Hinrich Nissen hieß der Mann, der die neue „Peking“ im Sommer 1911 auf ihrer Jungfernfahrt von Hamburg nach Valparaiso in Chile führte. Doch die Winterstürme am südlichen Ende der Welt konnten den Kap Hoornier kaum beeindrucken, denn der erfahrene Kapitän war selbst so legendär wie die Reederei, in deren Dienst er stand. Seit 40 Jahren fuhr er bereits zur See. Und bei F. Laeisz hatte man ihm schon die größten Schiffe anvertraut, die Fünfmastbark „Potosi“ und das Fünfmastvollschiff „Preußen“..
Seeleute wie Nissen hatten die Hamburger Reederei weltberühmt gemacht: Flying P-Liner wurden ihre Frachtsegler genannt, weil sie so schnell und zuverlässig waren. Schon an ihren Namen erkannte man sie, die (fast) alle mit P begannen, wie “Plus”, “Pisagua” oder eben “Peking”. Den Anfang hatte 1857 die „Pudel“ gemacht – so lautete der Kosename von Sophie Christine, der krausköpfigen Frau des Firmenerben Carl Laeisz.
Vielleicht war es der Ruf der Flying-P-Liner, vielleicht ihre robuste Konstruktion: Neben der “Peking” sind drei weitere der stählernen Viermastbarken mit dem “P” im Namen erhalten geblieben: “Passat” in Travemünde, “Pommern” in Mariehamn auf den Ålandinseln und schließlich “Padua”, die noch heute als “Krusenstern” unter russischer Flagge segelt und bis zum Überfall auf die Ukraine auch in deutschen Häfen häufiger Gast war.
Die „Peking“ stand also in langer Linie und gehörte bei Indienststellung zum Modernsten, was der Segelschiffbau zu bieten hatte, voll spezialisiert auf die lukrative Salpeterfahrt nach Südamerika. Sogenannter Chilesalpeter kam in der Atacama-Wüste, die sich zwischen den Anden und der Pazifikküste erstreckt, in großen Mengen vor. Um die Wende zum 20. Jahrhundert war er ein begehrter Rohstoff für Düngemittel und Sprengstoff, denn beide konnten damals noch nicht industriell hergestellt werden.
Dabei war sie noch vollständig auf den Wind zur Fortbewegung angewiesen – ihre zwei Petroleummotoren lieferten nur Strom für das bordeigene Ladegeschirr, die Ankerwinsch und die bereits vorhandene Funkanlage. Insgesamt umrundete die “Peking” das berüchtigte Kap Hoorn 34 Mal unter Segeln, bis ihre Fahrenszeit 1932 endete - bis zuletzt unter der Flagge von F. Laeisz.
Die “Peking” wurde nach England verkauft und verbrachte als „Arethusa“ die nächsten 42 Jahre auf dem River Medway als schwimmendes Internat, gefolgt von weiteren 43 Jahren als Highlight des South Street Seaport Museums in Lower Manhattan, doch dort fehlte zuletzt das Geld für eine dringend nötige umfassende Sanierung 2017 schließlich erfolgte die Heimkehr nach Hamburg - huckepack an Bord eines Dockschiffes.
Neuer Eigentümer war die Stiftung Hamburg Maritim. Für knapp 40 Millionen Euro wurde die Veteranin in den folgenden drei Jahren wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt, eine lange Phase im Trockendock eingeschlossen. Seit 2020 erstrahlt sie wieder in altem Glanz. Ihren derzeitiger Liegeplatz etwas abseits der Elbe wird sie jedoch gegen eine neue Heimat direkt am Strom tauschen, wenn in einigen Jahren das neue Deutsche Hafenmuseum auf dem Kleinen Grasbrook fertiggestellt wird. Die “Peking” wird dann Blickfang und Highlight zugleich sein.
„De Hamborger Veermaster“, das Aushängeschild des Deutschen Hafenmuseums, liegt am Bremer Kai vor den 50er-Schuppen. Mit Fertigstellung des zweiten Standortes soll es an den Kleinen Grasbrook wechseln. Die geführten Themenrundgänge sind „Baustellenführungen“ und nicht barrierefrei.
Öffnungszeiten: Die Rundgänge müssen online gebucht werden. April bis Oktober Mo, Mi–Fr von 10 bis 15 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr..
Preise: 15 Euro, Kinder unter 18 kostenlos. Aber: Teilnahme erst ab 1,20 Meter! Der Preis enthält den Eintritt ins Hafenmuseum. Tel.: 040/428137130
Anreise: Von der Landungsbrücke 10 legt die Barkasse der Maritime Circle Line Richtung Hafenmuseum ab. Fahrplan und Preise im Internet. Alternativ: HADAG-Fähre 73 bis Argentinienbrücke, dann Buslinie 256.