MPC steht für Multi Purpose Cruiser – eine Yacht „für alle Fälle”. Wir fuhren den modern gestylten Stahlverdränger im niederländischen Friesland.
Landläufig haben Stahlverdränger den Ruf, klassische Formen zu besitzen und auch im Innenraum eher traditionelles Design zu pflegen. Letzteres hat sich bei den renommierten Werften teilweise schon in eine frischere Richtung verschoben. Bei den Decksaufbauten lassen sich die neuen Gedanken dagegen noch eher zögerlich blicken.
Anders bei Jetten 50 MPC: Hier hat ein absolut neues frisches Design das gesamte Boot nachhaltig beeinflusst. Besonders auffällig: Die orange Farbe des Rumpfes, die die Jetten zum absoluten Hingucker macht. Schon beim Betreten des Schiffes zeigt sich das Cockpit im modernen Ambiente. Die große, bequeme U-Sitzfläche liegt unter Dachfenstern, von dem sich das mittlere aufstellen lässt. Riesige Dachfenster findet man ebenfalls im Salon. Dort sorgt ein Schiebedach von Waeco für Frischluft und den direkten Sonnenkontakt. Von der gemütlichen Sitzecke, die für fünf Personen prima reicht (bei mehr muss man aufs Cockpit ausweichen), hat die Fahrgemeinschaft außerdem einen super Panoramablick. Wer dagegen mehr Diskretion und Sonnenschutz wünscht, zieht einfach die Jalousien und Gardinen vor. Mitten im Geschehen auch der Smutje, denn die moderne Pantry steht an Backbord im Eingangsbereich. Diese Anordnung hat den Vorteil, dass man auch direkt vom Cockpit auf die Pantry zugreift und keine Wetbar benötigt.
Bei den Schlafräumen hat der Eigner die Wahl zwischen Drei- und Vierkabinen-Version (Charterbetrieb). Wir fuhren mit der Vierkabinen-Ausführung und folgender Aufteilung: Doppelkoje im Bug, Doppelkoje in der Unterflurkabine (Bb) und Etagenbetten an Stb. Zwischen Bug und Unterflurkabine befindet sich ein Büroraum mit Schreibplatte und Etagen-Klappbett. Eigner, die mehr auf ihr Wohl aus sind, ordern die Ausführung mit drei Kabinen und bekommen dann eine große Suite in der Mitte des Bootes. Als Nasszellen installiert die Werft auf unserer Version eine separate Dusche im Bug an Backbord und gegenüberliegend einen Toilettenraum mit WC (elektrisch) sowie Waschbecken. Beide Räume haben ansprechende Abmessungen. Für die Unterflurkabinen integriert der Konstrukteur ein Badezimmer mit Toilette, Waschbecken und mittelgroßer Duschkabine am Niedergang.
Plus, Minus: Von den Kabinen kommend lässt sich der Raum gut erreichen, eingangsseitig dagegen nur umständlich, da die Flurtür gegen die Badezimmertür schlägt. Pro und Contra auch bei den Kojen: Die Doppelkojen haben vorbildlich Lattenroste unter den Matratzen, Fehlanzeige dagegen bei den übrigen Kojen. Wer glaubt, das war’s mit den Kabinen, irrt, denn achtern befindet sich noch eine Crewkabine am Zugang zum Motorraum.
Die meisten Eigner werden die Jetten vermutlich noch selbst fahren und anlegen. Um letzteres bequem und sicher zu erledigen helfen Bug- und Heckstrahlruder äußerst wirkungsvoll. Dabei sitzt der Fahrer auf einer bequemen Doppelbank, die sich jedoch nicht verschieben lässt. Dadurch kann er sich beim Bedienen von Steuerrad und Einhebelschaltung nicht locker nach hinten lehnen. Die Instrumente (Monitore) ließt man in allen Lebenslagen uneingeschränkt ab, allerdings spiegelt sich der weiße Fahrstand in der Windschutzscheibe was die Voraussicht einschränkt. Damit Regen und Spritzwasser nicht zum Störenfried werden, installiert die Werft drei solide Scheibenwischer.
Mit der Einstufung in die Kategorie A erlaubt Jetten Hochseefahrten. Zur Rauwassereigenschaft können wir jedoch auf Grund des geschützten Testrevieres (Sneekermeer) nichts Objektives sagen. Anders zur Reichweiten: hier schafft die Jetten bei einer Marschfahrt von fast 8 kn mit einer Tankfüllung repektable 1000 sm plus 15 % Reserve. Vollgaspiloten mit knapp 10 kn kommen immerhin noch über 500 sm weit und bei Kanalgeschwindigkeiten von etwa 4 kn sogar über 3000 sm. Wer regelmäßig auf große Fahrt gehen will, wird aus Sicherheitsgründen eine Doppelmotorisierung wählen, die dann die Reichweiten spürbar senkt.
Bis auf wenige Schlenker fährt unsere einmotorige Ausführung ordentlich geradeaus. In schnelle Kurven legt sich die Jetten erst kurz auf die Innenseite und dann mäßig auf die Außenseite. Die Lenkung zeigt sich dabei nicht zu leicht und nicht zu schwer.
Der Motorraum befindet sich hinter einer einfach zu öffnenden Schotttür, ist aufgeräumt, gut belüftet und in der einmotorigen Ausführung mit reichlich Platz zum Hantieren versehen. Um einen möglichst sicheren Betrieb zu gewährleisten, installiert die Werft ein doppeltes Kraftstofffiltersystem. Im Brandfall sorgt eine Feuerlöschanlage für Sicherheit. Drei elektrische Bilgen- und drei Handlenzpumpen sind ebenfalls ein hoher Standard.
Geht es um die Bewegungssicherheit, stehen rutschfeste Bodenstrukturen und griffgünstige Reling und Handläufe auf der Habenseite. Um problemlos aus dem Wasser zu kommen, lässt sich die Badeplattform per Knopfdruck absenken. Wichtig: Hat man diesen Vorgang vorm Sprung ins kühle Nass vergessen, gibt es standardmäßig eine Notstufe um wieder an Deck zu steigen. Wer in der Sonne baden möchte, legt sich auf die riesige
Polsterfläche auf dem Vordeck.
Für kalte Tage gibt es eine 5-kW-Heizung. Damit die Wärme auch im Boot bleibt, versieht die Werft den Rumpf mit einer Isolierung, die genauso sorgfältig verarbeitet wird wie das gesamte Boot. Was nicht zuletzt die stabile Reling, Klampen und Scheuerleiste bestätigen.
FAZIT: Die Jetten 50 hat ein wirklich frisches Design, das eine moderne Lebensart vermittelt und damit auch jüngere Generationen anspricht. Privateigner ordern eher die Dreikabinen-Version, um den hohen Komfort des Bootes zu genießen. Fahreigenschaften, Qualität und Sicherheitsausrüstung zeigen ein gutes Bild.
Werft: Jetten Yachting
Typbezeichnung: Jetten 50 MPC
CE-Kategorie: A - Hochsee
Material von Rumpf und Deck: Stahl
Länge: 14,99 m
Breite: 4,80 m
Verdrängung: 28,00 t
Preis: 591.760,00 €