Cranchi Sessantasette Corsa 67Sportliche Flybridgeyacht im Test

Dieter Wanke

 · 07.05.2025

Die Cranchi zeigt eine sportliche Silhouette und erreicht auf unserer Testfahrt maximal 26,1 Knoten.
Foto: DIETER WANKE/terrapicture
Wem eine Flybridgeyacht zu unsportlich aussieht, der findet mit der neuen Cranchi Sessantasette Corsa 67 eine schicke Alternative.

Die Cranchi Sessantasette Corsa 67 feierte ihre Weltpremiere auf dem Cannes Yachting Festival 2024 und ist der neueste Wurf der italienischen Traditionswerft aus Piantedo am Comer See. Hier wurde der noch immer im Familienbesitz befindliche Betrieb 1870 von Giovanni Cranchi in San Giovanni di Bellagio auch gegründet. Die hölzernen Fischerboote aus den Gründerjahren wurden aber längst durch moderne GFK Konstruktionen ersetzt. Durch die enorme Erfahrung ist die Fertigungstiefe der Werft sehr hoch, selbst die Kabelbäume werden in Eigenregie produziert. Der Einstieg ist bei Cranchi zwar schon mit der E 26 möglich, aber in den letzten Jahren lag der Fokus bei der Entwicklung auf den größeren Einheiten. Insgesamt zehn Modelle umfasst die aktuelle Palette, vier davon liegen im Segment über 60 Fuß. Flaggschiff ist die Settantotto 78, die seit fünf Jahren die Bootswelt bereichert.

Das Basismodell der Testkandidatin, die Sessantasette 67 Fly, wurde 2022 vorgestellt, und im letzten Jahr folgte in Cannes die gemeinsame Weltpremiere der Sessantadue 62 sowie der Sessantasette Corsa 67. Die Neuheiten fanden bei Cranchi in den letzten Jahren also über 60 Fuß statt. Neu aufgestellt ist auch der Vertrieb in Deutschland. Dafür ist ab sofort die Ocean Yachting GmbH verantwortlich. Der Geschäftsführer bringt Erfahrung mit, denn Simon Möbus war auch bisher schon für die Marke zuständig. Wir hatten Gelegenheit, die Baunummer eins einem ausführlichen Test zu unterziehen. Der Grundpreis ab Werk liegt bei 3.440.290 Euro, dafür gibt es eine gute Ausstattung, bei der auch ein Generator und die Mannschaftskabine nicht fehlen. Beim Testboot, das mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet war, landet man bei knapp 5,3 Millionen Euro.

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Schnittige Konturen machen die Cranchi Sessantasette Corsa 67 zur Sportbridge

Der Werft ist bewusst, dass nicht jeder Kunde eine Yacht mit typischer Flybridge-Optik möchte. Deshalb bietet Cranchi mit der Corsa-Ausführung eine Yacht mit sportlicher Silhouette an. Die hat zwar auch ein Deck auf dem Dach des Salons, aber das ist deutlich kleiner und wird durch die schnittigen Konturen zur Sportbridge. Natürlich gibt es auch kein T-Top, denn das würde nicht zum Konzept passen. Die Vorteile des zweiten Steuerstandes mit bester Übersicht bleiben allerdings bestehen, und der gehört auch zur Grundausstattung. Bei seiner Arbeit muss der Steuermann kein einsames Dasein fristen, denn neben dem Fahrstand ist eine geräumige U-förmige Polstersitzgruppe mit massivem Teak-Klapptisch montiert, die nach achtern in eine 2,16 x 2,47 Meter messende Sonnenliege übergeht. Ein Geräteträger nimmt Radarantenne und Co. auf. Eine Wetbar hinter den beiden Sitzen des Steuerstandes mit Spüle, Grill und Kühlschrank in der Grundausstattung dient der Versorgung.

Im Heck ist eine drei Meter breite Sitz-Sonnenliegen-Kombination installiert. Treppenstufen führen an beiden Seiten zur Badeplattform. So wird auch die Bootsgarage erreicht (hydraulisch zu öffnen), in der sich ein Williams Turbojet 325 platzieren lässt. Die hydraulisch absenkbare Badeplattform zum Ein und Auswassern des Tenders gehört zum Standard. An der Badeplattform ist eine Treppe (hydraulisch) zum bequemen Ein und Ausstieg aus dem kühlen Nass installiert, außerdem gibt es noch eine Notbadeleiter. Beides gehört ebenfalls zur Serienausstattung. Gleiches gilt für die an Backbord befindliche Mannschaftskabine mit zwei Kojen, Kühlschrank und eigener Nasszelle.

Reichlich Sitzgelegenheiten und Bars

Vom Hauptdeck gelangt man über 44 Zentimeter breite Gangborde zum Vordeck. Der Weg wird durch eine stabile Edelstahlreling flankiert. Vorn befindet sich eine komplette Ruhezone mit Polstersofa, Polstersesseln und einer 2,40 x 2,14 Meter messenden Sonnenliege. Kalte Getränke können in einer Kühlschublade gelagert werden. Auf Wunsch ist auch ein Bimini als Schattenspender erhältlich. Tische zum Abstellen der Getränke sind serienmäßig an Bord.

Auf dem Weg zum Salon, der durch eine Schiebetür erreicht wird, passiert man noch eine weitere U-förmige Polstersitzgruppe mit Tisch. Gegenüber davon, unterhalb der Treppe zur Sportbridge, gibt es eine Wetbar mit Teakdeckel, die serienmäßig mit einem Kühlschrank, einer Induktionsplatte und einer Spüle sowie einem Abfalleimer ausgestattet ist. Im Salon angekommen folgt dann ein weiteres Sofa-Arrangement in L-Form an Backbord.

Gegenüber sind Schränke installiert. Große Seitenfenster bieten eine gute Aussicht auf die Landschaft. Im vorderen Bereich des Salons ist eine komplette Pantry mit Backofen-Mikrowellen-Kombination, Kühl-Gefrier-Einheit, Vierfach-Induktionsplatte und Geschirrspüler montiert, daneben der Steuerstand mit zwei Einzelsitzen und Komplettausstattung. Ein Raymarine-Yachtsense-System zur Steuerung sämtlicher Technik gehört ebenso dazu wie die Joysticksteuerung für die Antriebe, der Autopilot, ein Echolot, ein Raymarine-Radar sowie ein 22-Zoll-Multifunktionsdisplay und ein 7-Zoll-Monitor für die Motordaten. Auch der manuelle Kompass ist an beiden Steuerständen vorhanden. Der UKW-Funk und ein Fusion-Soundsystem gehören ebenso dazu wie ein bordeigenes Wi-Fi-System.

Drei Kajüten und viel Sicherheitsausstattung

Die Kabinen werden über den zentral angeordneten Niedergang erreicht. Es gibt drei Kajüten, alle mit 2,0 x 1,50–1,55 Meter großen Doppelliegen, eigenen Nasszellen mit elektrischen Toiletten und separaten Duschen ausgestattet. Die Stehhöhe liegt überall bei 1,95 Meter. Die sehr geräumige Eignerkabine hat zusätzlich einen Arbeitsbereich, eine Ruhezone mit zwei Polstersesseln samt Tisch und einen begehbaren Kleiderschrank. Die Nasszelle verfügt hier über zwei Waschbecken, eine abgetrennte Toilette mit Bidet und eine separate Dusche.

Dank der zahlreichen getrennten Komfortzonen mit Polstermöbeln und Liegeflächen kann sich die Besatzung auch gut aus dem Weg gehen.

Auch bei der Sicherheitsausstattung ist alles serienmäßig an Bord. Notausstiege sind ebenso vorhanden wie Feuerlöscher sowie ein automatisches Brandbekämpfungssystem mit Akustiksignal. Außerdem sind sieben elektrische Bilgenpumpen an Bord und zusätzlich noch zwei manuelle Versionen. Die Batterie-Abschaltung kann elektronisch oder manuell erfolgen. Insgesamt gehört hier also eine vorbildliche Sicherheitsausstattung zum Grundpaket. Ebenso Standard sind eine Klimaanlage mit 96.000 BTU und Wärmepumpe sowie ein 20-kW-Generator. Zudem verfügt die 230-Volt-Anlage über Inverter und Landstromanschluss inklusive 24-V-Ladegerät.

Manövrieren der Cranchi Sessantasette Corsa 67 ist dank Joystick kinderleicht

Bei der Motorisierung gibt es keine Wahlmöglichkeit. Verbaut sind zwei Volvo Penta D13-IPS1350 mit je 735 kW (1.000 PS). An den Pod-Antrieben sind Q3-Propeller montiert. Aus dem Stand erreichen wir nach 13 Sekunden bei 1.870 Umdrehungen die stabile Gleitfahrt bei 18 Knoten. Nur 50 Umdrehungen höher liegt der Punkt der größten Effizienz mit 19 Knoten. Hier laufen 13 Liter pro Seemeile aus dem 4.000-Liter-Tank, der sich zentral im Kiel befindet. Bei Abzug der obligatorischen 15-prozentigen Reserve ergibt sich eine Reichweite von 261 Seemeilen. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 26,1 Knoten und ist nach 32 Sekunden bei einer Drehzahl von 2.270 Touren erreicht.

19 Knoten beträgt die perfekte Marschgeschwindigkeit bei 1.920 Umdrehungen pro Minute

Manövrieren ist dank Joystick kinderleicht. Aber wir wollten natürlich auch wissen, wie das manuell geht. Stellt man eine Maschine auf Vor-, die andere auf Rücklauf, dreht die Yacht auf der Stelle. Wer sich den optionalen Joystick an der Steuerbordseite im Cockpit bestellt, hat von dort besonders bei Anlegemanövern im Hafen auch die Badeplattform perfekt im Blick. Schnelle Vollkreise sind IPS-typisch nicht sehr eng fahrbar (etwa acht Bootslängen). Die Motorraumtemperatur liegt bei den Testfahrten stabil bei 24 Grad Celsius, was für eine gute Belüftung spricht. Das Fahrverhalten war auch bei Wellen tadellos. Der optionale Kreiselstabilisator, der im Testboot verbaut war, macht die Yacht auch bei Seegang zur Sänfte. Die Verarbeitungs- und Materialqualität sind auf Spitzenniveau. Gleiches gilt für die Montagearbeit an allen Komponenten.

Mit den beiden Volvo Penta D13- IPS1350 wurde eine Motorisierung gefunden, die sehr gut mit der neuen Cranchi Sessantasette Corsa 67 harmoniert.

Technische Daten Cranchi Sessantasette Corsa 67

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  • CE-Kategorie: B/18
  • Länge über alles: 20,80 m
  • Breite: 5,40 m
  • Verdrängung (unbeladen): 41 t
  • Durchfahrtshöhe: 8,23 m
  • Kraftstofftank: 4.000 l
  • Wassertank: 900 l
  • Fäkalientank: 300 l
  • Motorisierung: 2 x Volvo Penta D13-IPS1350 mit je 735 kW (1.000 PS)
  • Preis: ab 3.440.290 Euro
  • Vertrieb: ocean-yachting.de

Messergebnisse

Test-Fazit

Wer eine etwas andere Flybridgeyacht mit viel Platz und reichlich separaten Ruhezonen sucht, sollte die Cranchi Sessantasette Corsa 67 in die engere Wahl nehmen. Hochwertige Materialien, eine mängelfreie Verarbeitungsqualität und eine harmonische Abstimmung aller Details bis hin zu den Türgriffen zeigen das hohe Niveau.

Gute Fahreigenschaften
Perfekte Sicherheitsausstattung
Hochwertige Verarbeitung


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