TestLagoon 40 MY - Meilen-Queen

Dieter Wanke

 · 12.03.2017

Test: Lagoon 40 MY - Meilen-QueenFoto: Dieter Wanke

Lagoon 40 MY: Hochseetauglicher Motorkat, der auch für lange Seereisen über die Weltmeere gut geeignet ist

Bei Katamaranen scheiden sich die Geister. Manche Fahrtensegler schwören auf Mehrrümpfer, da die Lebensqualität an Bord zunimmt. Motorbootkapitäne betrachten sie oft als Exoten. Doch auch in diesem Segment erfreuen sich Katamarane einer wachsenden Beliebtheit.

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Foto: Dieter Wanke
Die Konstruktionen der seit 1984 tätigen Katamaranspezialisten von Lagoon haben bei Seglern einen guten Ruf und machten die Werft zum weltweit größten Hersteller von Segelkats. Auch mit Motorversionen hat die Werft Erfahrungen.

Zur Jahrtausendwende wurde die Lagoon 43 Power vorgestellt, 2006 folgte die überarbeitete 44 Power. Zu ihrer Zeit erfolgreiche und eigenständige Modelle, die als reine Motorkatamarane konzipiert waren und nicht aus den Segelyachten der Werft abgeleitet.

Dann warf die globale Banken- und Finanzkrise nach 2007 ihre Schatten auf die Bootsbranche und die 44 Power verschwand aus dem Programm. Der Neustart war zögerlich, denn offensichtlich wollte die Werft keine komplette Neukonstruktion an den Start schicken, um den Markt erneut auszuloten.

So entstand aus dem Segelkatamaran Lagoon 39 im Sommer 2015 die 40 MY. Der Mast wurde weggelassen, an einigen Details gefeilt und in Bezug auf die Motoren leicht aufgerüstet. Das war's. Was bleibt, ist das für die Bootslänge üppige Platzangebot, denn den rund 12 Metern Länge stehen fast 6,80 Meter Breite entgegen.

Außerdem bleibt neben dem günstigen Einstiegspreis von 314.755 € die Hochseetauglichkeit der CE-Kategorie A bestehen. Ein Punkt, den keineswegs jeder Motorkatamaran erfüllt, Einrumpf-Motoryachten dann eher selten.

Das Oberdeck
Die Yacht beeindruckt schon vom Steg aus durch ihre Breite. Mittig wartet das Dingi einsatzbereit an den Davits. An beiden Seiten führen Stufen auf den Rümpfen zum Achterdeck. An Backbord steht die Badeleiter ein wenig im Weg.

Die Begehung führt über die breiten Gangborde zum Vordeck. Hier wartet ein stabiles Netz, über das auch die Ankerinstallation am Beam zugänglich wird. Der Kettenkasten samt Elektrowinde befindet sich weiter hinten vor dem Deckshaus. Eine Leiter führt auf die sehr breite, aber zu kurz geratene optionale Sonnenliege, die auf dem Dach platziert ist.

Wer achtern bleibt, gelangt über einen Zugang zum überdachten Cockpit, dessen Deck sich rund 80 cm tiefer und auf gleicher Ebene mit dem anschließenden Salon befindet. Im Cock­pit steht eine U-förmige Sitzgrup­pe – wahlweise durch den Salontisch zu vervollständigen – und eine weitere gepolsterte Sitzbank gegenüber.

Foto: Dieter Wanke

Außerdem laden vier Stufen zum Aufstieg auf den überdachten Steuerstand ein. Der hat neben der guten Rundumsicht eine längs verstellbare Doppelsitzbank samt Fußstütze zu bieten.

Es gibt reichlich Platz zum Einbau von Navigationszubehör, allerdings nur eine kurze Acrylglasscheibe ohne Scheibenwischer, die den Fahrer kaum schützt. Wetterschutz entsteht erst durch die Persenning, die den ganzen Raum umschließt.

Im Salon, der über eine Schiebetür erreicht wird, gibt es an Steuerbord eine Einbauküche in L-Form. Ein Gaskocher mit drei Flammen, der Gasofen und ein 130-Liter-Kühlschrank gehören neben den beiden Waschbecken zur Grundausstattung. Vorn folgt eine weitere Sitzgruppe mit Tisch und integrierter Navi-Ecke. Wer sie zu weiteren Kojen umbauen möchte, kann auch diese Option gegen Aufpreis wählen.


In den Rümpfen
An beiden Seiten des Salons führen Niedergänge in die Rümpfe. Bei der Basisversion hat der Eigner den Backbordrumpf für sich. Dieser lässt sich durch eine Schiebetür direkt am Niedergang komplett verschließen und beginnt mit einem Vorraum samt Schreibtisch, Regalen und meh­­reren Schränken.

Achtern folgt eine in beiden Richtungen 2 m messende Doppelkoje. Die geräumige Nasszelle mit separater Dusche, Waschtisch und Pumptoi­lette – wahlweise auch elektrisch – liegt im Bug und wird durch eine Tür ab­getrennt.

Alternativ können in beiden Rümpfen Doppelkabinen bestellt werden, wie sie grundsätzlich im Steuerbordrumpf installiert sind.

Hier folgt auf den Niedergang zunächst die Nasszelle, die sich die Bewohner teilen müssen. Naturgemäß geht es da etwas enger zu, aber immerhin gibt es ebenfalls eine getrennte Dusche. Beide Kabinen besitzen Vorräume und sind durch Türen verschließbar. Die Lie­ge­flächen sind mit 2 m Länge und 1,60 m Breite identisch. Für eine gute Belüftung mit zahl­reichen Luken, die teilweise auch als Not­ausstieg zum Oberdeck dienen, ist gesorgt. Die Stehhöhe liegt überall bei knapp 1,90 m.


Motoren und Installation
Der 40 MY hat die Werft stärkere An­trie­be verordnet als der Schwester mit Mast. Hier kommen zwei Yanmar-4JH80-Vier-Zylinder-Diesel zum Einsatz, die aus 2 l Hubraum jeweils 59 kW (80 PS) schöpfen. Die Übertragung ins Wasser erledigt ein Saildrive vom Typ SD60. Wahlmöglichkeiten gibt es bei der Motorisierung allerdings nicht.

Die Maschinenräume im hinteren Bereich der Rümpfe sind durch ein GFK-Luk von Deck, auf das noch eine gedämmte Abdeckung aus Holz folgt, gut zugänglich. Blower sorgen für gemäßigte Temperaturen in den Maschinenräumen; 35 Grad wurden nie überschritten.

Es gibt genügend Platz, um Kontroll- und Wartungsarbeiten an allen Kom­ponenten durchzuführen. Das gilt auch für andere Bauteile oder Ventile im Boot, die meist durch Abdeckungen im Boden erreichbar sind. Pro Rumpf sind zwei automatische und eine manuelle Bilgenpumpe installiert, hinzu kommen je eine Starterbatterie und insgesamt zwei zusätzliche Batterien für die Stromversorgung. Für Betriebssicherheit ist also gesorgt. Nur Feuerlöscher suchen wir an Bord wie auf den Zubehörlisten vergebens.

Fahrleistungen
Natürlich ist die Lagoon 40 MY schon aufgrund ihrer Wurzeln als reiner Verdränger ausgelegt, daran ändern auch die stärkeren Antriebe nichts. Die Spitzen­geschwindigkeit von 10,5 kn erreichen wir nach 19 Sekunden im Bereich der Nenndrehzahl.

Bei den Verbrauchswerten mussten wir auf die Hersteller­an­gaben zurückgreifen, da keine Anzeige verfügbar war. Der Verbrauch steigt kontinuierlich; je lang­­samer gefahren wird, desto größer die Reichweite. Mit den beiden 300-l-Tanks können bei 15-prozen­ti­ger Reserve mit 1000 U/min und gut 4 kn Fahrt rund 1000 sm zurückgelegt werden.

Mit einer schnelleren Gang­art erhöht sich auch der Verbrauch. Ideal erscheint uns eine Drehzahl von 2000 Touren bei 7,5 kn, mit der man immer noch rund 470 sm weit kommt. Wem das nicht ausreicht, der kann zwei größere Tanks mit jeweils 400 l Fassungsvermögen mon­tie­ren lassen. Dank guter Schall­isolierung der Motorräume ist das Boot bei dieser Reisegeschwindigkeit mit 74 dB(A) erfreulich leise.

Das Handling entspricht dem aller großen Katamarane. Dank hydraulischer Ruder geht die Kurs­änderung leicht von der Hand. In voller Fahrt lag der Wendekreis in beide Richtungen bei rund zweieinhalb Bootslängen. Beim Manövrieren dreht das Boot mit entsprechendem Maschineneinsatz auf dem Punkt.

Auch die Rückwärtsfahrt verlief problemlos. Die leichte Mittelmeerwelle konnte dem Kat nichts anhaben; selbst stärkere Wasserbewegungen dürften daran nicht viel ändern. Der Besatzung wird überall an Bord ein sicheres Gefühl vermittelt.

Fazit
Die Lagoon 40 MY richtet sich an Eigner, die viel Zeit an Bord ver­bringen möchten, großen Wert auf Lebensqualität legen und längere Törns anpeilen. Dank sparsamer Motoren liegen die Betriebskosten niedrig, und auch die Anschaffungskosten halten sich in Grenzen. In manchen Häfen kann es aber eng werden, da nicht immer so breite Liegeplätze verfügbar sind.

Dieser Test erschien in BOOTE-Ausgabe 4/2017