OvermarineMangusta 105

Martin Hager

 · 12.07.2012

Overmarine: Mangusta 105Foto: Alberto Cocchi
Overmarine: Mangusta 105 | 05

Nach erfolgreichen Jahren mit der Mangusta 105 stellte Overmarine jetzt eine überarbeitete Version vor. Der Markenkern blieb. Sie wird ihre Eigner finden.

An diesem Vormittag zeigt der Frühling sein italienisches Gesicht. Herrlicher Sonnenschein liegt über den Anlegern und Yachten von Viareggio. Wind der letzten Tage lässt noch einigen Schwell in der Bucht stehen, der auch bis hier in den Hafen reicht, wo vor uns eine Mangusta 105 der zweiten Serie liegt. Erst vor vier Wochen ging sie zu Wasser. Der Werftkapitän Pierluigi „Gigi“ Della Capanna bittet uns an Bord, und wenige Minuten später beginnen die beiden MTU Sechzehnzylinder zu arbeiten. Ihre Kräfte wirken auf Jets. Wir sind gespannt, was uns erwartet, denn ein Schnellläufer wie dieser, der es auf mehr auf 30 Knoten bringen kann, hat hier in Viareggio weniger mit dem Schwell als vielmehr mit dem Bewuchs des Unterwasserschiffes und der Jets zu kämpfen. Bereits die vier Wochen haben ihre Spuren hinterlassen.

Die Herausforderung hieß Cobra

Gigi steuert die 105 mit den Rolls-Royce-Steuereinheiten sanft aus der Box. Die MTUs schieben die gut 30 Meter Technik gegen den Schwell in Richtung Hafeneinfahrt. Bei langsamer Drehzahl wie dieser sind die Jets um zehn Grad nach innen geneigt. So wirken sie im Wasser auf Fahrverhalten und Steuermöglichkeiten wie Propeller. Draußen vor Viareggio, die Hafenmole liegt eine halbe Meile hinter uns, zeigt jetzt das Trimmsystem von Humphree, welche Bedeutung es für die Sprintfahrt hat. Gigi hat die Flaps gerade einmal 22 Millimeter ausgefahren, der Bug steigt jedoch sofort, wenn der Werftkapitän sie zurücknimmt.

Die Werft, das ist Overmarine. Der Elektronik-Ingenieur Giuseppe Balducci war es, der Overmarine 1985 gründete. Er hatte in den Viareggio-Werften Jahre zugebracht und traute sich eines Tages zu, auf eigene Faust Yachten zu bauen. Das Maß der schnellen Dinge zu Wasser hieß damals Cobra 62 und kam aus den Hallen von Tecnomarine. Balducci war ehrgeizig genug, sich dieser Herausforderung zu stellen. Damit war entschieden, wie er seine Cobra-Fresserin nennen würde.

Es musste sich um ein Raubtier handeln, das sich gegenüber Schlangen unempfindlich zeigt, an dem das Gift der Schlange quasi abperlt. Es sind Mungos, die diese Voraussetzung erfüllen. Mungos gehören zu den Mangusten, Säugern aus der Ordnung der Raubtiere. Overmarine startete mit einem 80-Füßer. Heute bietet die Werft Längen von der Mangusta 72 bis zur 165. Die 72 und 80 werden von Oberflächenantrieben bewegt. Alle anderen Modelle nutzen Jets. Overmarine lieferte bisher über 30 Einheiten der ersten Serie aus. Unsere Mangusta 105 heute ist Ergebnis der Modellpflege mit überarbeitetem Aufbau. Gigi stellt die Steuerung am Rolls-Royce-Touchscreen-Panel auf Radsteuerung um. Die will mit Gefühl behandelt sein. Gerade einmal eine Viertelumdrehung des Rades braucht die Steuerung von Anschlag zu Anschlag.