TestLinssen Grand Sturdy 45.0 AC - Eleganter Rundstahl

Ralf Marquard

 · 03.02.2020

Test: Linssen Grand Sturdy 45.0 AC - Eleganter RundstahlFoto: Phillip Gätz
Linssen GS 45.0 AC | AC

Die obere Mittelklasse der „Dot-Zero-Serie“ hat ein komplett neues Unterwasserschiff erhalten: weiche Rundungen sollen gutes Seeverhalten garantieren

Häufig werden bei Neuauflagen von Stahlbooten nur der Decksbereich umgestaltet sowie die Kabinen neu aufgeteilt und ausgerüstet. Anders bei unserem Testboot, der Linssen Grand Sturdy 45.0 AC, denn hier änderte die Werft das gesamte Unterwasserschiff. Linssen nennt den neuen Rumpf "Softchine Prestressed Hull", kurz SPH. Dabei bekommt der Rumpf eine "weiche, gerundete Spanntform" und verbindet damit laut Hersteller die Vorteile vom Knick- und Multiknickspanter.

Zu diesen Vorteilen gehören eine geringere Geräuschkulisse, weniger Wasserwiderstand und folglich ein sparsamer Spritverbrauch.

Auch das Rauwasserverhalten und hier insbesonders das Rollen sollen sich laut Linssen verbessern. Für die Fahrstabilität und einen super Geradeauslauf ist das sogenannte "Stern Gear" verantwortlich. Dazu zählen alle Komponenten wie Antriebsstränge und Ruderanlage, die unter Wasser liegen. Vorteile der Neuerung: Die Propeller werden optimal angeströmt und die Ruder haben eine exakt ausgeklügelte Größe und Form, die zur Kursstabilität und Manövrierfähigkeit beitragen.

Wir sind mit dem Testboot auf dem Grevelingenmeer unterwegs und haben am Testtag erst einen recht schwachen Wind, der jedoch später noch auf etwa 4 Bft auffrischt.

Über die davon erzeugten Kabbelwellen bügelt der Rumpf ohne Stampfen problemlos hinweg, Spritzwasser tritt dabei nur wenig auf. Die Messfahrten haben wir noch am Vormittag bei ruhiger See durchgeführt und folgende Werte gemessen bzw. errechnet: Maximal erreichten wir mit den beiden Volvo Penta D3-110 9,4 kn. Der Lärmpegel bewegt sich mit 70 dB/A in einem angenehmen Bereich. Noch mal deutlich ruhiger (etwa 3 dB/A weniger) wird es bei schneller Cruisingfahrt mit 7,5 kn um 2250 U/min. Mit dieser Geschwindigkeit sind Reichweiten von etwa 380 sm plus 15 % Reserve drin, was unserem Anspruch für Fahrtenyachten voll entspricht.

Foto: Philip Gätz

Kanalfahrer erreichen mit 5 kn bei rund 58 dB/A sogar knapp die 1000-sm-Grenze. Bis zur Marschfahrt bleibt die Heckwelle recht niedrig, ab 2500 U/min steigt sie dann zwar an, wird jedoch nicht so riesig wie wir es schon bei anderen Schiffen gesehen haben. Der Grund hierfür soll laut Linssen auch die veränderte Rumpfform sein. Letzteres gilt ebenfalls für die geringe Schräglage in schnellen Kurven.

Das Boot liegt nahezu flach wie ein Brett auf dem Wasser. Beim Durchfahren der eigenen Wellen fliegt nichts vom Tisch, es klappert nicht einmal in den Schränken. Damit man nach der Kurvenfahrt schnell wieder die Mitte findet, schaut man zur besseren Orientierung einfach auf die Ruderlagenanzeige.

Foto: Philip Gätz
Nach einer kurzen Einpendelphase fährt die Grand Sturdy 45.0 AC dann wieder stur geradeaus. Im Hafen ist dagegen Wendigkeit gefragt: Das übernehmen entgegengesetzt eingekuppelte Getriebe und das Bug- (Serie) sowie Heckstrahlruder (Aufpreis).

Beides bedient man an einem gut angeordneten Fahrstand. Das gilt sowohl für die Bedienelemente wie auch für das Ablesen der Instrumente. Damit der Blick nach vorn auch bei Regenwetter immer ungetrübt bleibt, installiert die Werft drei Doppelarm-Scheibenwischer mit (Waschanlage) auf der geteilten Frontscheibe.

Dass der Fensterrahmen zum Verringern der Durchfahrtshöhe klappbar ist, versteht sich schon fast von selbst. Die Beifahrer nehmen alle auf der U-förmigen Heckbank Platz. Sie sitzen vor einem Holztisch, der sich für einen einfachen Zugang zur Heckpartie (Durchgang zur Badeplattform) in der Mitte herunterklappen lässt. Von der offenen Plicht führen dann drei Stufen auf die Plattform.

Hier findet man eine vom Wasser aus prima bedienbare Badeleiter und eine in die Bordwand eingelassene Heckdusche mit Warm- sowie Kaltwasser.

Zwei weitere Duschen gibt es unter Deck, beide sind separiert von den WCs (mit Handwaschbecken), was den morgendlichen Ablaufplan besonders auf einem voll besetzten Boot entspannt. Klar ist auch, dass dem Eigner eine eigene WC/Duscheinheit vorbehalten ist. Er findet seine geräumige Kabine unter der Plicht.

Foto: Philip Gätz

Der Weg dorthin führt vom Salon über einen Niedergang, bei dem ich (1,80 m groß) besonders beim Aufstieg aufpassen muss, um mir nicht den Kopf zu stoßen. Eine weitere Doppelkoje für die VIP-Gäste brachte der Konstrukteur im Bug unter. Eine Art Jugendzimmer mit zwei getrennten Kojen integrierte er an der Steuerbordseite.

Hier fallen die Betten eine Nummer einfacher aus als bei den Doppelkojen, denn sie besitzen kein Lattenrost.
Foto: Philip Gätz

Eine weitere Schlafmöglichkeit bietet das Linssen-Easy-Sleep-Convert-System im Salon. Im vorderen Bereich des Salons steht eine Essecke und ihr gegenüber die komplett ausgerüstete Pantry. Gut gelöst: Um neben dem Herd eine Arbeitsplatte zu haben, klappt man einfach seitlich ein Brett aus der Küchenzeile in den Durchgang. Vom Salon aus gelangt man ebenfalls in den geräumigen und sauber installierten Motorraum, denn sein Zugang befindet sich auf Höhe der Sofaecke unter dem Boden.

Den vollständigen Test lesen Sie in der März-Ausgabe 2019 von BOOTE.