Museums-Großsegler“Rickmer Rickmers” - Windjammer für Hamburg

Christian Tiedt

 · 27.03.2025

Zu Beginn ihrer Fahrenszeit transportierte die „Rickmer Rickmers“ Bambus und Salpeter. Die Besatzung bestand aus 21 Mann.
Foto: Museumsschiff RICKMER RICKMERS
Vor 90 Jahren ging die Ära der frachttragenden Großsegler ihrem Ende entgegen. Fünf Vertreter dieser Zeit sind in Deutschland erhalten geblieben. Die “Rickmer Rickmers” gehört dazu.

Eine Stadt, die sich selbst als „Tor zur Welt“ bezeichnet, die seit der Hanse mit dem Handel auf allen Meeren zu Ruhm und Reichtum gelangt ist, müsse auch über ein schwimmendes Denkmal verfügen – davon waren in den Siebzigerjahren einige Enthusiasten an der Elbe überzeugt und gründeten den Verein Windjammer für Hamburg.

Wenige Jahre später wurden sie fündig – auch wenn ihr Objekt der Begierde während seiner langen und wechselvollen Geschichte nur vier Jahre für eine Hamburger Reederei gefahren war. Gebaut und gesegelt war es zunächst nämlich unter der Flagge der Rickmers Reederei. Und die stammte ausgerechnet aus Hamburgs großer Rivalin an der Weser: Bremerhaven.

Frühe Jahre der “Rickmer Rickmers”

Ursprünglich ein Vollschiff mit Rahsegeln an allen Masten, verlor die „Rickmer Rickmers“ schon 1904 in einem Orkan im Indischen Ozean ihren Kreuzmast, wurde aus Kostengründen kurzerhand in Kapstadt zur Bark umgetakelt und erhielt stattdessen achtern einen Besanmast.

Die Hamburger Reederei Krabbenhöft erwarb das Schiff 1912 und benannte es in “Max” um. Es diente die folgenden zwei Jahre dem Kohletransport von Wales nach Chile und dem Salpetertransport von Chile nach Europa. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs ankerte das Schiff 1914 vor den neutralen Azoren. Zwei Jahre später jedoch wurde es von den portugiesischen Streitkräften konfisziert und transportierte unter Kriegsgüter nach Großbritannien.

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“Sagres”: als Schulschiff für Portugal

Nach einem Umbau 1924 diente die Bark als Segelschulschiff der portugiesischen Marine unter dem Namen “Sagres”, ausgestattet mit zwei Diesel-Hilfsmotoren ab 1930. Auf den Segeln prangte nun das für portugiesische Segelschiffe typische Kreuz des Christusordens. 1958 gewann es das Tall Ships’ Race von Brest nach Las Palmas auf Gran Canaria. Mit der Indienststellung der nächsten “Sagres” im Jahr 1962, einem ursprünglich 1938 für die Deutsche Kriegsmarine gebauten Schwesterschiff der “Gorch Fock”, endete schließlich die Fahrenszeit. Es folgte der Einsatz als Depotschiff, fest vertäut an einer Marinepier bei Lissabon.

Ein Windjammer für Hamburg

Danach verfiel der Windjammer, bis der Hamburger Verein 1978 auf ihn aufmerksam wurde und 1983 schließlich an die Elbe holte – nicht umsonst, sondern im Tausch gegen ein anderes Schiff, eine Schoneryacht, die zwar wesentlich kleiner war, aber dafür seetüchtig. Sie war zuvor mithilfe zahlreicher Geldgeber extra erworben worden und segelt ebenfalls noch unter portugiesischer Flagge. Die “Rickmer Rickmers”, restauriert in ihrem historischen Erscheinungsbild um 1910, liegt seitdem als Blickfang und Besuchermagnet an den Hamburger Landungsbrücken, den Bugspriet nach See gerichtet.

Seitenriss der “Rickmer Rickmers”: Ursprünglich befanden sich auch am achteren Mast Rahen.Foto: Christian TiedtSeitenriss der “Rickmer Rickmers”: Ursprünglich befanden sich auch am achteren Mast Rahen.

Technische Daten der “Rickmer Rickmers” (1896)

  • Bark (ab 1904), Frachtsegelschiff
  • Bauwerft: Rickmers Werft, Geestemünde
  • Rumpfmaterial: Stahl
  • Länge (über alles): 97,0 m
  • Höhe (Großmast): 54,0 m
  • Segelfläche: 2.600 m2
  • Geschwindigkeit (Segel): 14 kn
  • Liegeplatz: Landungsbrücken, Hamburg

Informationen für Besucher

Die 800 Quadratmeter des Ausstellungsdecks sind in vier Bereiche aufgeteilt: Konstruktion des Schiffes, Frachtenschifffahrt unter Segeln, Nutzung als Schulschiff und heutige Nutzung als Museumsschiff. Die Crew- und Offiziersquartiere geben einen Einblick in das zum Teil raue Seemannsleben. In der Galerie unter der Elbe gibt es wechselnde Kunstausstellungen, im Bordrestaurant klassisch hanseatische Gerichte. Besondere Aktivitäten: Escape Room, Karaoke-Bar und Wantenklettern bis auf 35 Meter Höhe.

Öffnungszeiten: Täglich von 10 bis 18 Uhr. Preise: Zwischen 4 und 7 Euro, Familienkarte: 18 Euro, Gruppenführungen auf Anfrage: 75 Euro zzgl. Eintritt. Tel: 040/3195959. Internet: rickmer-rickmers. de

Anreise per Boot: Das schwimmende Wahrzeichen Hamburgs liegt zehn Minuten vom City Sporthafen entfernt, der 120 Gästeplätze bietet. Tel: 040/364297

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