Riva ClassicheDie Farben Sarnicos

Britta Flöring

 · 07.03.2024

Die Gebäude der Riva-Werft sind auf den  Iseosee ausgerichtet
Foto: Riva
Die italienische Werft in Sarnico ist noch immer das Herzstück der Riva-Geschichte. Bis heute gehört Riva zu den bekanntesten und exquisitesten Bootsmarken weltweit und steht für Luxus, Lifestyle, für Prestige und Hollywood, für schlichtes italienisches Design aber auch für technische Innovationen.

Die berühmten Holzboote können auf eine lange Familientradition zurückblicken. Bereits 1842 gründete der damals zwanzigjährige Pietro Riva als geschickter Bootsbauer und eloquenter Geschäftsmann die Werft in Sarnico, dem südlichsten Ort am Lago d’Iseo in Norditalien. Das Betriebsgelände ist noch heute dort zu finden, in schlichten Industriehallen an der Durchgangsstraße des Ortes mit gut 6000 Einwohnern. Nur die weiß-türkisen Farben der Gebäude und einige Schwarz-Weiß-Plakate aus vergangenen Zeiten weisen auf Riva hin, der Marke, die dort bis heute vieles prägt. Die Ortsschilder beinhalten einen Hinweis auf den wichtigen Namen und zwei Kreisel mit dem typischen Holzboot zieren die Ortsmitte. Am Yachthafen finden wir eine lebensgroße Statue Carlo Rivas und die nach ihm benannte See-Promenade, den „Lungolago – Ing. Carlo Riva“.

Riva ist allgegenwärtig, insbesondere Carlo, der jene 4000 Boote aus Mahagoni designt und gebaut hat, von denen bis heute noch etwa 3000 existieren und nach wie vor medienwirksam präsent sind. Die Werft zieht sich über mehrere Gebäude, die auf den Iseosee ausgerichtet sind. Aus jeder Bootshalle schaut man auf den viertgrößten Alpensee Italiens. Ein eigener kleiner Hafen mit Kränen in den typischen Farben und Schriftzügen, zwei noch größere Schriftzüge an den Hauptgebäuden und die typische Kommandozentrale mit dem Geschäftsbereich und dem Sitzungsbüro prägen das Erscheinungsbild des Unternehmens von der Wasserseite aus. Eine Führung durch die heiligen Hallen ist allerdings nur wenigen vorbehalten. Wir haben einen offiziellen Termin mit Riccardo Sassoli, dem “Senior specialist Riva Brand Experience & Historical archive” und realisieren schnell, dass die Marke in erster Linie zwar noch immer für die legendären Holzboote aus den Jahren 1952-1969 steht, sich aber auch nach der Übernahme im Jahr 2000 durch die Ferretti-Gruppe stetig weiter entwickelt hat, bis hin zur Neuauflage der Riva El Iseo im Jahr 2024 mit Elektroantrieb.

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Rundgang durch die heiligen Hallen

Wir starten unseren Rundgang in einer großen und hohen Vorhalle. Der Fußboden im typischen Aquamarin, an der hohen Schiebetür ein riesiges Bild von Restaurationsarbeiten am Schiffsrumpf, an den Wänden zahlreiche große Schwarz-Weiß Plakate auf angedeuteten Filmrollen. Wir sehen Prominente, die sich in James-Bond-Filmen auf den raren Schönheiten aus Holz präsentieren. Öffentliche Führungen beginnen in diesem Raum normalerweise mit einem Film, einem Zusammenschnitt bekannter Hollywood-Szenen.

Auch wir kommen nach einer Begrüßung durch Sassoli ein wenig später in den Genuss dieser Filmszenen, ein Muss für alle, die sich auf den Weg der ikonischen Luxusboote begeben, denen sogar ein fast 300-seitiges Coffeetable-Buch gewidmet ist. 1200 Euro kostet eine Ausgabe in der Luxus-Version, inklusive Filmklappe auf dem Buchcover. Der Wert der Marke müsse sich in allen Produkten wieder finden, Merchandising auf hohem Niveau, so die Philosophie in Sarnico. Die Riva-Boutique ist ein lukrativer Geschäftsbereich, der sich nicht nur auf Modellboote und Bücher erstreckt, sondern von Schlüsselanhängern, Basecaps über Geschirr und Back-Gammon-Spielen bis hin zu stilvollen Handyhüllen mit dem typischen Holzdeckdesign aus Mahagoni und Eiche, für 90 Euro. Nicht nur für Riva-Eigner ein passendes Accessoire.

Wir gehen durch mehrere Ausstellungshallen, sehen eines der rot-weiß lackierten Rennboote aus den Anfängen, von denen noch immer original Fotos das Rennen von Venedig nach Padua dokumentieren. Wir sehen viele Rivas, einige davon als Modell, sowie Fotos an den Wänden, die den aufwändigen Herstellungsprozess zeigen. Wir erfahren, dass eine Riva aus einem einzigen Mahagoni-Baum gefertigt wird. Daraus würden Paneelen hergestellt, die so lange gelagert werden müssten, bis der Feuchtigkeitsgehalt unter 5% fällt. Danach würden sie zum Verarbeiten wieder befeuchtet, kreuzweise übereinander und in eine Rumpfform gelegt, verleimt und bis zu 35 mal lackiert, in sehr dünnen Schichten, die das typische Erscheinungsbild prägen. Für die verwendeten Schrauben würden kleine Löcher gebohrt, die anschließend mit Propfen des gleichen Holzes überdeckt werden, sodass eine geschlossene Holzoberfläche entsteht. Details seien insgesamt von großer Bedeutung. Sämtliche Schrauben der äußeren Chrombeschläge und Namenszüge müssten stets mit dem Kreuz nach oben verarbeitet sein. Blank geputztes Chrom ist übrigens ein weiteres Merkmal, das sich auf dem lackiertem Mahagoni ab Anfang der 50-ger Jahre findet. Variieren die ersten Modelle noch im Farbdesign, von orange, dunkelblau zu gelb, so findet sich bei den Modellen ab der legendären Aquarama im Jahr 1962 das typische Aquamarin wieder. Die Farbe Sarnicos, denn während die anderen Seen Norditaliens im Sonnenlicht eher grün oder blau schimmern, so zeigt sich der Iseosee türkis oder aquamarin.

Nicht nur bei der Entwicklung der Motoren, auch beim Design beeinflussen sich Auto- und Bootsentwicklung. Angefangen bei Steuerrädern, die sich am Cadillac orientieren über die Motoren, die unter anderem von Rolls Royce und Lamborghini in den Holzrümpfen verbaut werden. Kraftvolle Motoren finden sich in den Booten wieder, wie bei dem Lamborghini-Modell mit fast 700 PS oder dem typisch roten Ferrari-Boot mit sogar 800 PS. Es geht aber auch anders herum. Bootsdesign definiert Autos, klein, aber fein, wie beispielsweise beim Riva-Modell des Fiat 500. Motorsport vereint Elemente.

Auf dem Weg in die nächste Halle kommt uns eine restaurierte Aquarama auf dem Landweg entgegen, ferngesteuert von einem Werft-Mitarbeiter. Plötzlich hören wir den typischen Sound, als zwei Boote gestartet und im Wasser getestet werden. Aber auch hier in Sarnico geht die Entwicklung weiter. Wir kommen in eine kleine Bootshalle mit einem Becken, in dem man eher Delfine erwarten würde. Hier befinden sich zwei Testboote der neuesten Generation, die zu diesem Zeitpunkt noch in der Entwicklung gewesen sind und die wir im Januar 2024 auf der boot Düsseldorf kurz vor der Serienreife wieder gesehen haben. Im letzten Werftgebäude werden schließlich aktuelle Riva-Modelle serienreif gefertigt. Luxusyachten, die zu diesem Zeitpunkt noch einen Blick auf die zahlreichen Kabel und die raffinierte Technik hinter den Wänden zulassen. Drei neue Yachten stehen hintereinander und werden in vier bis fünfköpfigen Teams parallel gefertigt, teilweise wieder in Holzoptik, in Anlehnung an frühere Zeiten. Schließlich beenden wir unseren Rundgang in der Kommandozentrale, dem Sitzungssaal mit einer breiten Fensterfront, der einen Blick auf das komplette Werft-Gelände und den türkis schimmernden See zulässt. Auch hier finden sich die typischen Farben und die Liebe zum Detail. Angefangen beim Interieur aus Mahagoni, weiß-türkisen Espresso-Tassen mit zartem Schriftzug und dem farblich passenden Gebäck. Fast zu schön, um es zu probieren. Alles passt perfekt.

Die Legende entwickelt sich weiter

Hightech mit klassischen Linien
Foto: Riva Werft

Auf der boot Düsseldorf treffen wir im Januar zwei Bekannte wieder. Riccardo Sassoli und die Riva El Iseo, der Elektroversion der Riva Iseo aus den 60-er Jahren, mittlerweile kurz vor der Serienreife. Als Prototyp bereits 2022 in Monaco präsentiert zeigt sich das Elektroboot in Anlehnung an den traditionellen Vorgänger als formschönes 27-Fuß-Runabout, komplett in aquamarin-metallic an einer Riva-Ladesäule. Laut Hersteller verfügt die El Iseo über einen von Parker Hannifin, einem führenden US-amerikanischen Konzern für Antriebs- und Steuerungstechnik, gelieferten Motor, der in Bezug auf Geschwindigkeit und Beschleunigung einiges zu bieten hat. Mit einer Leistung von 250 kW bis 300 kW erreicht das Boot laut Werft eine Reisegeschwindigkeit von 25 Knoten und eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Knoten, wobei die Beschleunigungskurve deutlich steiler ausfallen soll als die eines vergleichbar großen Bootes mit Verbrennungsmotor. Auch in puncto Reichweite sei die El Iseo sehr leistungsfähig und ermögliche bis zu zehn Stunden Fahrt.

Die Integration von Komponenten wie Getriebe und Bordkontrollsystemen, sowie die Verwaltung von Fahr- und Batterielademodi hat Xenta übernommen, ein Innovationsführer und ebenso Partner der Ferretti-Gruppe. Nach Angaben von Riva sei die neue El Iseo eine perfekte Kombination von Tradition und Innovation, im Sinne der Nachhaltigkeit. Wir werden es testen, wenn die neue Riva serienreif zur Verfügung steht, aktuell terminiert auf Mai diesen Jahres und wir sind gespannt auf die neue Perfektion in den Farben Sarnicos.


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