Weniger als ein Jahr nachdem ein verheerender Brand die historische Motoryacht M/S “Loris” stark beschädigte, ist sie an ihren Liegeplatz im Stockholmer Pålsundet zurückgekehrt. Das 1913 für den schwedischen Industriemagnaten Ivar Kreuger gebaute Schiff gilt als eines der bedeutendsten schwimmenden Kulturdenkmäler Schwedens. Am 9. Juni 2024 war an Bord der “Loris” ein Feuer ausgebrochen, das beinahe zum Totalverlust des historischen Fahrzeugs geführt hätte.
Dank des schnellen Eingreifens der Feuerwehr und engagierter Clubmitglieder konnte die “Loris” trotz erheblicher Beschädigungen gerettet werden. Im vergangenen Winter wurde das Schiff in einer aufwendigen Restaurierung wieder instand gesetzt.
Die ‘Loris’ ist ein Kulturerbe, eine lebendige Erinnerung an unsere maritime Geschichte”
Über die Bedeutung des Klassikers sagt Angelica Skifferberg, Vorsitzende des Heleneborgs Båtklubb: “Die ‘Loris’ ist nicht nur eine Yacht – sie ist ein Kulturerbe, ein Symbol für Stockholm und eine lebendige Erinnerung an unsere maritime Geschichte.” Die Rückkehr des Schiffes sei angesichts der schweren Brandschäden “fast ein Wunder”.
“Loris” ist eine 15 Meter lange Salonyacht aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Hinter ihrer Außenhaut aus naturlackiertem Mahagoni verbirgt sich ein exklusiver Jugendstil-Ausbau mit echten Teppichen, zeitgenössischen Möbeln und Lederpolstern. Sie ist eine der prominentesten und am besten restaurierten klassischen Yachten in ganz Schweden.
“Loris” wurde im Februar 1913 von dem berühmten Konstrukteur Knut Ljungberg entworfen, und auf der Hästholmsvarvet in Nacka als schnelle Salon-Yacht gebaut. Sie schaffte nach einigen Motorenwechseln 27 Knoten.
Auftraggeber und Ersteigner war der Industrielle Ivar Kreuger, der sich fortan mit Hollywood-Stars, Geldadel und sogar Königen an Bord zu Champagnerfahrten in die Schären begab.
Sein Geld verdiente Kreuger mit dem von ihm aufgebauten, internationalen Streichholzimperium Förenade Svenska Tändsticksfabrikerna AB. 1929 war der Kreuger-Konzern auf seinem Höhepunkt und Ivar galt als der reichste Mann der Welt, mit einem Vermögen, das mehr als doppelt so groß war wie das des heutigen Bill Gates. Sein Unternehmen kontrollierte mehr als 80 Prozent des weltweiten Streichholzmarktes und vermittelte Staatskredite an rund 50 Länder, darunter Deutschland und Frankreich.
Nach Kreugers Tod 1932 ging die “Loris” durch viele Hände, bis sie 1992 als Wrack aufgefunden wurde. Die Restaurierung dauerte 5 Jahre und heute ist die “Loris” eines der bekanntesten Boote Schwedens.
Während das Überleben der “Loris” nun gesichert ist, sieht sich ihr Heimathafen vor handfesten Probleme gestellt. Denn die Stadt Stockholm plant den Bau eines Technikgebäudes mitten auf der Insel Långholmen. Dieses Vorhaben bedroht nach Ansicht von Kritikern nicht nur die historische Umgebung, sondern auch den Betrieb des Heleneborgs Båtklubb, der Heimat der “Loris”.
Der Heleneborgs Båtklubb (HBK) wurde 1919 gegründet und hat seinen Sitz im Pålsundet auf der Insel Långholmen in Stockholm. Als gemeinnütziger Verein setzt sich der Club für die Erhaltung und Förderung des klassischen Bootlebens ein. Der HBK beherbergt eine der einzigartigsten Sammlungen von Holzbooten in Schweden und spielt eine wichtige Rolle bei der Bewahrung des maritimen Kulturerbes der Stadt.
“Wir rufen alle auf, die sich um den Pålsundet, Långholmen und unser gemeinsames Kulturerbe sorgen, die Petition zu unterzeichnen”, sagt Per Erik Ennerling, Hafenmeister des Heleneborgs Båtklubb. “Es geht nicht nur um einen Club – es geht um die Zukunft eines einzigartigen Ortes im Herzen Stockholms.”
Die Rückkehr der Loris wird so zu einem Symbol für den Kampf um den Erhalt maritimer Traditionen und historischer Orte in der schwedischen Hauptstadt.
Trotz der Herausforderungen blickt die “Loris” einer vielversprechenden Zukunft entgegen. Interessierte können das historische Schiff für exklusive Fahrten buchen und so selbst ein Stück maritimer Geschichte erleben.
Die “Loris” wird beispielsweise für Konferenzen, Hochzeiten, Geschäftstreffen und Vergnügungsfahrten vermietet und hat mit ihrer relativ hohen Geschwindigkeit (28 Knoten) eine große Reichweite im Stockholmer Schärengarten.