Marcus Krall
· 15.07.2012
Freiflächen mit Terrassen voraus sind Mode. Der 54 Meter lange CRN-Dreidecker „Ability” fährt also im Trend. Die Werft arbeitete wieder mit Zuccon International Project zusammen. Das Heck interpretierte der Chefdesigner sogar radikal neu.
Sie sieht etwas anders aus. Ihr Designer hat ihren Hauptmast scheinbar bugwärts gerückt. Der Vormast macht einen etwas zu mächtigen Eindruck. Dafür fällt die Silhouette weich aus. Die Linien von Reling und Schanzkleid gehen schwungvolle Verbindungen ein. Dort, wo andere Yachten am Heck eine Badeplattform als Appendix des Unterdecks fahren, hat der Stylist offensichtlich ein weiteres geschlossenes Achterdeck untergebracht.
Für diese ungewöhnliche Silhouette und die belebenden äußeren Details ist Giovanni Zuccon mit seinem römischen Büro Zuccon International Project verantwortlich, ein erfahrener Architekt und Industriedesigner, der bereits viele Projekte der Ferretti Group und bei CRN betreute, darunter CRNs 60 Meter lange „GiVi”, eine Premiere ebenfalls aus diesem Jahr.
Zuccon kennt die Trends. Er weiß, dass bei entsprechendem Format der Konstruktion Terrassen auf den Vordecks beliebt geworden sind. Gern erweitern Designer darum eine Portugieserbrücke vor dem Ruderhaus zur großen Freifläche mit Sofa- und Liegeflächenarrangements, auch mit Tisch und Stuhl. Zu den jüngsten Beispielen gehört Benettis „Ambrosia” (Heft 6/06). „Ability” wartet ebenfalls mit dieser Freifläche auf.
Als sei das nicht genug, hat Zuccon noch ein Detail integriert, mit dem Kreuzfahrtschiffe gern ihre Kabinen der ersten Klasse verschönern, mit einem Balkon. An der Steuerbordseite des Eignerschlafraumes schließt eine gläserne Schiebetür einen kleinen Außenbereich mit zwei Decksstühlen und einem Kaffeetisch ab. Dieser Balkon lässt sich von keiner Position an Bord aus einsehen, außer vom Schlafraum des Eigners. Der Balkon bereitete jedoch Probleme, weniger in der Idee und der Integration in die Konstruktion, als vielmehr in der Zulassung durch Lloyd’s und Anerkennung durch die MCA. Unter den zahlreichen und großzügigen Decksflächen an frischer Luft stellt der Eignerbalkon die kleinste, dafür aber intimste dar.
Die größte Zahl an Quadratmetern weist wie üblich das Sundeck auf, gemessene 130. Das reicht für eine Terrasse mit acht Liegen, eine Sitzgruppe mit Sesseln und Sofas, einen Speisetisch und eine Bar im Schutze des festen Biminis und einen Pool mit Liegewiese vor dem Treppenhaus. Das achterliche Sundeck kann die Crew in einen Landeplatz für einen Hubschrauber verwandeln.
Eine ungewöhnliche Gestalt wie der Eignerbalkon weist auch das „Ability”-Heck auf. Statt einer Badeplattform mit Aufgängen zum Hauptdeck und einer Garagentür zur Lazarette, eine Konfiguration, wie sie selbst bei 100-Meter-Formaten üblich ist, gestaltete das CRN-Team die Badeplattform zu einem Deck mit Schanzkleid, von dem aus zwar Stufen zum Hauptdeck führen, aber keine Tür zu Tender oder Tauchausrüstung. Dieses knapp 20 Quadratmeter große Außendeck nennt das CRN-Marketing Beach Deck, und voraus geht’s nicht in einen technischen Lagerraum für Waterbikes und auch Kompressoren, sondern durch eine gläserne Schiebetür in den Fitnessraum mit schimmernden „Folterinstrumenten“ und zur Dusche mit der nebenliegenden Sauna in japanisierendem Schieferambiente.