Peter Laessig
· 24.08.2014
Die neue Jeanneau NC 14 punktet mit Panoramablick und Anpassungsfähigkeit. Bislang sie ist das größte Modell der NC-Familie der französischen Werft.
Die NC 14 ist nicht nur eine größere NC 11, sondern ein ganz neues Boot mit mehr Komfort, Luxus und insgesamt moderner Gestaltung, besonders was den Rumpf betrifft," erläutert uns Merry de la Poeze, Chef der Motorbootabteilung von Jeanneau.
Unser Testboot verfügt über zwei Kabinen mit vier plus zwei Kojen und zwei WC-Duschräumen, in denen auch kräftig gebaute Personen keine Platzangst bekommen. Das zweite Bad kostet extra. Die gesamte Verarbeitung gibt, bis auf ein paar Kleinigkeiten, keinen Anlass zur Kritik. Der Motorraum erscheint uns aufgrund seiner Beengtheit und der Tatsache, dass hier viel Technik untergebracht ist, für Servicearbeiten zwar zu eng, das ist aber letztlich der Tribut, den man für die im übrigen Boot vorherrschende, großzügige Räumlichkeit zahlen muss.
Was wir auf der NC 9 seinerzeit kritisierten – wie die fast nicht erreichbaren Sicherungen – ist auf dem Testboot besser, wenn auch noch nicht optimal gelöst.
Der Technikraum, wo wichtige Teile, wie die 12-V-Sicherungen und Relais, verbaut sind, ist zwar besser zugänglich, man muss aber immer noch in den "Keller", was bei Seegang blaue Flecken garantiert. Die kann man sich auch an der Fahrersitzbank am Sitzkissen-Klappscharnier holen, wenn man nach Backbord von der Sitz-fläche seitlich herunterrutscht.
Ansonsten punkten hochglänzendes Gelcoat außen und glatte Innenschale samt versiegeltem Laminat innen. Nicht behandelte Kunststoffschnittkanten sind in der Unterzahl, und eine ordentlich installierte Technik und Elektrik erfreut. Gut hat uns der gesamte Innenausbau gefallen.
Wem ein maximales Tempo von knapp 25 kn bei Nenndrehzahl (3500/min) ausreicht, der wählt zwei IPS400 mit je 300 PS (220 kW); wer bei gleichen Drehzahlen etwa 5 kn schneller sein möchte, fährt –wie im Testboot verwendet – mit zwei IPS-500 mit jeweils 370 PS (272 kW).
Zwei Antriebsstränge allein sind schon ein Garant für wendiges Verhalten in langsamer Fahrt, und mit dem aufpreispflichtigen Joystick gelingen An- und Ablegen jedem Skipper. Die langsamen Passagen fahren wir mit einem Tempo von 7 kn bei 1200/min, damit sich die vom Boot erzeugten Wellen auf akzeptabler Höhe halten. Mit zunehmender Fahrt hebt sich die NC 14 fast parallel aus dem Wasser und beginnt ab 2200/min (13 kn), dem dynamischen Auftrieb zu gehorchen.
Fährt man dabei noch die Trimmklappen zu etwa 50 % aus, wird die Sicht vor- und achteraus perfekt. Ohne Trimmklappen bilden Vordeck und Horizont eine Linie, und nach achtern muss man sich etwas bücken, denselben zu sehen. Es ist aber bei Booten mit IPS-Antrieben normal, dass Trimmklappen zur Verbesserung der Sicht verwendet werden. In voller Fahrt drehen die Motoren 120/min mehr, als der Hersteller erlaubt, und sorgen damit für eine Höchstgeschwindigkeit von knapp über 31 kn. Das Plus an Drehzahl ist auf die geringe Beladung zurückzuführen.
Mit IPS-Antrieben fährt man aus dem Stand mit voll eingeschlagenem Ruder und voller Fahrt voraus eine Spirale, die sich dann, wie beim Testboot, bei einem Durchmesser von etwa 280 m zum Kreis schließt. Wer es enger braucht, muss langsamer fahren. Die Kurven über Backbord geraten dabei zum Blindflug, da sich das Hardtop-Dach ins Blickfeld schwenkt. Auch bei geöffnetem Schiebedach wird es nicht besser, und über Steuerbord muss man sich für freie Sicht etwas bücken. IPS-Antriebe verhindern Extremmanöver, da ihr Einschlagwinkel von Drehzahl und Geschwindigkeit abhängt. Wissen muss man, dass beim Testboot vom Einschlagen des Ruders bis zur Reaktion der IPS-PodAntriebe knapp eine Sekunde vergeht.
Windstärken um drei Beaufort sorgen auf dem Mittelmeer vor Cannes für kabbeliges Wasser, bei dem die Wellen auch mal bis knapp einen Meter Höhe reichen. All das durchfährt die Französin ohne Beanstandungen sicher und komfortabel.
Dank der überzeugenden Schalldämmung messen wir im geschlossenen Salon bei voller Fahrt (3650/min) einen Schalldruck von maximal 77 dB/A und im Cockpit um 85 dB/A. Das ist gut. – Der Fahrer sitzt auf einer Doppelbank, Beifahrer nehmen entweder neben dem Skipper oder gegenüber, an der zum Sofa wandelbaren Dinette, Platz.
Nach Auswertung unserer Messwerte rechnet sich eine Tankfüllung in langsamer Fahrt (1200/min) für eine Nonstop-Strecke von etwas über 550 sm zuzüglich 15 %. In Gleitfahrt befindet man sich bei 2800/min mit 21 kn im wirtschaftlichen Bereich; eine Tankfüllung reicht dann theoretisch für einen Aktionsradius von 177 sm, bis die Reserve angegriffen wird. Bei Vollgas sollte man sich 27 sm früher nach einer Bunkerstation umschauen, um den Diesel-Vorrat zu erhalten.
Asymmetrische Seitendecks machen die Steuerbordseite zum Hauptdurchgangsdeck nach vorn und achtern. Das ist sinnvoll, da auf der gleichen Seite auch der Steuerstand mit direktem Zugang zum Seitendeck untergebracht ist und das Seitendeck ab der Tür zum Fahrstand tiefer liegt. Diese Anordnung, samt Springklampe auf dem Schanzkleid, ermöglicht es dem Skipper, das Boot auch mal allein zu belegen. – An Backbord läuft man dagegen auf Höhe des Vordecks nach achtern. Treppenstufen erleichtern beidseitig den Abstieg ins Cockpit. Aufs Boot gelangt man entweder über die Reling (auf die Seitendecks) oder – wie vorgesehen – über eine hydraulisch-elektrische Gangway (Extra) am Heck.
Die NC 14 wird in der Standardversion fahrfertig mit allem notwendigen Zubehör bestückt. Daneben bietet Jeanneau das Boot mit verschiedenen Ausstattungspaketen an, die durch weiteres Zubehör wiederum ergänzt werden können und so jedem Eigner die Möglichkeit geben, die Yacht gemäß seinen ganz persönlichen Vorstellungen zu "gestalten".
Fazit: Die NC 14 ist auch mit der stärkeren Motorisierung von 2 x 370 PS nicht aus der Ruhe zu bringen und für jedermann geeignet. Ein Muss ist der Joystick, sinnvolle Ergänzungen sind gegebenenfalls die Gangway sowie die hydraulisch absenk-bare Badeplattform und ein Generator. Die Jeanneau NC 14 ist mit dem passenden Ausstattungspaket, wie beispielswei-se Klimaanlage oder Heizung und dem das Cockpit umspannenden Verdeck, sowohl in südlichen als auch in nördlichen Bootsrevieren zu Hause und für vier Personen – auch dank der feinen Pantry an Bord – ein komfortables und vor allem sicheres Reiseboot für Binnen- und Küstengewässer.
Werft: Jeanneau
Typbezeichnung: Jeannaeu NC 14
CE-Kategorie: B - Außerhalb von Küstengewässern
Länge: 13,73 m
Breite: 4,10 m
Verdrängung: 10,50 t
Preis: 386.107,00 €