Ralf Marquard
· 03.09.2020
Reisen auf die schicke Art: Die neue 35 SL AC von Linssen aus Maasbracht hat ein bekanntes Vorbild aus den Achtzigerjahren
Klar lässt man alte Modelle gern wieder aufleben. Vor allem dann, wenn sie besonders erfolgreich waren. Linssen schreibt in seiner Chronik zu 1981: "Die erfolgreiche SL-Reihe, ein Entwurf von Jos Linssen, verhalf Linssen Yachts zum internationalen Durchbruch." Was damals schon gut funktionierte, will man nun mit der neuen SL-Serie weiterführen. Hierzu wiederum O-Ton von Linssen:
„Ein Kennzeichen der neuen SL-Linie ist die ansteigende Wasserlinie, die den Rundungen des Bugs folgt und dadurch Kompaktheit und Modernität ausstrahlt. Die Fensterpartie des Aufbaus ist in dunklen, kontrastierenden Grautönen gehalten, die das Schiff unverwechselbar machen. Tüpfelchen aufs i ist die robuste Gummi-Stoßleiste. Neben dem Standardrumpf in Weiß bieten wir Ihnen als Option eine einzigartige Farbabstimmung in Grün-, Blau- oder Grautönen an."
Noch mehr Informationen? Den Test der Linssen 35 SL AC mit allen technischen Daten, weiteren Messergebnissen und voller Beurteilung finden Sie in BOOTE-Ausgabe 8/2020 (hier erhältlich).
Nachdem Linssen erst die SL-30er-Modelle herausbrachte, folgen nun die Boote in der 35-Fuß-Klasse. Unser Testboot ist die 35 SL AC. Grundlage für dieses Boot ist die den meisten wohlbekannte Grand-Sturdy-35-Baureihe. Vorn wartet unser Testboot mit einer Kabine, die über eine Doppelkoje verfügt, auf. Die Matratze liegt vorbildlich auf einem Lattenrost, das für Unterlüftung und Rückenkomfort sorgt. Um einfacher in die Koje steigen zu können, helfen Stufen seitlich im Fußraum. Toilettenraum und Dusche sind getrennt und lassen sich von der Kabine aus betreten.
Das WC kann man zusätzlich auch vom Vorraum aus als Tagestoilette benutzen. Für die Dusche gibt es gegen Aufpreis ebenfalls eine zweite Tür vom Vorraum aus. Die empfehlen wir auch, wenn man in der Achterkabine
keine optionale komplette Nasszelle mitbestellt. Auf unserem Boot war ein Toilettenraum mit Waschbecken installiert – jedoch keine Dusche. Das heißt, die gesamte Crew muss zum Duschen immer durch die Bugkabine.
In der Standardversion findet man in der Achterkabine anstatt des Pflegebereichs einen riesigen Stauraum. Die Koje überzeugt ebenfalls durch Lattenrost und passende Größe. Kommen noch mehr Gäste, lassen sich diese auf der wandelbaren Salonsitzecke mit dem sogenannten Easy Sleep Convert System unterbringen.
Solch eine Fahrgemeinschaft muss natürlich auch entsprechend versorgt werden, dafür steht an Bb. eine Pantry mit Drei-Flammen-Gaskocher (mit Glasabdeckplatte), Edelstahl-Spülbecken, Kühlschrank und Staumöglichkeiten. Besonders praktisch: Schubladen mit Gläserhaltern und entsprechender sechsfacher Bestückung sowie ein Flaschenschrank.
Auf die Plicht gelangt man vom Salon aus über eine Treppe mit Holzhandlauf. Die Plicht ist mit einem Cabrio-Verdeck auch für schlechtes Wetter gut gerüstet. Hier oben stehen eine geteilte Heckbank, deren Mittelteil man öffnen muss, um auf die Badeplattform zu gelangen. Die Tischversion ist frei wählbar, Gleiches gilt für den Fahrersitz. Wir hatten ein frei stehendes Exemplar von Linssen mit Logo und guter Polsterung. Sitzende Fahrer haben auch bei Regen guten Durchblick, denn Scheibenwischer machen die klappbare Windschutzscheibe ruck, zuck wieder sauber. Der Blick auf die Raymarine-Anzeigen und -Bedieneinheit ist uneingeschränkt.
Drehzahlmesser und ICCESS-Bedienpaneel sind waagerecht montiert und am besten stehend abzulesen. Mit dem großen Steuerrad und der Hydrauliklenkanlage lässt sich die Linssen spielend auf Kurs bringen. Ab etwa 2500 U/min mit knapp 7 kn legt die Heckwelle bis zur Maximalgeschwindigkeit von gut 7,5 kn ordentlich zu. Der Geräuschpegel liegt dabei bei maximal 67 dB/A am Fahrstand und kann durchaus als leise bezeichnet werden.
Wer die Marschfahrt bei 6 kn anlegt, hat einen Geräuschpegel von gut 60 dB/A und kommt mit einer Tankfüllung abzüglich 15 % Reserve immerhin etwa 200 sm weit, was schon eine ordentliche Reichweite markiert. In langsamer Verdrängerfahrt vergrößert sich die Reichweite noch mal um mehr als das Doppelte.
Schnelle Manöver sind ohne klappernde Schrankinhalte oder rutschende Gegenstände gut zu fahren, da sich der Rumpf in HPH-Bauweise nur gering auf die Kurvenaußenseite legt. Langsame Manöver kann die Linssen natürlich auch, hierbei unterstützt serienmäßig ein Bugstrahlruder. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, bestellt sich noch das auf unserem Testboot installierte Heckstrahlruder.
Um an den Motor zu gelangen, muss man vorher den Salontisch zur Seite schieben und kann dann die Klappe (mit Gasdruckdämpfern) im Salonboden öffnen. Im Motorraum findet der Servicemann viel Platz zum Hantieren. Die Leitungen und das Zubehör installieren die Techniker in ordentlicher Linssen-Manier. Gleiches gilt für die Stahl- und Möbelverarbeitung.
Damit es an Deck sicher zugeht, montiert die Werft reichlich Handläufe und eine stabile Reling. Dass der Boden rutschfest ausgeführt wird, versteht sich fast schon von selbst. Einen Durchgang in der Reling mit Kette erleichtert den Einstieg vom Steg. Wer hier noch eine Leiter haben möchte, wird auf der Zubehörliste fündig. Auf der steht außerdem noch eine Reihe an Paketen, beispielsweise unter "Instrumente & Navigation". Serienmäßig gibt es den Rundumschutz aus dicker Gummileiste, die auch wirklich mal einen Schlag vertragen kann.