Evo R+Kreuzer mit Kanten - ein Luxus-Boot mit dem gewissen Sportwagen-Flair

Jan-Ole Puls

 · 16.01.2024

Die Evo R+ erinnert von außen an ein Militärboot
Foto: Werft
Evo R+ ist das neue Projekt von Evo Yachts, das sein Debüt auf dem Cannes Yachting Festival 2023 feierte. Sportlich und funktionell zugleich, verfügt die Evo R+ über einen geschlossenen Salon und viel Platz unter Deck. Das macht sie zu einem idealen Boot für Törns mit der ganzen Familie.

Langweilig oder stilvoll? Mit ihrem geraden Vorsteven und den klaren Linien ist das sicherlich ein Thema für einen langen Hafenabend. Tatsache ist, dass ist modern. Hersteller wie Fjord oder Axopar setzen auf diesen Stil und Evo Yachts tut es ihnen gleich. Mit ihrem kantigen, schwarzen Aluminiumdach und der hochglanzlackierten, grauen Außenhaut erinnert die Yacht an eine Mischung zwischen Sportwagen und modernsten Marine Kreuzer.

Auch die Materialien im Innenraum unterstreichen den Sportwagen Auftritt. Alcantara fast überall. Ob als Verkleidung der Schotten oder als Deckenpaneele. Überall lässt sich der Mikrofaserstoff aus ultrafeiner Polyesterfasern finden. Doch zum Interieur später mehr.

Das Vordeck bietet neben der Crewkabinenluke und dem Ankerkasten zwei Liegen mit viel Platz zum Sonnenbaden. Der Crewbereich für eine Person bekommt nicht soviel Luxus ab wie der Rest des Bootes. Hier befindet sich nur ein quer eingebautes Bett. Weitaus geräumiger ist der einladende und gut ausgestattete Heckbereich. Er ist ebenfalls mit einer Sonnenliege welche sich in einen Tisch verwandeln lässt und einer großen Bar mit Kühlschrank, Eismaschine und großzügiger Spüle ausgestattet. Außerdem gibt es ausklappbare Schanzkleider, welche für mehr Platz im Heck bereich sorgen. Die große Badeplattform kann hydraulisch abgesenkt werden, was das Aussetzen und Einholen eines Beibootes oder Jetskis erleichtert.

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Das Innere der Evo R+

Während der Fahrt wird man sich jedoch meist im Salon aufhalten. Hier gibt es im Wesentlichen drei optische Highlights. Zum einen die 360-Grad-Rundumsicht, die Kohlefaser-Trittstufen, und die auffällige Alcantra-Deckenverkleidung mit indirekter Beleuchtung. Letztere verleiht dem Salon eine besondere Atmosphäre und wirkt gerade mit der indirekten LED-Beleuchtung fast wie ein Kunstwerk. Der Fahrstand ist mit einem großem Plotter ausgestattet, auf dem sich alle Motordaten und Positionsdaten abrufen lassen. Scheibenwischer, Hupe und andere Funktionen werden über Taster gesteuert Das mit Leder eingefasste Lenkrad fühlt sich gut an und ist im stehen wie auch im sitzen gut zu erreichen. Außerdem ist ein Joystick-System mit an Bord. Generell wurde nach Angaben der Werft Wert auf warme Stoffe wie Alcantara gelegt. Die Farbpalette basiert auf einer Mischung von vier Farben und Materialien: Weiß, Schwarz, Teak und Karbon.

Karbon wurde gewählt, um den sportlichen Charakter des Interieurs zu unterstreichen. Dabei wurde nicht normales Sichtkarbon verwendet, sondern so genanntes Forged Carbon. Forged Carbon verwendet als Basis zerkleinerte Kohlenstofffasern, die mit Harz vermischt werden. Diese Mischung kann in fast jede beliebige Form gebracht werden. Da die Kohlefasern nicht verwebt werden, gibt es kein eindeutiges Muster und jedes Forged Carbon-Produkt ist ein Unikat.

Das Design des Exterieurs und Interieurs wurde wieder von Valerio Rivellini, einem langjährigen Mitarbeiter, entworfen. Im Salon ist auch die erste von zwei kleinen Pantrys untergebracht. Sie enthält eine Spüle, ein Kochfeld und einen Kühlschrank so wie viel Stauraum für Lebensmittel und Geschirr.

Eine Etage tiefer wird es heller

Die Wände sind mit weiß Microfaserstoff bezogen und der Boden mit Teakfurnier oder hellem Teppich belegt. Über die dreistufige Kohlefaser-Treppe gelangt man als erstes in die zweite, größere Pantry. Hier sind der Weinkühlschrank und eine Sitzecke untergebracht. Im Vorschiff liegt die große Eignerkabine, die mit einem Doppelbett und ausreichend Stauraum ausgestattet ist. Fenster für Tageslicht sind ebenfalls vorhanden. Gegenüber im Heck teilt sich der Raum in eine Backbord- und eine Steuerbordkabine. Diese sind fast identisch. Pro Kabine finden hier zwei Personen Platz zum Schlafen und Entspannen. Stauraum für einen Wochenendtrip ist ausreichend vorhanden.

Natürlich hat die Evo auch zwei Toiletten. Die erste wurde von Designer Rivellini auf der Backbordseite zwischen Achterkajüte und Sitzecke eingeplant. Sie ist ausreichend groß und mit vielen Spiegeln ausgestattet. Ob das gefällt, muss jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall wirkt der Raum dadurch größer. Eine Dusche ist inegriert. Die zweite Toilette ist in der Eignerkabine. Hier sind Dusche und Toilette seperriert. Die Dusche ist auf Backbord und das WC auf Steuerbord. Die Werft der Gebrüder Mercuri entwirft seit jeher Boote mit flexiblen Grundrissen, um auch die Wünsche der anspruchsvollsten Eigner zu erfüllen. Bei der Evo R+ ist es beispielsweise möglich, sich für eine einzige Pantry auf dem Hauptdeck zu entscheiden, die größer ist als das in Cannes ausgestellte Modell und deren Essbereich ins Unterdeck verlegt wurde.

Der Antrieb ist alles andere als Standard

Angetrieben wird die R+ von zwei Volvo Penta IPS 950 (1450 PS insgesamt), die eine Höchstgeschwindigkeit von rund 33 Knoten und eine Reisegeschwindigkeit von 27 Knoten ermöglichen sollen. 33 Knoten haben wir bei unserer kurzen Testfahrt während der Cannes Yachtshow 2023 nicht erreicht. Dafür war die Welle etwas zu hoch und das Boot mit zu viel Dekorationsgegenständen ausgestattet. Verständlich, dass man das Boot auf einer Messe nicht komplett „BOOTE-Fahrtest tauglich“ machen kann. Trotzdem konnten wir uns, in Angesicht der kurzen Zeit einen ersten Eindruck der Fahreigenschaften bei normaler Fahrt machen. Kurven fährt die R+ problemlos und ohne große Schräglage. Sie liegt gut auf dem Ruder und folgt gehorsam den Ruderkommandos des Skippers. Bei Vollgas und beim Sprung über die Wellen wird es im Innenraum etwas lauter. Man hört, wie sich alles ein wenig bewegt und aneinander reibt. Das will die Werft bei den nächsten Schiffen ändern und verspricht Besserung.

Zusammenfassend können wir sagen: Mit einer Länge von fast 18 Metern und einer Breite von 5,31 Metern richtet sich das Boot an Eigner, die Wochenendtörns genießen möchte und dabei ein extravagantes Schiff ihr eigen nennen möchte. Auffallen wird man vermutlich in jedem Hafen. Der Stil des Bootes ist sportlich und auf das Wesentliche reduziert. Dennoch ist das Komfortniveau hoch. Wir sehen das perfekte Revier für die Evo R+ im warmen Süden und dem Mittelmeer.

Fazit zur Evo R+

Die Evo R+ ist ein modernes Boot aus der Feder von Valerio Rivellini. Die Verarbeitungsqualität ist für Bau Nummer eins gut. Besonders das Interieur hat es uns angetan. Bei den Fahreigenschaften haben wir nichts negatives finden können. Rundum ein gelungenes Boot.


Technisches Daten

  • Länge über alles: 17,71 m
  • Breite: 5,31 m
  • Tiefgang: 1,30 m
  • Kraftstofftank: 2100 l
  • Wassertank: 510 l
  • Rumpf und Deck: GFK
  • Kategorie: A-B
  • Max. Personen: 12-16
  • Max. Motorisierung: IPS 800 - IPS 950
  • Max. Geschwindigkeit: 33 Knoten
  • Reichweite: 280 sm
  • Designer: Valerio Rivellin

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