Ralf Marquard
· 14.09.2020
Der Weg ist das Ziel: Die Balt 918 Titanium bietet bis zu sechs Schlafplätze und viele praktische Details
Wer sich über die Balt-Boote informiert, stellt schnell fest, dass es sich um praktische Kajütboote handelt. Ansprechen sollen sie Charterunternehmen genauso wie Privateigner, die gemütlich Reisen möchten. Unser Testboot, die Balt 918 Titanium, hält dafür drei Kabinen, eine Nasszelle, Salon mit Fahrstand und Pantryblock sowie ein überdachtes Cockpit bereit. Alles ist auf eine möglichst hohe Effektivität ausgerichtet. Eine Aussage auf der Internetseite unseres Testboothändlers T&R Yachthandel: "Die Idee in der Yacht liegt in den Bedürfnissen der Kunden, die ein Schiff nicht wegen seiner Größe, sondern wegen seiner Funktionalität schätzen."
Dazu muss natürlich auch die Motorisierung passen, empfohlen werden Außenborder von 40 bis 150 PS oder Einbaudiesel bis maximal 80 PS. Mit genau solch einem Diesel sind wir unterwegs. Er bringt seine Kraft jedoch nicht über ein Wendegetriebe ins Wasser, sondern über einen Sail-Drive, der wie auch große POD-Antriebe im Bootsboden sitzt. Letzterer ist drehbar und lenkt damit das Boot. Bei der 918 Titanium ist er aber "festgesetzt", und ein herkömmliches Ruderblatt übernimmt die Bootssteuerung. Damit lassen sich vorwärts eingekuppelte Wendekreise von etwa 1 1/2 Bootslängen fahren, rückwärts eingekuppelt liegen sie je nach Richtung zwischen etwa 2 und 4 Bootslängen. Beim Umsteuern von der einen zur anderen Seite reagiert das Boot recht direkt. Das installierte 2-kW-Bugstrahlruder vereinfacht das Manövrieren im Hafen noch spürbar.
In schnellen Kurven verhält sich das Testboot verdrängertypisch und legt sich auf die Kurvenaußenseite. Dabei liegt der Rumpf jedoch so stabil, dass nichts in den Schränken rappelt oder von den Ablagen rutscht. Die bereits erwähnte Steuerung zeigt sich dabei von einer leichtgängigen Seite. Damit lässt sich das Boot auf Slalomkursen auch locker von einer Seite zur anderen dirigieren. Besonders positiv fällt das Ruder noch in Kanalfahrt auf, denn man muss es so gut wie nicht benutzen, da die Balt fast wie an der Schnur gezogen geradeaus fährt. Das macht das Wasserwandern richtig entspannend, was der Lautstärkepegel von maximal 78 dB/A am Fahrstand unterstützt.
Wer als Reisegeschwindigkeit gut 7 kn anlegt, kommt mit einer Tankfüllung plus 15 % Reserve 130 sm weit, ein Wert, der für diese Bootskategorie ausreicht. Als Option bekommt man einen größeren Tank mit 239 l, was die Balt zum absoluten Langstreckenläufer macht. Wer mal "auf die Tube drückt", schafft mit dem Standardtank nur noch 54 sm, denn bei Vollgas erhöht sich der Spritverbrauch naturgemäß kräftig.
Noch mehr Informationen? Den Test der Balt 918 Titanium mit allen technischen Daten, weiteren Messergebnissen und voller Beurteilungen finden Sie in BOOTE-Ausgabe 10/2020 ab 16.09.2020 am Kiosk oder online im Delius-Klasing-Shop.
Bedient werden Diesel und Getriebe an einer ausreichend leichtgängigen Kabelschaltung, die sich wie das Ruder uneingeschränkt umfassen lässt. Der Fahrer sitzt auf einem gut gepolsterten Schalensitz, der sich etwas vor- und zurückschieben lässt. Ich hatte mit meiner Größe von 1,80 m kein Problem, eine bequeme Fahrstellung zu finden. Allerdings konnte ich nicht stehend fahren, da mein Kopf gegen das Kabinendach stieß. Der Blick durch die Windschutzscheibe ist aufgrund der dunklen Ablage gut, bei Regenwetter und Spritzwasser gibt es auf dem Standardboot allerdings einen Blindflug, denn der Scheibenwischer steht auf der Zubehörliste; Gleiches gilt für den Kompass. Der Blick auf den Kartenplotter ist uneingeschränkt, das Motor-Panel von Yanmar liegt etwas tief im Kniebereich. Die Verbraucher schaltet man an Wippschaltern und einem Automaten-Panel (im Vorraum zu den Kabinen).
Das Herzstück des Boots erreicht man über eine Bodenklappe im Cockpit. Neben dem Motor kann der Mechaniker problemlos stehen und seine Arbeiten ausführen. Bei den Installationen gefallen uns besonders der fernschaltbare Sprithahn und eine Filteranlage mit Alarm. Die E-Anlage versorgen auf unserem Testboot drei Gel-Batterien, die wiederum von der Lichtmaschine oder dem Landanschluss gespeist werden.
Leben an Bord: Wie bereits erwähnt besitzt das Boot drei Doppelkojen. Die im Bug fällt am breitesten aus und ist für den Eigner gedacht. Die Unterflugkabinen sind identisch (nur spiegelverkehrt) und mit 1,30 x 2,08 m großen Kojen ausgerüstet. Im Eingangsbereich beträgt die Stehhöhe 1,92 m und flacht bauartbedingt auf 0,80 m über der Koje ab. Staumöglichkeiten sind für alle drei Kabinen angemessen vorhanden, besonders positiv fallen die Schränke durch ihre Lüftungsgitter auf. Die Nasszelle wird über ein Bullauge mit Frischluft versorgt. Der Platz um das Marine-WC fällt ausreichend großzügig aus, geduscht wird mit einem herausziehbaren Schlauch (aus
Wasserhahn) und einem Ablaufgitter im Boden. Manko: Dusche und WC gehört nicht zum Standard. Gleiches gilt für den Kühlschrank im Pantryblock, der ansonsten mit der Kombination aus Spüle/2-Flammen-Gaskocher und Stauraum passabel ausgerüstet ist.
Der Pantry gegenüber steht eine Sitzecke, in der vier Personen Platz finden. Das Besondere an der vorderen Bank: Die Lehne lässt sich klappen und zum Beifahrerplatz wandeln.
In den Außenbereich geht es über einen Eingang mit Schiebetür. Im Cockpit steht eine U-Sitzecke, die sich mit einem Tisch aufrüsten lässt. An Steuerbord ist ein Heckdurchgang zur Badeplattform (mit Leiter und gut platzierten Handläufen) eingelassen, den ein Klapppolster der Cockpitbank verschließt. Auf das Vordeck gelangt man über rutschfeste Seitendecks, Halt findet man dabei an Reling und Handläufen. In den Bug integriert die Werft einen Sitz (Polster optional), auf dem man einfach die seichte Fahrt in den Sonnenuntergang genießen kann.
Noch mehr Informationen? Den Test der Balt 918 Titanium mit allen technischen Daten, weiteren Messergebnissen und voller Beurteilung finden Sie in BOOTE-Ausgabe 10/2020 ab 16.09.2020 am Kiosk oder online im Delius-Klasing-Shop.