Prestige F4.3Die Nachfolge des Topsellers

Jan-Ole Puls

 · 05.10.2025

Die neue Prestige F4.3.
Foto: Prestige Yachts
Das neue Prestige-Design setzt sich auch bei der F4.3 konsequent fort: Klare Linien, viele Fensterflächen und ein durchdachtes Raumkonzept. Wir haben das Modell genauer unter die Lupe genommen.

Mit ihrer Länge von rund 13 Metern gelingt es der F4.3, Eigenschaften unterzubringen, die man sonst eher in deutlich größeren Yachten erwarten würde. Das beginnt bereits bei der äußeren Erscheinung: Die Silhouette wirkt dynamisch und zugleich elegant, mit klaren Linien, weitläufigen Fensterflächen und einer gestreckten Flybridge, die durch optionale Ausstattungen wie ein Hardtop oder Bimini individuell angepasst werden kann. Entworfen wurde das Exterieur erneut vom langjährigen Prestige-Partner Garroni Design. Die Übergänge zwischen dem Innen- und dem Außenbereich hat er außerdem weiter verändert. Bei der 420er war es möglich durch eine große Schiebetür am Heck in den Salon zu gehen. Das geht nun nicht mehr. Dazu aber später mehr.

​Design & Layout: Modern, offen, durchdacht

Schon beim Betreten des Bootes über die große, auf Wunsch hydraulisch absenkbare Badeplattform fällt auf, wie konsequent die Prestige F4.3 auf das Leben an Bord ausgelegt wurde. Der Zugang zum Cockpit erfolgt stufenlos. Die Cockpitmöblierung bietet bequeme Sitzflächen mit flexiblen Lehnen, darunter versteckt sich ein clever durchdachter Stauraum für Rettungsmittel, Zubehör oder Getränkekisten.

Besonders spannend wird es beim Blick in den Salon: Die „OceanView“-Pantry ist das neue Herzstück an Bord. Sie erstreckt sich über die gesamte Breite des Schiffes am hinteren Ende des Salons. Sie öffnet sich mittels eines großen, hochklappbaren Glaselements direkt zur Cockpitlounge. Dieses große Schiebefenster mit Gasdruckfedern schafft nicht nur einen direkten Bezug zum Wasser, sondern verwandelt die Pantry in eine Art Bar mit Meerblick. Links und rechts öffnen sich zwei Seitentüren, die den Durchgang erleichtern und eine natürliche Belüftung ermöglichen. Es entsteht eine luftige, helle Atmosphäre, die das Bordleben deutlich aufwertet. Beim Fahren im Salon könnte allerdings der hohe Kühlschrank auf der Backbordseite die Übersichtlichkeit stören. Ehrlich gesagt wird man aber die meiste Zeit auf der Flybridge fahren.

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Im Innenbereich der Prestige setzt sich der Stil fort

Im Innenraum setzt sich das Konzept hochwertiger, maritim-moderner Wohnlichkeit fort. Valentina Militerno de Romedis, verantwortlich für das Interieurdesign, hat ein Ambiente geschaffen, das warm und einladend wirkt. Helle Stoffe, strukturierte Hölzer, dezente LED-Lichtakzente und klare Linien prägen das Gesamtbild. Der Salon ist dabei nicht nur gemütlich, sondern auch funktional: Der Essbereich auf der Steuerbordseite lässt sich in ein weiteres Doppelbett verwandeln, was die F4.3 bei Bedarf zur vollwertigen 6-Personen-Yacht macht. Die Trennung zwischen Wohn- und Navigationsbereich erfolgt fließend. Der Steuerstand wirkt übersichtlich und gut durchdacht. Alle wesentlichen Bedienelemente sind im direkten Zugriff. Dank Joysticksteuerung und Bugstrahlruder wird auch das Anlegen in engen Häfen zur entspannten Angelegenheit.

Unter Deck überrascht die Yacht mit einem Raumgefühl, das man in dieser Größenklasse selten findet. Die Masterkabine erstreckt sich über die gesamte Breite des Schiffs im Mittschiffsbereich, ist mit großen Rumpffenstern ausgestattet und verfügt über ein eigenes, großzügig bemessenes Badezimmer. Der Schlafbereich bietet genügend Stauraum für längere Törns, die Stehhöhe von 2,05 ist fast durchgängig und dank clever platzierter Spiegel und Beleuchtung wirkt der Raum noch offener. Auch die VIP-Kabine im Bug kann mit einem eigenen Zugang zu einem zweiten Bad ausgestattet werden, wodurch sich Privatsphäre und Komfort auch für Gäste realisieren lassen. Auch hier ist eine Stehhöhe von 1,95 Metern vorhanden.

Die Materialien, die Verarbeitung und die Detaillösungen – von den verdeckt geführten Schiebetüren bis zu den mattschwarzen Armaturen – vermitteln den Eindruck, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde. Die Betten sind in beiden Kabinen gleich groß und besitzen die Maße 1,60 Meter x 2,00 Meter. Für zwei Personen ist das also mehr als ausreichend.

Fahrverhalten, Technik & Motorisierung

Angetrieben wird die Prestige F4.3 von zwei Volvo Penta D6-Motoren mit jeweils 440 PS, die ihre Kraft über V-Drives auf die Wellen bringen. Diese Kombination verspricht nicht nur ein agiles Fahrverhalten, sondern auch gute Effizienzwerte im Cruising-Bereich. Bei rund 22 Knoten Reisegeschwindigkeit bleibt das Boot im inneren Fahrstand angenehm ruhig und souverän auf Kurs. Auf der Flybridge fühlt man die Vibrationen durch die Wellen etwas. Das könnte man als ein Minus Punkt betrachten. Kurven fährt sie ansonsten sehr angenehm, ohne sich dabei zu sehr auf die Seite zu legen. Super-Enge kurven sind so nicht möglich, das kann man aber von solch einem Schiff aber auch nicht erwarten. Der Einsatzzweck liegt einfach im Souveränen durch die gegen fahren und weniger auf extreme Sportlichkeit.

Der große Dieseltank mit rund 1170 Litern Volumen ermöglicht längere Etappen ohne häufige Tankstopps, und auch die Frisch- (330 Liter) und Grauwasserkapazitäten (120 Liter) sind für ausgedehnte Wochenendtörns mehr als ausreichend dimensioniert.

Ein großer Pluspunkt ist der Preis der Französin. Bei rund 756.000 Euro geht es los. Eine Vergleichbare Galeon 440 Fly liegt preislich drüber. Fairerweise muss man aber auch dazu sagen, dass die Galeon ein ganz kleines Stück länger ist. Um genau zu sein: 90 Zentimeter. Ob man die länge Merkt, sein allerdings dahingestellt.


Technische Daten

Prestige F4.3Foto: Marc André BergmannPrestige F4.3
  • ​CE-Kategorie: B
  • Länge über alles: 13,07 m
  • Breite: 4,10 m
  • Verdrängung: 15.415 kg
  • Tiefgang (Antrieb unten): 1,19 m
  • Durchfahrtshöhe: 5,79 m
  • Kraftstofftank: 1.170 l
  • Max. Motorisierung: 2 x 323 kW (440 PS)
  • Testmotorisierung: 2 x Volvo Penta D6 mit 323 kW (440PS)
  • ​Preis: ab 756.000 €
  • Vertrieb Testboot: gruendl.de

Messergebnisse

Drehzahl U/minGeschwindigkeit knVerbrauch l/smReichweite sm
10003,60,692652
300022,05,00368
380031,05,65324

Fazit zur Prestige F4.3

Die Prestige F4.3 zeigt eindrucksvoll, wie moderne Fly­bridge-Yachten heute aussehen können: durchdacht bis ins Detail, wohnlich, seetüchtig und dabei stilistisch souverän. Sie richtet sich an Eigner, die den Schritt in die Welt der Fly­bridge-­Modelle gehen möchten, ohne gleich ein 50-Fuß-Schiff zu steuern – und dabei weder auf Komfort noch auf Ästhetik verzichten wollen. Wer eine Yacht sucht, die auf kleinem Raum Großes bietet, ist mit der F4.3 bestens beraten.

Vorteile

​(+) gute Verarbeitung

​(+) elegantes Erscheinungsbild sicheres Fahren

Nachteil

​​(-) Vibrationen auf der Flybridge


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