Peter Laessig
· 26.05.2015
Azimut 50 Fly: Die italienische Werft füllt mit der rund 16 Meter langen Sportyacht eine Lücke im Portfolio und schlägt den Bogen zur großen Schwester
Mittlerweile produziert Azimut vierzehn Flybridge-Yachten. Sie beginnen bei 42 Fuß und enden mit 100 Fuß oder knapp 31 Meter Länge. Dazwischen steckt unser Testboot: die Azimut 50 Fly, die eine Lücke zwischen 48 und 54 Fuß schließt. Sie hat ein ähnliches Design wie ihre große Schwester, Azimut 80, insbesondere, wenn auf der Fly der 50er das feste Bimini für Schatten auf der Belle Etage sorgt. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal sind die bogenförmigen und durchgehenden Salonseitenscheiben, die von vorn bis achtern reichen und bei allen anderen Modellen ansonsten zweigeteilt sind.
Das Boot bietet in drei Kabinen plus eine für Crew insgesamt sieben Schlafplätze. Wichtige Gäste schlafen im Bug auf einer Doppelkoje im Queensizeformat und verfügen über einen eigenen Zugang zum Tagesbad an Backbord, das sie mit den übrigen Gästen an Bord teilen. Gegenüber schläft man in der Gästekabine auf zwei Etagenkojen. Der Eigner logiert in einer Kabine unter dem Salon, die über die gesamte Bootsbreite reicht und blickt seitlich durch große Fenster. Dem darüberliegenden Salon sind die gestaffelten Stehhöhen geschuldet, aber stets so, dass man im begehbaren Bereich nirgendwo Höhenprobleme bekommt. Dass der Eigner über ein eigenes Bad mit WC verfügt, ist selbstverständlich.
Die Pantry ist auf der Wohnebene angesiedelt und erfreut den Smutje: Alles da, was man braucht. Die Azimut 50 ist voll klimatisiert, was an sich nichts Ungewöhnliches ist. Nicht alltäglich hingegen: In jeder Kabine samt Salon lässt sich die Temperatur individuell regeln, und wer nicht größer als 1,93 m misst, kann auf und im gesamten Boot problemlos stehen.
Im Cockpit, unter der großen Sitzbank, wartet gegen Aufpreis eine Crewkabine mit einer Koje. Salon und Cockpit trennt eine große, teilbare Glasfront. Wer es braucht, kann das Salonsofa optional als ausfaltbares Bett ordern. Ansonsten lädt die U-förmige Polsterbank zum gemütlichen Zusammensein ein, während der Blick nahezu ungehindert durch die Fensterfronten schweift. Diniert wird an Backbord vorn, gegenüber vom Salon-fahrstand.
Die Flybridge, auf die eine bequem und sicher zu begehende Treppe führt, misst 18,7 Quadratmeter und soll die größte sein, die zur Zeit bei einem 50-Fuß-Boot angeboten wird. Wie auch immer, es ist mehr als genug Platz zum Sonnen, Sitzen oder achtern etwas abzustellen. Nicht den Tender allerdings, der kommt auf die absenkbare Badeplattform. Wem die Fly nicht reicht, der begibt sich auf das Vordeck, wo letzteres fast komplett von einer Sonnenliege ausgefüllt wird. Ansonsten lädt dort die Sitzbank vor der Wind-schutzscheibe ein, die Nase in den Wind zu halten.
Einfaches Manövrieren garantiert der Joystick am Fahrstand, der das Bugstrahlruder und beide Getriebe ansteuert. Soll sich das Boot seitlich bewegen, werden dazu die Getriebe abwechselnd in Vorwärts- und Rückwärtsgang geschaltet und das Bugstrahlruder als zusätzliche Unterstützung genutzt. Wer sich dabei mehr Effizienz wünscht, muss das Heckstrahlruder ordern.
Die beiden 670 PS starken Volvo Penta D-11-Dieselmotoren sind für eine Höchstgeschwindigkeit von flotten 32 kn gut. Die Azimut kommt zügig ins Gleiten, Die Voraussicht dabei passt und wird durch Unterstützung der Trimmklappen noch verbessert. Nach Auswertung unserer Messdaten ist man in Gleitfahrt mit dem Testboot bei einem Tempo von 28 kn wirtschaftlich unterwegs.
Eine Tankfüllung reicht dann theoretisch für einen Aktionsradius von 265 sm plus 15 % Reserve. Das geht noch in Ordnung, wir fordern wenigstens 270 sm plus Reserve. Wer weiter kommen will, muss als Verdränger 6 kn schnell fahren, dann reicht’s für etwa 1140 sm plus Reserve.
Beide Fahrstände dominieren Touchscreen-Monitore, auf denen nahezu alles abgebildet wird, was man für die Fahrt und Technik an Bord benötigt. Das, und die passende Ergonomie, führt zu entspanntem Fahren für den Skipper. Bei der Schalldruckmessung greifen wir auf Werftdaten zurück, da beim Test die Motorraumbelüftung aufgrund eines technischen Defekts verwertbare Werte verhinderte. Die Werft hat bei Vollgas im Salon 80 dB/A und im Cockpit bei Marschfahrt (2200 U/min) 85 dB/A gemessen, das passt.
Das Mittelmeer zeigt sich von seiner sonnigen Seite, weshalb eigene Wellen herhalten müssen. Nichts desto trotz vermittelt der Rumpf, dass der seiner Zertifizierung CE B gerecht wird und auch mit Wellen außerhalb von Küstengewässern keine Probleme haben wird. Kurvendurchmesser betragen in voller Fahrt etwa zehn Bootslängen und für einen Volleinschlag von einer Seite zur anderen muss man das Ruder elfmal drehen. Das verhindert jedes Extremmanöver, weshalb in diesem Kapitel auch nur steht, dass man das Boot etwas über die Längsachse zum Pendeln bringt, wenn man nur schnell genug kurbelt.
Was die Sicherheit anbelangt, muss man sagen, dass die Seitendecks bequem und sicher zu begehen sind. Die Unterzüge in der Reling bestehen aus Drahtseilen und im Bugbereich aus stabilen Edelstahlrohren – das ist gut für die Bewegungssicherheit. Notiert haben wir, dass Sensoren in den doppelten und umschaltbaren Kraftstoffvorfiltern lobenswert vor Wasser warnen.
Nur hätte man die Doppelfilter so installieren sollen, dass man sie am Einstieg in den Motorraum bedienen kann. Und nicht vorn, hinter den Motoren, die wegen des V-Antriebes umgedreht im Motorraum stehen. Die elektrische Schaltzentrale besteht aus zwei Schaltpaneelen am Fahrstand, wo die Sicherungen und mittels Relais gesteuerte Batterie-Hauptschalter betätigt werden können.
Boote in dieser Klasse sind dank serienmäßigem Zubehör fahrfertig ausgestattet. Man gibt dem Eigner aber auch das Gefühl, sich sein Boot mit Hilfe einer Zubehörliste individuell konfigurieren zu können.
FAZIT
Azimut hat gute Arbeit ab-
geliefert, die Verarbeitung stimmt vom Kiel bis zum Top. Bei den Fahreigenschaften gibt es nichts zu kritisieren. Eigner der
50 Fly freuen sich, dass ihr Boot aus der Ferne schwer von der 80 Fly zu unterscheiden ist. Nicht ohne Grund ist die 50 Fly ein Kandidat für den Powerboat Of The Year Award 2015.
Werft Azimut Yachts/Italien
Typ Azimut 50 Fly
CE-Kategorie B = außerhalb von Küstengewässern
Länge über alles 15,88 m
Breite 4,66 m
Gewicht 23 500 kg
Tiefgang 1,52 m
Durchfahrtshöhe 5,20 m
Kraftstofftank 2200 l
Wassertank 590 l
Fäkalientank 225 l
Kabinen 3+1
Kojen 6+1
Mögliche Motorisierung: 2 x Volvo Penta
D-11 670je 493 kW (670 PS)
Testmotorisierung: 2 x Volvo Penta
D-11 670je 493 kW (670 PS)
Preis (Standardausf.) 952 000 €
Vertrieb: AZIMUT YACHTS
AUSTRIA & GERMANY
Tel. +43 664 9201525
email: info@azimutyachts.at
Werft: Azimut-Benetti
Typbezeichnung: Azimut 50 Fly
CE-Kategorie: B - Außerhalb von Küstengewässern
Material von Rumpf und Deck: Kunststoff
Länge: 15,88 m
Breite: 4,66 m
Verdrängung: 23,50 t
Preis: 952.000,00 €