TestCruiser - Freund der Familie

Ralf Marquard

 · 27.07.2021

Test: Cruiser - Freund der FamilieFoto: Dieter Wanke

Die neue Focus Power 36 bietet Komfort für die vierköpfige Crew und ist dank einer kräftigen Motorisierung sportlich unterwegs

Focus Motor Yachts ist ein niederländisches Unternehmen mit Sitz in Amsterdam. In BOOTE 11/2019 hatten wir bereits die kleine Schwester Focus Power 33 getestet. Das neueste Meisterstück: die Focus Power 36. Sie ist die überarbeitete Version der früheren Elan 35 (Produktion wurde ein­gestellt) und zeigt weiterhin die Handschrift des Designers Tony Castro.

Die Neue ist ein moderner Cruiser, der sich für längere Touren genauso gut eignet wie für sport­liche Weekend- und Badeausflüge. Sie bietet der Crew mit vier vollwertigen Kojen, Pantry, Sitzecke im Salon sowie einer kompletten Nasszelle den passenden Reisekomfort.

Foto: Dieter Wanke

Fangen wir im Bug an: Dort steht eine etwas anders geschnittene und angeordnete Doppelkoje. An der Steuerbordseite hat der Designer zwei Stufe integriert, damit man einfacher ins Bett klettern kann. Die Polster haben eine bequeme Festigkeit und werden über Löcher in den Staukastendeckeln belüftet. Eine Tür neben dem Kabineneingang führt den Eigner direkt in die Nasszelle. Die anderen Mitreisenden betreten diesen Raum über einen Zugang direkt vom Salon aus. Im "Pflegebereich" gibt es ein zu öffnendes Bullauge, ein elektrisches Marine-WC, ein Waschbecken und einen herausziehbaren Duschkopf – der notwendige Bodenablauf liegt unter einer Gräting. Mit meinen 1,80 m Größe muss ich den Kopf leicht neigen, habe aber ansonsten gute Bewegungsfreiheit. Im Eingangsbereich der Unterflur­kabine kann ich aufrecht stehen; die Höhe über den bequemen und unterlüfteten Polstern fällt dagegen bauartbedingt deutlich geringer aus. Praktisch: die Durch­lüftungsmöglichkeit. Auf beiden Seiten (quer zur Fahrt­richtung) lassen sich die Bull­augen öffnen.

Noch mehr Informationen? Den Test der Focus Power 36 mit technischen Daten und weiteren Bildern finden Sie in BOOTE-Ausgabe 08/2021 seit dem 21.07.2021 am Kiosk oder online im Delius Klasing-Shop.

Der Weg in die Unterflurkabine führt durch eine in der Mitte geteilte Pantry im Salon. Der eine Küchenblock ist mit einem Kocher, der andere mit einer Spüle ausgerüstet. Stauraum sind ordentlich vorhanden, was übrigens für das gesamte Boot gilt. Der Pantry gegenüber steht eine Sitzbank (auch als Notkoje nutzbar) mit Klapptisch. Diese Sitzecke bietet genügend Platz für drei Personen – es geht auch zu viert, dann wird’s aber eng am Tisch.
Die Hauptsitzecke ist im Cockpit untergebracht, sie ist U-förmig ausgeführt und fördert so die Geselligkeit. Ihr gegenüber steht eine Wetbar, deren Geräte (Kühlschrank, elektrischer Grill, elektrischer Kocher) man auf der Zubehörliste findet. Über allem thront das Hardtop, dessen Seitenteile aus Persenningstoff und Folienfenster das Cockpit in ein wetterfestes Wohnzimmer verwandelt. Für die Sonnenanbeter gibt es eine großzügige Sonnenliege im Heck und auf dem Vordeck. Wer auf die Badeplattform möchte, geht über den Heckausgang an Backbord (vorbildlich mit Tür). Neben der Tür sitzt auch gleich die Heckdusche. Um sicher ins und vor allem wieder aus dem Wasser zu steigen, installiert Focus eine lange und auch breite Badeleiter.

Foto: Dieter Wanke

Nun wieder ins Cockpit, genau gesagt, auf den Fahrersitz. Dort findet der Skipper einen technisch gut ausgerüsteten Fahrstand. Bis auf leichte Spiegelungen lassen sich die Instrumente gut ablesen, auch die Positionen von Lenkung und Schaltung lassen kaum Wünsche offen. Der Sitz bietet einen super Seitenhalt und wird zusammen mit der festen Polsterung dem Namen Sportsitz durchaus gerecht. Häufig fährt der Skipper wohl auch mit hochgeklappter Sitzfläche. Er stellt sich dann auf das Fußbrett (wird auf zwei Rohrgestelle gelegt) und schaut oben aus dem geöffnetem Faltdach – den frischen Fahrtwind um die Nase gibt es dann gratis.

Zum Fahren: Das Ablegemanöver gelingt mit den beiden Z-Antrieben und dem Bugstrahlruder (Zubehör) exakt und sicher. Nun geht es in langsamer Fahrt, bei der der Rumpf gut geradeaus läuft, auf den Rhein bei Worms, wo unser Bootshändler (Allegro Boote) seinen Firmensitz hat. Am Testtag herrscht recht reger Berufsverkehr, der eine ordentliche Kabbelwelle erzeugt, ein Übriges tut der Wind, der in Gewitterböen doch recht auffrischt. Auf jeden Fall nimmt der Rumpf die Kabbelsee gelassen und überspringt sie weich. Fährt man in dieser Situation noch enge schnelle Kurven, heißt es gut festhalten, was auf den hinteren Plätzen nur am Tisch oder an den Lehnen gelingt, denn Handläufe direkt im Bereich der Sitzecke gibt es auf unserem Testboot nicht. Slalomkurse sind sicher und exakt zu dirigieren, und beim Verreißen der leichtgängigen Lenkung setzt das Heck weich ein.

Noch mehr Informationen? Den Test der Focus Power 36 mit technischen Daten und weiteren Bildern finden Sie in BOOTE-Ausgabe 08/2021 seit dem 21.07.2021 am Kiosk oder online im Delius Klasing-Shop.

In die richtige Trimmlage bringen wir die Focus 36 mit der Powertrimm-Einrichtung und den optionalen Trimmklappen, Letztere zeigen sich besonders in der Übergangsphase von Verdränger- in Gleitfahrt von Vorteil, denn dann bleibt der Bug spürbar weiter unten und man kann uneingeschränkt nach vorn schauen. Erreicht die Focus 36 knapp 22 kn, drehen die Dieselmotoren 2500 U/min und man ist wirtschaftlich unterwegs. Mit einem Verbrauch von 2,46 l/sm errechnet sich eine Reichweite von 190 sm plus 15 % Reserve, was für diese Bootsgröße ein ausreichender Wert ist. Die Lautstärke bleibt mit 78 dB/A in einem recht moderatem Bereich. Bei Vollgas
(43,5 kn) wird’s spürbar lauter, und der Aktions­radius sinkt auf unter 130 sm.

Diese Messwerte erreichen wir mit der stärksten Motorisierung, zwei 370-PS-TDI-Diesel aus dem Hause Mercury, sie bringen die Kraft über Bravo-III-Antriebe und Doppelpropeller drehmomentstark ins Wasser. Wer zu den beiden Maschinen vordringen möchte, muss einige Polster der Sitzbank entfernen und die darunter liegenden
Klappen öffnen. Ein weiterer Einstieg führt direkt vom Fußraum des Cockpits in den vorderen Bereich des Motorraums. Besonders der Techniker, der an der Backbordmaschinen arbeitet, muss sich recht dünne machen.

Die Installationen zeigen eine gute Ausführung, das beginnt bei fest verlegten Leitungen und Schläuchen, geht über zusätz­liche Dieselfilter, fernschaltbare Sprithähne, gut befestigte Batterien, elektronisch gesteuerte Hauptschalter, gut erreichbare Sicherungsauto­maten bis zu den fest verankerten Einbautanks. Bei Letzteren stört uns, dass der Fäkalientank auf der Optionsliste steht.

Noch mehr Informationen? Den Test der Focus Power 36 mit technischen Daten und weiteren Bildern finden Sie in BOOTE-Ausgabe 08/2021 seit dem 21.07.2021 am Kiosk oder online im Delius Klasing-Shop.

Die kompletten Lenz- und Feuerlöschanlagen gefallen uns, auch die solide Reling und die stabilen Klampen können überzeugen, was bis auf nur ganz wenige Ausnahmen ebenfalls auf die gesamte Verarbeitung zutrifft. Lob verdient außerdem das Ankergeschirr, denn der Anker selbst gehört genauso zum Standard wie die elektrische Ankerwinsch, Kette und Bugrolle. Wer noch die Allwetterlösung möchte, findet Klimaanlage und Heizung auf der Zubehörliste.

Fazit

Die Focus Power 36 ist ein Cruiser, mit dem die Familie prima reist und auf dem man auch mit mehreren Personen reichlich Spaß bei Badeausflügen und Kurztrips hat. Sie bietet ein tolles Cockpit und macht mit den beiden Mercury-Dieselmotoren auch eine sportliche, aber immer angenehme Fahrt. Sie ist fach­männisch verarbeitet und hat eine gute Sicherheitsausrüstung.