TestFairline Targa 48 GT - Auf großer Fahrt

Peter Laessig

 · 28.10.2019

Test: Fairline Targa 48 GT - Auf großer FahrtFoto: Fairline Yachts
Die neue Fairline Targa 48 GT im Test | st

Das neue Modell der britischen Bootsbauer zeigt sich sportlich und komfortabel. Aber ist die 48 Gran Turismo auch ein Boot für lange Strecken?

Von der Nordsee her pfeift uns ein starker Wind von etwa fünf bis sechs Beaufort entgegen. Wir sind auf dem Grevelingenmeer in der Nähe der Marina Port Zélande unterwegs und sitzen geschützt am Fahrstand der Targa 48 GT. Das Kürzel steht für Gran Turismo und beschreibt in der Regel gut motorisierte, aber dennoch komfortable Sportwagen. Hat Fairline es auch geschafft, die Targa 48 für die "Grand Tour" fit zu machen?

Im Gegensatz zur Targa 48 Open, besitzt die GT-Version nun ein Hardtop, das neu gewonnenen Komfort gewährleistet. Das Schiebedach kann je nach Wetterlage per Knopfdruck geöffnet oder geschlossen werden, und eine dreiteilige Glasfront achtern lässt Wind und Wetter ebenfalls draußen – wenn gewünscht.

Die Targa 48 GT gibt es entweder mit zwei oder mit drei Kabinen. In der Zwei-Kabinen-Version wird der Raum für eine zweite Dinette genutzt. Die Eignerkabine erstreckt sich über die gesamte Schiffsbreite, sodass noch Platz für ein Sofa bleibt, und es gibt einen direkten Zugang zum privaten Bad. Die Gäste der Bug- und Steuerbordkabine teilen sich ein weiteres Bad, das widerum nur von den Kabinen aus zugänglich ist. Auf dem Weg zur Toilette muss man daher selbst am Tage immer durch eine der Kabinen laufen – das ist etwas ungünstig gelöst.

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Foto: boote

In beiden Versionen kann anstelle des Stauraums achtern unter der Cockpitsitzbank auch eine Crew-Kabine (Extra) eingebaut werden. Die Pantry befindet sich auf unserem Testboot in der untersten Etage an Backbord, auf Wunsch ist der Einbau aber auch im Salon oben möglich. Als Antrieb dienen zwei Volvo-Penta-Diesel mit IPS-Antrieben. Möchte man zu Service-Zwecken oder beispielsweise zum Kontrollieren der Kraftstoffvorfilter in den Motorraum, wird es allerdings etwas heikel.

Beim Einstieg muss man unten auf den schmalen Stufen bleiben, um nicht am Steuerbord-Motor auf fragile Motorteile zu steigen. Ist man unten angelangt, geht es insgesamt recht eng zu. Muss man nun an die Filter, versperrt die Metall-Einstiegsleiter den Weg, und man braucht eine zweite Person, die die Leiter in das Cockpit hochzieht. Insgesamt nicht servicefreundlich.

Neben dem Motorraumzugang gibt es noch eine "Notfallluke". Denn sollte ein Feuer im Maschinenraum ausbrechen, kann man von dort aus per Fernsteuerung den Feuerlöscher aktivieren sowie die Kraftstoffhähne schließen. Bemerkenswert: Es sind hier sogar zwei Handlenzpumpen untergebracht. Die Thermo-Sicherungen sowie die Relais-Schalter für die Batterien sind elegant in einem Schrankfach im Flur versteckt und lassen sich von hier aus benutzerfreundlich bedienen.

Zurück zum pfeifenden Nordseewind: Wir sitzen nicht nur gut geschützt, sondern werden auch noch komfortabel über das unruhige Kabbelwasser getragen. Mit dem, was unser Testboot vor den Bug bekommt, hat es jedenfalls überhaupt keine Probleme. Damit wir in Verdrängerfahrt keinen störenden Wellenschlag im Uferbereich mit unserem Boot erzeugen, fahren wir nicht schneller als 8 kn.

Die kleinste Gleitfahrt messen wir bei 2000 U/min und einem Tempo von 17 kn. Damit man mit der Targa 48 GT wirtschaftlich unterwegs ist, muss man die Fahrt auf 24 kn bis 28 kn erhöhen und beide Motoren zwischen 2400 und 2600 Runden drehen lassen.

Eine Tankfüllung reicht dann theoretisch für einen Aktionsradius von nur etwa 204 sm plus 15 % Reserve. Damit erfüllt die Targa unser Testkriterium für die Mindestreichweite nicht.

Wie auch bei Langstreckenrennen mit dem Sportwagen, muss man ebenso mit der 48 GT zwischendurch mal einen Boxenstopp einlegen. Wer mit einer Tankfüllung weiter kommen will, sollte ein paar "Gänge" runterschalten. So kann auch ein Ziel in rund 1060 sm Entfernung (plus Reserve) noch erreicht werden.

Immerhin lässt sich die Gran Turismo mit nur einem Motor und voll ausgefahrenen Trimmklappen in Gleitfahrt bringen und könnte theoretisch mit einer Tankfüllung 153 sm weit fahren, plus Reserve. Dank einer wirksamen Schalldämmung messen wir im geschlossenen Salon bei Vollgas einen Schalldruck von maximal 75 dB/A.

Unterhaltungen sind selbst bei voller Fahrt noch gut möglich und auch dem Musikgenuss steht nichts im Weg.

Im Hafen lässt sich das Testboot dank serienmäßigem Joystick und optionalem Bugstrahlruder in jede Richtung manövrieren. Einen zweiten Joystick findet man unter der klappbaren Armlehne an Steuerbord der Cockpitsitzbank. Nette Idee, aber wenig zweckmäßig, da man keinen Einblick auf die Steuerbordseite des Bootes hat.

Besser ist da die Sicht am Fahrstand, von wo aus man das Boot rundum gut einsehen kann. Der Fahrstand ist mit je einem Schalensitz für Skipper und Beifahrer ausgestattet. Der Fahrer sitzt dabei mehr Richtung Bootsmitte, der Beifahrer rechts daneben.

Diese Sitzposition beeinträchtigt jedoch die Sicht bei Kurvenfahrten, da die Dachholmen ins Blickfeld geraten, wenn sich das Boot seinem tiefen V-Rumpf folgend zum jeweiligen Kurvenmittelpunkt neigt. Darüber hinaus holt das Testboot aufgrund kleiner Einschlagwinkel der Pod-Antriebe weit aus, was uns damit begründet wird, dass dies vom Eigner so gewollt ist. Dadurch fallen auch alle mit Höchstgeschwindigkeit gefahrenen Extremmanöver sehr moderat aus.

Wer allerdings häufig auf Binnenrevieren wie dem Rhein fährt, sollte die Einschlagwinkel der IPS-Antriebe enger justieren lassen, um in schnellen Kurvenfahrten den Ufern nicht zu nahe zu kommen. Dafür braucht man auf dem Rhein kein extra Patent, da das Boot in der Länge unter 15 Meter misst.

Fairline hält eine lange Zubehörliste für ihre Targa 48 GT parat. So kann der zukünftige Eigner sein Boot beispielsweise mit einer hydraulisch absenkbaren Badeplattform ausstatten, die mit 400 kg Zuladung keine Probleme hat. Dingi oder Jetski können darauf ohne weiteres geparkt werden. Außerdem wäre ein Bugstrahlruder anzuraten, denn trotzt IPS-Antrieben und Joystick machen längere Rückwärtspassagen bei Seitenwind ohne dieses Hilfsmittel keinen Spaß.

Das Geld für den zweiten Joystick kann man sich dafür aus den bereits genannten Gründen sparen. Wer in Deutschland auf Nord- und Ostsee sowie Teilen der deutschen Binnengewässer fahren will, muss noch in eine attestierte Navigationsbeleuchtung investieren. Dann steht der "Grand Tour" mit Freunden oder der Familie nichts mehr im Weg.

FAZIT

Fairline hat mit der Targa 48 GT ein Boot aufgelegt, das sich sowohl für sportliche Zwecke als auch für Familienausflüge gut eignet. Mit den Reichweiten in Gleitfahrt hapert es jedoch, was es bei langen Strecken zu bedenken gibt.

Den vollständigen Test lesen Sie in der Oktober-Ausgabe 2018 von BOOTE. Oder Sie laden sich das PDF zum Test weiter unten herunter.

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