Martin Hager
· 08.02.2017
300 Quadratmeter Wohnfläche auf 20,50 Metern Länge! „Midori“ von Sunreef Yachts ist ein moderner Glaspalast im Zen-Stil. Und das Raumwunder kann sogar segeln.
Selten verschmolz das Exterior einer Yacht so stark mit dem Interior wie an Bord des Segel-Katamarans "Midori". Das Teak der Außendecks geht nahtlos in den von bodentiefen Glaswänden eingerahmten Salon über, einen Wohnbereich wohlgemerkt, der mit einer Fläche von 65 Quadratmetern zu den größten gehört, die je in dieser Schiffsgröße realisiert wurden.
Doch nicht allein das schiere Volumen des umrahmten Lebensraums sorgt für Erstaunen, sondern auch die Umsetzung. Die Aufbauten der 20,50 Meter langen "Midori" bestehen vom Steg aus
betrachtet fast ausschließlich aus dunkel getöntem Glas sowie aus bodentiefen Paneelen, die senkrecht bis zur Flybridge wachsen und eher an einen kantigen Schuhkarton als an ein hydro- und aerodynamisch optimiertes Segelkonzept erinnern. Hier folgt – ganz unmissverständlich – die Form auf die Funktion.
Wer auf das Achterdeck des Supreme 68 getauften neuen Sunreef-Modells tritt, begreift den Sinn dieses Designs sofort: Auf drei Seiten lassen sich die Glaswände fast vollständig zusammenfalten, was den mit wenigen ausgewählten Möbeln bestückten Salon in ein luftiges Loft verwandelt. Näher am und mit dem Meer kann man nicht leben.
Realisieren konnte die Werft dieses eindrucksvolle Konzept dank einer innovativen Aufbaukonstruktion bestehend aus vier Karbon-Eckpfeilern, auf der die ebenfalls 65 Quadratmeter große Flybridge aufliegt.
Den auf das japanische Wort für die Farbe Grün getauften Segelkatamaran orderte ein erfahrener Eigner, der auf
eine Privatflotte von acht ganz unterschiedlich großen Mehrrümpfern zugreifen kann und sich und seiner Familie eine ruhige und harmonisch gestaltete Rückzugsoase mit viel Lebensraum und einem die Sinne schonenden Zen-Interior realisieren ließ. Für das japanisch inspirierte Dekor und zeitlose Interior-Design des 10,50 Meter breiten Zweirümpfers verpflichtete der Eigner den belgischen Designer Bram Van Scharen, der mit "Midori" seinen gelungenen Einstand in die Yachtwelt feiert. "Ich hätte das Modell eher ,Supreme 300‘ getauft", sagt Bram Van Scharen. "Kaum eine Yacht in dieser Größenordnung dürfte über so viel Wohnraum verfügen wie dieses Sunreef-Modell."
Der Designer aus Antwerpen gestaltete ein Interior, das minimalistisch und doch warm wirkt. "Ich liebe matte Oberflächen – das beruhigt die Sinne." Teakholz ziert den Boden sowie die Außendecks, Wände und Decken sind mit sanftblauem Stoff bezogen.
Dem Salon als Hauptaufenthaltsbereich widmete Van Scharen gemeinsam mit den Werftdesignern besonders viel Aufmerksamkeit. Den vorderen Bereich nimmt die über die gesamte Breite reichende Galley mit Kochinsel und insgesamt 18 Metern Arbeitsfläche ein. Kühlschränke, Tiefkühltruhen, Weinkühlschrank und die Miele-Küchengeräte befinden sich geschickt integriert unter den Arbeitsplatten. "Die Eigner lieben es, selbst zu kochen, und wünschten sich möglichst viel Arbeitsfläche zum Vorbereiten", so der Belgier. Achtern steht der Speisetisch für acht Personen; das Sofa "Serpentine" von Vladimir Kagan und der mit Karbon-Details versehene "Cité"-Sessel von Jean Prouvé setzen weiter hinten dezente Wohnakzente.
Niedergänge back- und steuerbords führen in die Rümpfe zu den drei Gästekabinen und der Eignersuite, die über einen Bürobereich, einen begehbaren Kleiderschrank und ein großes Bad verfügt. Ein Flachbild-TV fährt bei Bedarf aus der Decke, zahlreiche Staumöglichkeiten sorgen, wie überall an Bord, für einen aufgeräumten und damit beruhigenden Gesamteindruck. Dunkle Anthrazit-, Aquamarin- oder Eukalyptus-Töne dominieren die Kabinen. "Wir wollten mit der Farbwahl und den eher dunkel gestalteten Kabinen eine Kokon-ähnliche Atmosphäre schaffen – einen Bereich, der nicht ablenkt und aufputscht, sondern in dem es einem leichtfällt, sich auszuruhen", erzählt der Designer.
Wer nach Energie und Licht sucht, findet davon genug auf dem mit einem ergonomisch geformten Jacuzzi bestückten Vorschiff, auf den Trampolinen zwischen den Rümpfen oder ganz oben auf der von einem Karbon-Bimini überdachten Flybridge. Die Sonnenterrasse bietet auf der gleichen Grundfläche wie der darunterliegende Salon reichlich Platz für elegante Lounge-Möbel, einen Speisetisch für Al-fresco-Dinner und einen Grill- und Bar-Bereich. Auch der Mastfuß steht, solide verstärkt, auf der Flybridge. So stört keine Mastdurchführung das offene Interior. "Ich war auf der Überführungsfahrt von Danzig nach Ibiza dabei und bin von der Segelleistung begeistert. Wir sind bei vier Windstärken ganz komfortabel acht Knoten gesegelt. Alles ganz ohne Stress", schwärmt Bram Van Scharen.
Mit "Midori" lieferten die polnischen Katamaran-Spezialisten bereits Baunummer zwei ihres rund drei Millionen Euro teuren Supreme-68-Modells, fünf weitere Einheiten sind bereits verkauft und in den Werfthallen in Danzig im Bau. Für Eigner, die mit einem Mast und dem dazugehörigen Lifestyle nichts anzufangen wissen, präsentierte Sunreef Yachts kürzlich das Modell Supreme 68 Power.