Ralf Marquard
· 31.12.2022
Mit der Linssen 55 SL AC Variotop reist man bequem Binnen und Buten – und das mit einem modernen Aussehen
Mit der Linssen 55 SL AC Variotop bringt die Werft ein solides, gut erprobtes und im Detail verbessertes Konzept in einem modernen Look auf den Stahlboot-Markt. Sie ist die erste Variotop in der SL-Serie und zeigt für mich ein moderneres, frischeres Aussehen.
Das gilt jedoch nicht nur für das äußerer Erscheinungsbild, sondern ebenso für den Innenausbau des Bootes. Die Linssen bietet hier insgesamt drei Kabinen und zum weiteren Wohlfühlen einen zentralen großen Salon, der mit zwei Sitzecken und einer Pantry ausgerüstete ist. Beginnen wir im Bug, hier ist die VIP-Gästekabine untergebracht. Sie bietet eine komfortable Doppelkoje, die mit Lattenrost unter der Matratze aufwartet. Reichlich Stauraum findet man hier ebenso wie eine Tür, die direkt in den Toilettenraum führt. Eine weitere Tür ermöglicht den Zugang vom Vorraum. Dieser Eingang ist für die Gäste aus der zweiten Kabine vorgesehen. An den Toilettenraum schließt sich nach achtern ein separater Duschraum an. Gegenüber ist die zweite Gästekabine untergebracht, die zwei Einzelkojen (unterlüftete Polster) bereithält.
Der Eigner findet seinen großzügigen Bereich in der Achterkabine. Hier lässt ihn ein große Doppelkoje komfortabel schlafen. Eine kleine Sitzeinheit (mit Tisch) für zwei Personen bietet sich als gemütlicher Lese- und Schreibort an. Dass die Eigner-Nasszelle großzügig ausfällt, ist natürlich auch nicht verwunderlich, Gleiches gilt für die Staumöglichkeiten.
Eine Etage höher im Salon der Linssen findet man gleich zwei Sitzecken, die eine ist direkt vis-à-vis der Pantry angeordnet. Die Küche bietet alles, was man sich wünscht, und die Sitzecke gemütliche Polster. Gleiches gilt für die Sitzecke, die nach achtern anschließt. Der dazugehörige Tisch kann optional als elektrische Ausführung (Höhenverstellung) mit Einlegepolster bestellt werden und lässt sich dann zur Koje oder einfach mal zur gemütlichen Fernsehliege wandeln. Der gesamte Salon hat eine schöne Stimmung durch die großen Fenster mit reichlich Lichteinfall.
Sehr viel Sonne bekommt man auch am Fahrstand ab, und hier natürlich dann, wenn man das Variotop nach achtern gefahren hat. Das geschieht kinderleicht auf Knopfdruck, eine Elektro-Hydraulik-Einheit lässt das Dach soft nach achtern fahren – und natürlich auch wieder zurück. Gibt es mal Probleme mit dem System, auch nicht so schlimm: Die Hydraulikpumpe steht unter der Seitenbank an der Backbordseite des Steuerhauses und lässt sich dort auch per Handbetrieb bedienen. Wer vom Steuerhaus auf die Plicht des Achterdecks will, geht durch eine Doppeltür (lichte Höhe etwa 1,80 m). Dort findet er eine riesige U-Sitzbank mit höhenverstellbarem Tisch. Unter der Bank (an Backbord) ist auf unserem Testboot eine Kühlschublade installiert, die sich gut für Getränke eignet. Wer ins kühle Wasser möchte, erreicht die hydraulische Badeplattform über seitliche Treppen von den Seitendecks aus. Dort unten gibt es viel Platz, eine Badeleiter und eine Heckdusche.
Zurück ins Steuerhaus. Wir nehmen auf einer Doppelbank mit guter Polsterung Platz. Beim Ab- und Anlegen helfen auf dem Testboot ein Bug- und ein Heckstrahlruder, die beide von dem 17,5-kW-Generator gespeist werden. Um den sicheren Betrieb zu garantieren, haben die Strahlruder „Vorrang“ vor allen anderen Geräten an Bord.
Wir haben abgelegt und fahren mit den zwei neuen Mercury-Diesel-2.0-L in Richtung Maas los. Wir erreichen auf der Maas bei Volllast etwa 10 kn und errechnen einen Verbrauch von 5,14 l/sm, was zusammen mit den Tankvolumen von 2370 l abzüglich 15% Reserve eine Reichweite von 392 sm ergibt. Der Geräuschpegel liegt in dieser Situation bei 67 dB/A. Noch spürbar angenehmer wird’s um die 7 kn (1750 U/min), dann zeigt unser Messgerät nur noch 56 dB/A am Fahrstand. Der Dieselverbrauch hat sich ebenfalls kräftig verringert, er liegt bei 1,65 l/sm, was eine Reichweite von 1224 sm ergibt. Bei 4 kn sind rein rechnerisch sogar etwa 3000 sm drin. Also die Bezeichnung Fahrtenyacht hat die Linssen schon sicher.
Dass sie in schnellen Kurven auch noch äußerst stabil reagiert, ist ja schon keine Überraschung mehr, denn der SPH-Rumpf ist dafür bekannt. Das heißt: In Kurven (Ruder auf Volleinschlag) mit Vollgas bleibt der Rumpf fast waagerecht liegen und schwingt sich dann soft in die eigene Welle ein, da rutscht nichts auf den Tischen, und nichts rappelt in den Schränken. Wer auf langen Törns gemütlich den Kurs halten möchte, kann das natürlich direkt an der Hydraulikruderanlage machen oder noch einfacher: einfach den Autopiloten die Arbeit machen lassen. Weitere Möglichkeit: mithilfe des „Follow-On-Tiller-Joystick“ (Lenkhebel) steuern.
Um an die beiden Diesel zu gelangen, fährt man eine Klappe im Salonboden elektrisch hoch. Den Einstig in den Motorraum erleichtern Leiter und Handlauf. Dort unten sehe ich einen sorgfältig installierten Motorraum mit guter Sicherheitsausrüstung und auf unserem Testboot eine fest verstaute Bordnetz-Akku-Bank mit Lithium-Ionen-Batterien.
Die Linssen 55 SL AC Variotop ist eine schicke Fahrtenyacht zum bequemen Reisen. Dabei kann die Tour auch ruhig mal größer ausfallen, was der gute Wohnkomfort und die großzügige Bunkermöglichkeit erlauben. Die Rumpflänge gibt Linssen mit 14,95 m an, sie liegt damit unter der in Deutschland wichtigen 15-m-Grenze für die Rheinfahrt.