Ralf Marquard
· 10.12.2017
Bei der in Sneek gefertigten Stahlyacht, hat der Eigner reichlich Ausstattungs- und Aufteilungsmöglichkeiten
Für uns ist es wichtig, dass wir unseren Kunden möglichst viele Gestaltungsmöglichkeiten geben können" – so die Firmenphilosophie der Jetten-Werft. Das geht natürlich nur in einem gewissen Rahmen, da ja Rumpf und Decksaufbau vorgegeben sind.
Wie flexibel man jedoch sein kann, zeigt unser Testboot, die Jetten 45 AC. In den Konstruktionsdaten gibt es drei Layout-Vorschläge, doch keine dieser Aufteilungen entspricht der des Testbootes. Sondern es wurde noch eine anderere Mixtur daraus gewählt. Bei allen gleich ist der Niedergang vom Cockpit über eine Treppe im Salon. Der Eingang ist jedoch im Lukbereich noch nicht optimal gestaltet (Stoßgefahr) und soll für einen bequemeren Einstieg bei zukünftigen Modellen verändert werden. Gleiches gilt für die Tür zur Eignerkabine, diese bekommt noch etwas mehr an Breite.
Zurück zum Salon: Hier stehen die komplett ausgerüstete Pantry und eine U-Sitzecke, an dessen Rückwand (zur Plicht), sich der Eigner einen Fernseher installieren ließ – Vorteil dieser Anordnung. Der Koch und die restliche Fahrgemeinschaft befinden sich auf gleicher Höhe und haben dadurch die Möglichkeit, zusammen zu klönen, gemeinsam fernzusehen oder zu kochen. Besonders schön fallen die großen Fenster an den Seiten und der Front auf. Sie sorgen für einen weitreichenden Panoramablick.
In diesem Punkt sind auch die Fenster in der Heckwand der Eignerkabine zu nennen. Auf der Koje liegend, ermöglichen sie entspannte und verträumte Blicke nach achtern. Am einfachsten krabbelt man von der Seite in die Koje mit Lattenrosten und komfortablem Polster rein. Stauraum ist in der Eignerkabine ebenso reichlich vorhanden, wie in der Bugkabine, die für Gäste vorgesehen ist. Bei solch einer Bootsgröße ist es nicht verwunderlich, dass Dusche und Toiletten getrennt sind. Alle vier Räumlichkeiten sind großzügig gestaltet, haben zweckmäßige Aufteilungen und wirksame Lüftungen.
Bei schönem Wetter ist natürlich die Plicht mit einer weiteren Sitzecke und dem Fahrstand der schönste Bereich. Aber auch bei schlechtem Wetter - wie an unserem Testtag - lässt sich dieser Raum dank des Kabrioverdecks weiter nutzen.
Gesteuert wird die Jetten an einem modern gestalteten Fahrstand mit Monitoren, an dem der Fahrer alles im Blick hat. Ein freistehender Armlehnensitz (Eignerwunsch) lässt sich in alle Richtungen verstellen und damit für jeden Benutzer eine angenehme Sitzstellung finden. Stehende Fahrer schieben den Sitz einfach etwas nach hinten und können Steuerrad und Lenkung gut bedienen. Sitzend schaut man durch eine Sicherheitsglas-Windschutzscheibe, die drei Scheibenwischer bei Regen und Spritzwasser sauber halten.
Um eine geringere Durchfahrtshöhe zu gewährleisten, kann man den Verdeckbügel klappen, dann verringert sich die Höhe ab der Wasserlinie von 4,70 m immerhin auf 3,20 m. Auf unserer Tour vom Testboothafen in Sneek zum gleichnamigen Meer, hatten wir keine Durchfahrtsprobleme und konnten so das Dach drauflassen.
In der Fahrrinne des Sneekermeeres erreichten wir mit dem installierten 210-PS-Vetus-Sechszylinder eine Höchstgeschwindigkeit von rund 9,5 kn, was etwa 1 kn über der theoretischen Rumpfgeschwindigkeit liegt. Was wiederum heißt, dass man nicht besonders wirtschaftlich (4,46 l/sm) unterwegs ist. In Marschfahrt mit gut 7 kn reduziert sich der Verbrauch auf etwa ¼ im Vergleich zu Vollgas und ermöglicht mit dem 900-l-Dieseltank eine Reichweite von beachtlichen 642 sm, plus gut 100 sm als Reserve. Dass es dabei auch ruhig und gelassem zugeht, belegt der Lautstärkepegel um die 60 dB/A am Fahrerohr. Bei Vollgas haben wir nicht mehr als 69 dB/A gemessen.
Wind um 5 Bft. erzeugt eine kleine steile Welle auf dem Sneekermeer, diese beeinflusste das Boot jedoch, bis auf etwas Spritzwasser auf der Frontscheibe, nicht. Trotz des hohen Verdecks brachten Windböen die Jetten kaum vom Kurs ab. In Vollgaskurven legt sich das Boot nur gering auf die Kurvenaußenseite und schwingt ganz locker in die eigene Welle ein, dabei klappert nichts in den Schränken und von den Tischen wird auch nichts gefegt. Langsame Manöver fährt man mithilfe von Bug- und Heckstrahlruder zielsicher und entspannt.
Nicht ganz so locker hat es der Mechaniker, der bei geöffneter Klappe im Salonboden erst mal einen tiefen Schritt in den Motorraum machen muss. Will er dann noch in den hinteren Bereich des Motors und schnell mal was erledigen, heißt es Kopf einziehen, denn die Stehhöhe fällt nicht besonders üppig aus. Um besser an die verzwickte Ecke ranzukommen, führt ein Hilfszugang über die Salonbank. Die Installationen machen einen guten Eindruck, besonders die doppelte Dieselfilteranlage zeigt das Sicherheitsbewusstsein. Gleiches gilt für die Feuerlöschanlage im Motorraum und die Lenzanlage mit mehreren elektrischen und manuellen Pumpen.
Den sicheren Weg auf das Vordeck garantieren breite Seitendecks und eine solide Reling. Auf die rutschsichere Badeplattform mit zusätzlicher Hydraulikausführung (Eignerwunsch) gelangt man über zwei Treppen mit Handläufen direkt von den Seitendecks. Obwohl das Boot das erste seiner Art ist, kann sich die Verarbeitung sehen lassen.
Was allerdings nicht so seemännisch ausfällt, sind die kantigen Türdrücker und teilweise spitzen Möbelkanten, bei denen man sich im Notfall im Seegang nicht ohne Blessuren an der Hand abstützen kann.
Damit die Außenhaut der Jetten nicht so schnell Kratzer und Beulen bekommt, installiert die Werft dicke Scheuerleisten ums Boot. Fender lassen sich problemlos an Reling und Handläufen hängen, das Boot selber macht man an soliden Klampen fest.
Fazit:
Die Jetten 45 AC ist ein gut verarbeitetes Boot, das für See- und Binnenreviere konstruiert ist. Bei der Aufteilung hat der Eigner reichlich Wahlmöglichkeiten, gleiches gilt für die Holzarten. Unser Testboot ist für vier Personen ausgelegt, die auch einen hohen Komfort an Bord genießen.