Atlantis 34

Peter Laessig

 · 02.04.2014

Atlantis 34Foto: Atlantis Yachts
Atlantis 34 | 34

Immer gut drauf: Diese Signorina, die 34er von Atlantis, ist in unserem Test mit zweimal Volvo Penta D3-220 motorisiert und liebt sportliches Fahren.

Atlantis 34 | 34Foto: Atlantis Yachts
Atlantis 34 | 34
Atlantis 34
Foto: Werft Azimut

Die Atlantis 34 ist ein klassischer Daycruiser mit Softtop, der unter Deck neben dem Salon mit Pantry und Dinette noch eine Kabine nebst separatem WC-Duschraum beherbergt. Die Kunststoffarbeiten außen und innen fallen sauber und ordentlich aus. Die Werft hat sich bemüht, auch die Kunststoffschnittkanten zu behandeln, was nicht überall gelungen ist. Im Motorraum arbeitet man mit Innenschalen.

Die elektrischen und technischen Installationen fallen sauber aus, werden aber abgewertet, da Schnittkanten von Durchbrüchen, wo Kabel oder Schläuche durchlaufen, ohne Kantenschutz sind und die Kabel der 230-V-Landanschluss-Einspeisung im Motorraum zu frei liegen. Gediegen ist die Holz- und Möbelverarbeitung. Die Aus- richtung der Deckenpaneele passt, insgesamt stimmen die Spaltmaße. Die Polster hinterlassen einen normalen Eindruck – sie könnten jedoch etwas dicker ausfallen.

Fahren und Manövrieren

Zwei Motoren sind ein Garant für Wendigkeit bei Hafenmanövern, wie unser Testboot bestens unter Beweis stellt. Bläst der Wind, wie am Testtag, mit fünf Beaufort, hilft das Bugstrahlruder (Extra) mit dem letzten Seitenschub. Ein Getriebe auf "voraus" und das andere "zurück" lässt die Atlantis 34 nahezu auf der Stelle drehen; schaltet man beide Getriebe auf "voraus", durchmisst ein Drehkreis in langsamer Fahrt etwa eineinhalb Bootslängen. Mit zwei Umdrehungen ist das Ruder bei Volleinschlag von einer zur anderen Seite sportlich ausgelegt. Dass es sich schwer- gängig in langsamer Fahrt drehen lässt, gefällt dem Tester weniger.

Die langsamen Passagen durchfahren wir mit 6 kn (1200/min), um die vom Boot erzeugten Wellen auf akzeptablem Niveau zu halten. Den Geradeauslauf bestimmen synchron laufende Motoren auf Knopfdruck. Weder Gewichtsverlagerungen noch Krängung beeinflussen den Kurs, wenn sich in langsamer Fahrt Personen im Boot umherbewegen. Ohne sich viel zu vertrimmen, was die eh gute Voraussicht begünstigt, senkt die 34 den Bug ab 2500/min wieder ab und geht in Gleitfahrt über.

Zehn Personen dürfen an Bord, wir fahren zu fünft mit fast leeren Stauräumen, fast vollem Diesel- und gefülltem Wassertank. Mit Vollgas erreichen wir eine Maximaldrehzahl von nur 3900/min, 100/min dürften es von Haus aus mehr sein. Ergo, der Propeller passt nicht optimal. Als Höchstgeschwindigkeit notieren wir 30,4, bei kleinster Gleitfahrt 13 kn (2500/min).

In langsamer Fahrt reicht eine Tankfüllung für einen theoretischen Aktionsra-dius von 654 sm plus 15 % Reserve. Wirtschaftlich ist man mit dem Testboot mit 25 kn unterwegs, wenn beide Motoren 3500/min drehen. Dann sind die zwei Tanks nach etwa 195 sm bis zur Reserve geleert; bei Vollgas sollte man nach etwa 177 sm eine Bunkerstation aufsuchen. Damit erfüllt das Testboot unsere Minimalforderung von wenigstens 150 sm Aktionsradius auch in voller Fahrt, was wir mit einem Gut werten.

In den immer enger verlaufenden Kurven neigt sich die Atlantis 34 leicht zum Kurvenmittelpunkt und zieht mit ganz beigetrimmten Z-Antrieben und auch bei optimaler Trimmposition ohne Schaukeln oder Einhaken ihre Bahn. Sie bremst sich dabei bis zur unteren Gleitgeschwindigkeit von allein ab und beschleunigt wieder nach dem Herauslenken. Während die Sicht bei Kurven über Backbord durch das ins Sichtfeld schwenkende Dach stark behindert wird, ist sie nach Steuerbord gegeben.

Die 180°-Wenden werden zu engen Kurven mit einem Durchmesser von knapp drei Bootslängen; die dabei entstehenden Fliehkräfte (0,8 g) sind gut haltbar. Auf der imaginären Slalomstrecke bringt man die 34 zwar ordentlich, aber ungefährlich über die Längsachse zum Pendeln, und beim Verreißen des Ruders folgt sie dem eingeschlagenen Kurs sicher.

Am Testtag frischt der Wind auf fünf bis sechs Beaufort auf, was die Wellen auf dem Mittelmeer oft bis auf einen Meter Höhe wachsen lässt. Wir fahren dennoch problemlos mit Vollgas. Dass dabei Spritzwasser von vorn kommt, ist normal. Manko: Zwischen den beiden Wischern bleibt ein Mittelstreifen ungewischt.

Der Skipper sitzt auf einer Bank für zwei, die mehr schön als funktional ausfällt: nicht verstellbar, zu weiches und zu kurzes Sitzpolster und nach Backbord hin offen. Ein Staukasten fungiert als Fußstütze. Gut ist das Brett zwischen Fahrersitzunterbau und Fußstütze. Es kann heruntergeklappt werden und ermöglicht so im Stehen den Blick durchs offene Schiebedach über den Scheibenrahmen. Ebenso gut fällt der Schalldruck aus: in voller Fahrt maximal 82 dB/A.

Motor, Tank, Elektrik

Unser Testboot ist mit zwei D3-220-Volvo Penta-Dieseln mit Duoprop-Z-Antrieben bestückt. Sie stehen unter dem per Knopfdruck zu öffnenden Cockpitboden. Steht die Klappe auf, gelangt man gut in den Motorraum, allerdings versperrt der offene Deckel den Weg nach achtern zum Ausgang. Ein Novum ist, dass die Dieseltanks im Motorraum per Ratschengurt gehaltert werden. Über die Zündung gesteuerte Magnetventile regeln den Dieselfluss. Plus: Kraftstoffvorfilter mit Wasserabscheider.

Minus: keine Wasseralarmsensoren. Ein fernauslösbarer als auch automatisch arbeitender Feuerlöscher soll das Schlimmste verhindern, elektrische plus manuelle Lenzpumpe sorgen für eine leere Bilge. Die Batterien stehen in gut gehalterten Kunststoffkästen und werden per Relais angesteuert. Die dazu notwendigen Tasten samt Sicherungen stecken im Salon gut zugänglich in zwei Elektrikpaneelen.

Sicherheit

Hier glänzt das Testboot in erster Linie mit sicheren Fahreigenschaften. Das Cockpit lenzt außenbords, und auf allen begeh-baren Flächen verhindern Holzauflagen oder Antislipstrukturen das Ausrutschen. Zu niedrig ist die Cockpitinnenhöhe am Heckeingang – bei einem Abstand von 0,51 m zwischen Wasseroberfläche und Cockpitboden darf man in Rückwärtsfahrt nicht zu schnell werden. Der Gang auf den Seitendecks wird von einer stabilen Reling gesichert, allerdings wünscht man sich beiderseits oben am Aufbau noch einen Handlauf, Haltegriffe im Cockpit und bei der Badeleiter.

Wohnen, Cockpit und Ausrüstung

Unter Deck hat die 34 eine separate Unterflurkabine sowie das Vorschiff mit Pantry, Dinette und WC-Duschraum. Mit abgesenktem Tisch wird die V-förmige Sitzbank zur Schlafstätte für zwei (Extra). In der Unterflurkabine ist die Doppelkoje quer angeordnet, und am Eingang ist für eine Person Platz zum Stehen. Gestaut wird in der Ablage und den darüber aufgehängten Schapps an Steuerbord sowie in einem Kleiderschrank am Eingang. Bei der Matratze fehlt die Unterlüftung. Licht und Luft gelangen durch Bullaugen. Die Pantry ist mit Kühlschrank, Spüle, Doppel-Ceranfeld, Mikrowelle und Stauschrank passend ausgestattet.

Die Werft sagt

Die Atlantis 34 zeigt das intensive Bemühen, den Raum auf und unter Deck zu maximieren. Es gibt eine separate Eignerkabine und ein Bad plus jede Menge lichtdurchfluteten Raum im Vorschiff, wo die Sitzbank in eine weitere Koje gewandelt werden kann. Auch auf Deck kommt der Platz nicht zu kurz. Die Motorleistung erlaubt maximal 32 kn oder Marschfahrt von 29 kn. Der Fahrstand ist mit neuestem Touchscreen von Raymarine bestückt.

Wir sagen

Atlantis hat die 34 optimiert, es kommen auf und unter Deck keine Beklemmungen auf. Dass wir am Testtag nicht ganz so schnell waren, ist dem Wetter und den fehlenden 100/min zuzurechnen. Als Marschfahrt haben wir 25 kn ermittelt. Der Touchscreen überzeugte uns ebenso wie die Fahreigenschaften