Ralf Marquard
· 04.01.2022
Vielfalt ist garantiert: Ob nun auf Kurztrips oder langen Törns – der bequeme Aufenthalt ist Ehrensache
Den typischen Linssen-Look hat sie natürlich behalten, die neue Grand Sturdy 45.0 AC Intero. Sie hat ihre Neuheiten unter Deck und in der größeren gebogenen Fensterpartie sowie den größeren Bullaugen.
Gebaut werden Deck und Rumpf weiterhin aus Stahl in Stärken zwischen 4 und 6 mm. Dass Unterwasserschiff hat eine besondere Form – Linssen nennt es „Softchine Prestressed Hull“, kurz auch SPH genannt. Der Rumpf bekommt dadurch eine gerundete Spantenform und läuft geräuschärmer, sparsamer und auch weicher im Rauwasser. Das mit dem Rauwasser konnten wir allerdings nicht probieren, da wir auf der ruhigen Maas unterwegs waren. Wer viel auf See fahren möchte, kann sich auf jeden Fall noch ein optionales Stabilisierungssystem installieren lassen, um die Touren noch ruhiger zu gestalten.
Was wir jedoch in aller Ruhe ausprobieren konnten, war die schnelle enge Kurvenfahrt. Hierbei legt sich der Rumpf nur ganz gering auf die Kurvenaußenseite und zieht fast waagerecht seine weichen Runden. Da scheppert nichts in den Schränken oder fällt von den Tischen, selbst dann nicht, wenn unser Boot in die eigene Welle einschwingt. Um nach solch einem Manöver mit der leichtgängigen Lenkung auch schnell die Mitte wiederzufinden, sitzt auf unserem Testboot eine Ruderstandanzeige.
Auf dem Geradeauskurs zeichnet sich der Rumpf durch einen spurtreuen Lauf aus. Die Marschgeschwindigkeit errechnen wir bei knapp 8 kn mit etwa 400 sm Reichweite, was für dieses Fahrtenboot einen guten Wert darstellt. In langsamer Fahrt mit etwa 5 kn sind sogar Nonstop-Fahrten von über 1000 sm drin. Damit die Reise nicht durch nervende Geräusche gestört wird, kapselt die Werft ihre Motoren sorgfältig ab. Wir messen auf der Plicht mit herausgenommenen Persenning-Seitenteilen und Heckteil bei Vollgas mit 9,6 kn (3000 U/min) gut 70 dB(A), in Marschfahrt 68 dB(A) und in langsamer gerade noch 61 dB(A) am Fahrerohr. Der Fahrer findet seinen Platz auf einem bequemen Lehnensitz, der sich in alle Richtungen verstellen lässt. Am Rohrgestell ist eine Fußstütze montiert, die der Skipper für die bequeme Fahrt im Stehen einfach hochklappt. Die Bedienelemente lassen sich in allen Fahrsituationen gut erreichen, was auch für die Hebel von Bug- und Heckstrahlruder (Letzteres kostet Aufpreis) gilt. Mit beiden Strahlrudern und der Wendigkeit der Doppelmotorisierung legt der Skipper die Linssen sicher an.
Damit man auf den Reisen auch immer weiß, wo es langgeht, sitzt auf dem Testboot ein Plotter von Raymarine. Außerdem findet der Skipper noch Kontrollinstrumente für die Motoren von Volvo Penta und einen Autopiloten, um sich die Fahrt einfach zu machen. Geschaut wird durch eine geteilte Windschutzscheibe mit drei Scheibenwischern und Waschanlage. Klar ist, dass sich die Fensterelemente für eine geringere Durchfahrtshöhe abklappen lassen.
Neu ist die Befestigung des passgenauen Cabrioverdecks mit Gummilaschen, was besonders an kühlen Tagen das Aufspannen spürbar vereinfacht. Unter dem Verdeck ist eine U-Sitzecke mit großem Tisch untergebracht. Wer von der Plicht auf den Treppenzugang zur Badeplattform (mit langer Leiter und Heckdusche) möchte, muss erst die mittleren Teile vom Tisch abklappen und eine kleine Sitzbank entfernen. Unter Deck geht es ebenfalls über eine Treppe an Backbord, ein Handlauf erleichtert den Auf- und Abstieg. Hier unten zeigt sich dann ein frisches Design. Dazu Linssen: „Das neue Interieur ist heller und kontrastreicher. Das beginnt bereits beim Fußboden in warmem, dunkelbraunem Wengé-Finish, der in breiten Streifen verlegt wird, um eine optimale Tiefenwirkung zu erzielen. Okoumé-Hartholz mit einem Furnier aus Kirschholz kommt bei uns im Interieurbau schon immer zum Einsatz. Bei der Intero haben wir uns allerdings bewusst für einen helleren Kirschton entscheiden, der einen schönen Kontrast zu den Lederbezügen der Polster bildet.“ Dieses Outfit zeigt sich von der Bugkabine für die VIP-Gäste bis zur Achterkabine, die für den Eigner konzipiert ist. Hier eine Neuerung: Die Koje fällt größer aus und ist dezentral an Steuerbord angeordnet. Außerdem verfügt der Eigner über einen riesigen Kleiderschrank und eine geräumige Nasszelle. Die separate Toilette und Dusche im Vorschiff teilen sich die Gäste aus der Bug- und Mittelkabine (mit zwei Einzelkojen). Im hellen Salon findet man eine komplett ausgestattete Pantry, der vis-à-vis eine Dinette angeordnet ist. Eine weitere bequeme L-Sitzecke (zur Koje wandelbar) ordnet Linssen hinter der Pantry an. Stauraum? Gibt es auf dem gesamten Boot reichlich.
Verarbeitung: Die gesamten Stahlarbeiten, Installationen, Einbauten und die Lackierungen zeigen auf unserem Testboot einen hohen Standard.
Die Linssen Grand Sturdy 45.0 AC Intero ist eine typische Linssen, bei der jedoch Stilelemente im Inneren moderner und heller gestaltet sind. Sie bietet alles für die unterschiedlichsten Reisen mit mehreren Personen. Bei der Verarbeitung und den Installationen zeigt sich ein hoher Standard, und die Doppelmotorisierung verspricht entspannte Touren.
Noch mehr Informationen? Den Test der Linssen Grand Sturdy 45.0 AC Intero finden Sie mit weiteren Bildern, Messergebnissen und voller Bewertung in BOOTE-Ausgabe 01/2022 seit dem 15.12.2021 am Kiosk oder online im Delius Klasing-Shop.