Eine Expedition der Royal Canadian Geographical Society (RCGS) hat das Forschungsschiff „Quest“ auf dem Grund der Labradorsee entdeckt. Das Schiff wurde bekannt, weil Sir Ernest Shackleton darauf starb, als er in die Antarktis reisen wollte. Sein Tod beendete das heroische Zeitalter der Polarforschung.
Das Schiff „Quest“, das später zu einem Robbenfänger umgebaut wurde, sank 1962 nordwestlich von St. John's. Es war in ein Eisfeld geraten und hatte ein Leck; es gibt Bildmaterial von seinem Untergang.
Ein internationales Team von Wracksuchern unter der Leitung von RCGS-Vorstand John Geiger nahm an der aktuellen Expedition teil. Er sagte: „Mit dem Fund der „Quest“ ist eines der letzten Kapitel in der außergewöhnlichen Geschichte von Sir Ernest Shackleton abgeschlossen." Shackleton war bekannt für seinen Mut und seine Brillanz als Führungskraft in Krisenzeiten. „Die tragische Ironie ist, dass sein Todesfall der einzige war, der sich jemals auf einem seiner direkt kommandierten Schiffe ereignete", betonte Geiger.
Vor der Suche wurde eine gründliche Analyse historischer Daten durchgeführt. In den letzten Wochen machte sich daraufhin ein Suchteam auf den Weg. Mit Hilfe hochauflösender Sonaraufnahmen entdeckten sie das Wrack in 390 Metern Tiefe.
Der Fundort vor der Küste Kanadas ist nicht zuletzt deshalb von historischer Tragweite, da Shackleton ursprünglich mit der „Quest“ eine Expedition in die Arktis geplant hatte. Diese war jedoch von der kanadischen Regierung nicht genehmigt worden. Daher hatte sich der Polarforscher vor nunmehr über hundert Jahren entschlossen, stattdessen die Antarktis anzusteuern.
Eine der ersten, die vom Schiffsfund erfuhr, war Alexandra Shackleton, die Enkelin des berühmten Forschers. Sie bemüht sich seit Jahren, das Erbe ihres Großvaters zu bewahren.
Die Shackleton-Rowett-Expedition verließ London im September 1921. Tragischerweise starb Shackleton im Januar 1922 auf Südgeorgien an einem Herzinfarkt und wurde dort auf Wunsch seiner Frau beigesetzt. Die Expedition setzte ihre Fahrt fort und kehrte später nach London zurück. Die „Quest“ wurde dann an eine norwegische Familie verkauft und fuhr anschließend als Robbenfänger.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie von der Royal Canadian Navy requiriert und später als Minensuchboot umgebaut. In den 1960er Jahren war sie bereits sichtlich gealtert. Bei einer Fahrt in der Labradorsee erlitt die „Quest“ schließlich einen kapitalen Schaden; Wasser drang ein, und am 5. Mai 1962 ging das Schiff auf Tiefe. Die Besatzung konnte sich glücklicherweise zuvor in Sicherheit bringen. Ein Fotograf hielt den Untergang im Bild fest.
Die Koordinaten des Unglücksortes wurden von Kapitän Olav Johannessen gemeldet, was entscheidend für die jetzige Entdeckung des Wracks war. Die Wissenschaftler zogen zudem historische Wetter- und Eisdaten zu Rate, um die Suche zu verfeinern. Dank eines Schlepp-Sonarsystems konnten sie die „Quest“ am vergangenen 9. Juni lokalisieren, etwa eine Seemeile entfernt von der von Johannessen gemeldeten Position.
Als nächstes ist nun geplant, das Wrack detailliert zu vermessen. Dazu wollen die Wissenschaftler einen Tauchroboter einsetzen.
Ein Expeditionsteilnehmer fasste den Erfolg der Suche so zusammen: „Shackleton hatte Geduld, wenn es nötig war, er handelte entschlossen, aber nie unüberlegt. Und genau das mussten auch wir hier tun: unseren Plan verfolgen und viel Geduld aufbringen. Nur das würde sich auszahlen - und das hat es!“