibraltar, die Route führte von Gibraltar über Marokko, die Kanarischen Inseln und die Kapverden bis in die Karibik. Das Flaggschiff SY 80.

Das Ziel war nicht, möglichst schnell zu sein, sondern mit der Kraft von Sonne und Wind zu reisen und möglichst wenig Diesel zu verbrauchen. Mit Wind? Ja, mit an Bord waren drei Softkites mit zehn Quadratmeter Fläche, die so ähnlich auch andere Silent Yachts bereichern. Silent 60 plus Kite.

Eine ganz persönliche Reise des Eigners

Das Unternehmen war für Eigner Jay Dollries weit mehr als nur ein technologisches Experiment – es erfüllte seinen langjährigen Traum, mit einer eigenen Yacht den Atlantik zu überqueren. Vier Jahre hatte er sich auf dieses Abenteuer vorbereitet.

An Bord begleiteten ihn sein langjähriger Freund und Abenteuerpartner Randy Lane sowie Will Mitchell, der Kapitän der "100%", für den dies die erste Atlantiküberquerung war. Komplettiert wurde die Crew durch den Maschinenbauingenieur und Kite-Spezialisten Michael Scherdel sowie Steve Bell, den stellv. Vorsitzenden von Silent Yachts. Für Bell war es bereits die dritte Atlantiküberquerung, jedoch die erste an Bord eines Silent Yachts Kats.

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Technologie unter realen Bedingungen

Die Atlantiküberquerung bot die perfekte Gelegenheit, sämtliche Systeme des Kats unter realen Bedingungen zu testen. Vier Schlüsseltechnologien bildeten das Rückgrat der Reise: hocheffiziente Solarmodule, die an optimalen Tagen 50-60 kWh erzeugten, flüssigkeitsgekühlte LFP-Batterien, die sowohl den Antrieb als auch die Bordsysteme mit Strom versorgten und natürlich die Elektromotoren.

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Hinzu kommt ein Dieselgenerator, der zum Nachladen der Batterien an den Start ging, wenn nicht genügend Sonnenenergie zur Verfügung stand. Der tägliche Energiebedarf lag je nach Geschwindigkeit zwischen 350 und 600 kWh. Gegen Ende der Reise setzte die Crew die Range Extender aber auch deshalb in Gang, “weil sie ein paar Tage früher ankommen wollte”, verrät Steve Bell in einem Interview.

Die Kites machten nicht lange mit

Die fünfte Technologie kam leider nicht so zum Einsatz wie geplant, alle drei Kites waren nach relativ kurzer Zeit kaputt. “Es funktionierte nicht, wie wir dachten. Sehr enttäuschend”, sagt Bell. In den kurzen Flugzeiten, war der zusätzliche Antrieb aber spürbar: Der Kite sparte etwa 15 Kilowatt E-Leistung ein - und theoretisch 100 Liter Diesel pro Tag.

Dennoch konnte die Crew Einiges über das Handling lernen, zudem war das Setzen und Einholen auch eine gute Beschäftigung auf der langen Fahrt. Laut Bell wurde mitten auf dem Ozean auch das Kitsurfen ausprobiert.

Transparente Datenerfassung

Was an Bord passierte, konnte die Welt praktisch in Echtzeit mitverfolgen. Silent Yachts teilte täglich Daten zur Solarausbeute, zum Verbrauch und zur Systemleistung offen auf einer Website (www.silentatlantic.com) sowie in den sozialen Medien. Fotos und Videos zeigen die Crew beim Fischen und Hantieren mit den Kites.

Darüber hinaus wurden während der Überfahrt umfangreiche Betriebsdaten gesammelt, die weit über das hinausgehen, was in Echtzeit kommuniziert werden konnte. Silent Yachts analysiert nun diese Daten und veröffentlicht sie in den kommenden Wochen.

Leben an Bord der Silent Yachts 62

„Das Leben an Bord verlief ruhig", bemerkte Steve Bell. „Entspanntes Cruisen, gemeinsame Mahlzeiten und lange Gespräche, Momente der Stille beim Betrachten des Horizonts und Abende mit etwas Fernsehen, wenn das Wetter es zuließ.” Die Crew hielt täglich eine einfache Routine ein, mit Workouts auf der Flybridge und regelmäßigen Systemchecks.

Starkes Signal an die Yachting-Welt

Silent Yachts war die erste Werft, die 2018 mit der Silent 64 eine solarbetriebene Atlantiküberquerung abschloss. Mit der erfolgreichen Reise der "100%" bekräftigt das Unternehmen seine Mission, Unabhängigkeit auf See durch saubere Technologie zu ermöglichen. „Nur sehr wenige Eigner werden jemals einen Ozean überqueren", sagte Bell. „Aber zu wissen, dass ihre Yacht dies nachhaltig, zuverlässig und mit minimalem Kraftstoffverbrauch tun kann, bietet echte Sicherheit.”

​Technische Daten SY 62 3-Deck Open:

  • Länge: 18,9 m
  • Solarleistung: 50-60 kWh an optimalen Tagen
  • Täglicher Energiebedarf: 350-600 kWh (geschwindigkeitsabhängig)
  • Antrieb: Elektromotoren mit Dieselgeneratoren
  • Batterietyp: flüssigkeitsgekühlte LFP-Batterien

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