Sargo 28 Explorer OutboardSo schlägt sich der nordische Allrounder im Praxistest

Jan-Ole Puls

 · 22.11.2025

Die Sargo 28 Explorer Outboard in der Welle. Das Vordeck bleibt dabei trocken.
Foto: Jussi Evinsalo
Skandinavisches Design trifft auf echte Seetüchtigkeit: Die Sargo 28 Explorer Outboard ist kein Boot für den Yachthafen-Poser, sondern für alle, die auch dann rausfahren, wenn’s ungemütlich wird. Robust und mit einer Portion Understatement.

Finnische Werften genießen in der Bootsszene seit jeher einen besonderen Ruf: Robust, seetauglich, kompromisslos funktional – so das Klischee. Wer aber die Sargo 28 kennenlernt, merkt schnell, dass hier mehr dahintersteckt. Sie ist kein reines Arbeitstier, wie vielleicht ihr Äußeres vermuten lassen könnte, sondern ein Boot mit Charakter, gebaut für Eigner, die gerne draußen sind, egal bei welchem Wetter und in welcher Jahreszeit.

Schon der erste Eindruck ist typisch Sargo: kantig, ehrlich, ohne Schnörkel, aber bestens verarbeitet. Der Pilothouse-Aufbau mit seinen großen Glasflächen lässt keinen Zweifel daran, wofür dieses Boot gedacht ist: für Einsätze, bei denen andere schon lange wieder im Hafen sind. In Finnland ist man raue Bedingungen gewohnt, und genau das spürt man auch an Bord der neuen Sargo 28 Explorer Outboard. Richtig neu ist das Boot dabei nicht. Bereits Ende 2020 wurde die damals „all-new“ Sargo 28 vorgestellt. Da die Nachfrage nach Außenborder-Booten allerdings immer weiter wächst, wollte auch dieser Hersteller etwas anbieten. Die Wahl fällt auf die beiden kleinen Modelle, die 31er und eben die 28er. Klare Vorteile sind natürlich mehr Platz, da der Motorraum nun Staufläche ist, und sämtliche Vor- beziehungsweise Nachteile eines Außenbord-Motors im Vergleich zum Innenborder. Doch zurück zum Test. Wir schauen uns das Boot von innen an.

Aufteilung an Bord der Sargo 28

Hier zeigt sich, wie gut die Werft mit dem vorhandenen Raum umzugehen weiß. Zwei Kabinen für je zwei Personen machen Wochenendtouren mit Familie oder Freunden problemlos möglich. Die Isolierung der Außenwände hält im Herbst angenehm warm und im Sommer die Hitze draußen. Sollte es doch zu kalt werden, ist eine Standheizung von Webasto verbaubar. Die Vier-Kilowatt-Heizung ist ein Extra, das laut der Preisliste für das Jahr 2026 mit 4.921 Euro zu Buche schlägt. Auch die Isolierung in den Wänden ist ein Extra. Die Pantry im Steuerhaus – eine „Galley Up“-Lösung – ist praktisch. Gekocht wird da, wo das Leben an Bord stattfindet. Der Herd ist etwas seitlich angeordnet, was anfangs ungewohnt wirkt, aber auf engem Raum schlicht sinnvoll ist und funktioniert.

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Das runde Spülbecken ist gut erreichbar, Warm- und Kaltwasser gibt’s natürlich, und die Frischwasserpumpe arbeitet elektrisch. Stauraum ist ausreichend vorhanden, die Arbeitsfläche mit Furnierplatte ordentlich verarbeitet. Thema Warmwasser: Das Warmwassersystem ist ebenfalls eine Option und nur in Verbindung mit einem 1.600-Watt-Inverter und einem Batterie-Upgrade (180 Ah) erhältlich. Beide Extras zusammen kosten 6.231 Euro. Aber wie auch bei der Heizung: Ohne geht es auf solch einem Boot nicht.

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Im Vorschiff liegt die Hauptkabine mit Doppelkoje. Die Polster sind bequem, Stauraum gibt es unter den Kojen und in einem kleinen Schrank an Backbord. Mehr direkt zugänglicher Platz wäre wünschenswert, gerade auf längeren Törns. Belüftet wird über eine Dachluke; Rumpffenster gibt es nicht. Dafür ist im Bugbereich auch die Toilette untergebracht – funktional, schlicht und mit einem kleinen Fenster zum Öffnen. Auf Wunsch gibt es auch eine Dusche. Also alles, was man braucht. Der Platz ist ebenso ausreichend, wenn nicht sogar groß, für ein 28-Fuß-Boot.

Die zweite Kabine befindet sich unter der hinteren Sitzecke und dem Salon. Sie ist ebenfalls für zwei Personen gedacht, aber etwas unzugänglicher als die Bugkabine. Die Polster sind auch hier gemütlich und zum Nächtigen ideal. Wer mit seinen Kindern oder Enkelkindern unterwegs ist, wird die Kabine aber an diese abtreten. Es herrscht ein bisschen Höhlenfeeling. Ideal zum Spielen und Verstecken.

Der Salon ist hell und übersichtlich. Hinter dem Steuerstand ist ein U-Sofa mit klappbarem Tisch verbaut. Der Blick nach draußen ist ausgezeichnet. Wenn es abends gemütlicher werden soll, lassen sich die großen Fenster mit Gardinen abdunkeln. Der Fahrstand wirkt auf den ersten Blick gut gefüllt, ist aber logisch aufgebaut. Das Joystick-System, das mit den zwei Motoren zusammenarbeitet, erleichtert das Manövrieren im Hafen erheblich, ist aber auch ein Extra.

Rumpfdesign und Antrieb

Auf dem Wasser zeigt die Sargo 28 dann, was sie wirklich kann. Im Vergleich zu den älteren Modellen – damals noch Minor Offshore 28 – ist der Rumpf spürbar verfeinert. Er läuft weicher, das Boot bleibt trockener, und das Handling wirkt insgesamt ausbalancierter. Der leicht veränderte Heckwinkel (19,5 statt 19 Grad) trägt seinen Teil dazu bei. Auch ist das Boot in den Dimensionen nach vorne und zur Seite um ein paar Zentimeter gewachsen.

Bestellt werden kann das Boot mit zwei Motoren, wahlweise 2 x 250 oder 2 x 300 PS. Wir sind das Boot mit zwei Yamaha-250-PS-Außenbordmotoren gefahren. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 44,2 Knoten. Das ist definitiv nicht langsam. Sie fährt dabei stabil und gutmütig. Als Verbrauchswert zeigt uns das Display einen Wert von 194,48 Litern in der Stunde an. Deutlich wirtschaftlicher fährt man bei 3.500 Umdrehungen in der Minute. Hier fährt das Boot 24,2 Knoten. Der Verbrauch sinkt auf 62,92 Liter in der Stunde, was mit einer Reserve von 15 Prozent des Tankinhalts (562 Liter) eine Reichweite von 184 Seemeilen ermöglicht.

Die Testfahrt mit der Sargo 28 Explorer Outboard

Am Steuer fühlt sie sich direkt und agil an. Beim Anfahren hebt sich der Bug kontrolliert, in Kurven bleibt das Boot stabil und berechenbar. Der Charakter ist im Vergleich zur Inboarder-Version sportlicher geworden, aber ohne dass die typische Sargo-Gelassenheit verloren geht.

Auch bei Wind und Welle bleibt die 28er ruhig. Statt auf den Wellenkämmen aufzuschlagen, gleitet sie kontrolliert hindurch. Die Spray Rails leisten ganze Arbeit. Spritzwasser bleibt meist draußen.

Das Achterdeck bietet genug Platz zum Arbeiten oder Entspannen. Die breiten Seitendecks erleichtern das An- und Ablegen, und man fühlt sich jederzeit sicher an Bord. Solche Details machen im Alltag den Unterschied und zeigen, dass die finnische Werft genau weiß, wie ihre Boote genutzt werden.

Mit einem 562-Liter-Dieseltank und 100 Litern Frischwasser ist die Sargo 28 auch für längere Touren gut gerüstet. Rund 4,4 Tonnen Trockengewicht sorgen für Stabilität, und die CE-Kategorie B erlaubt Fahrten bis Windstärke 8 und vier Meter Wellenhöhe – Reserven, die man hoffentlich nie ausreizen muss, aber gerne hat. Zum Schluss noch ein Blick hinter die Kulissen: Die Verkabelung und die Anschlüsse sind sauber ausgeführt, die Leitungsführung ist vorbildlich. Für ein Serienboot wirklich bemerkenswert – hier wurde ordentlich gearbeitet. Insgesamt also ein rundes Bild.

Wer die Sargo 28 einmal selbst gefahren hat, versteht schnell, warum diese Art von Booten in Nordeuropa schon fast Kultstatus genießt. Es ist dieses Gefühl, ein Werkzeug in der Hand zu haben, das einfach funktioniert – egal ob man zum Angeln rausfährt, die Familie für ein Wochenende an Bord hat oder einfach Lust auf eine schnelle Runde in der Bucht verspürt. Man steigt ein, dreht den Schlüssel, legt ab, und der Rest passiert fast von selbst. Handwerker würden das vielleicht mit ihrer Akkuschrauber-Lieblingsmarke vergleichen.

Unterm Strich bleibt: Die Sargo 28 ist kein Boot, das laut um Aufmerksamkeit schreit. Sie überzeugt durch ihre Art – ruhig, souverän, ehrlich. Wer ein Boot sucht, das einem nicht bei jedem Törn neue Rätsel aufgibt, sondern einfach funktioniert, wird hier glücklich. Typisch finnisch eben: robust, clever durchdacht und mit einem Hauch Understatement, aber vor allem auch Klasse und Stil. Wer also ein Boot sucht, das bei sieben Beaufort und zwei Meter Welle noch richtig Laune macht und dabei sicher ist, könnte bei der Sargo goldrichtig liegen.


Technische Daten

  • CE-Kategorie: B/6
  • Länge über alles: 10,78 m
  • Breite: 3,10 m
  • Verdrängung: 5.500 kg
  • Tiefgang (Antrieb unten): 1,10 m
  • Frischwassertank: 100 l
  • Kraftstofftank: 480 l
  • Max. Motorisierung: 2 x 224 kW (300 PS)
  • Testmotorisierung: 2 x Mercury V8 300 mit 224 kW (300 PS)
  • ​Preis: ab 260.434€
  • Vertrieb Testboot: mittelmannswerft.de

Messergebnisse

Drehzahl U/minGeschwindigkeit knVerbrauch l/smReichweite sm
1.5006,92,20217
3.50024,22,60184
5.90044,24,40109

Fazit

Die Sargo 28 ist kein Blender, kein Schönwetter-Spielzeug. Sie ist ein ehrlicher, nordischer Cruiser, der es versteht, sowohl in ruhigen Buchten als auch draußen in der Dünung eine gute Figur zu machen. Wer ein Boot sucht, das nicht nur mit Sonnenschein harmoniert, sondern auch mit Wind, Welle und langen Strecken, wird hier einen treuen und gut verarbeiteten Begleiter für alle Lebenslagen finden.

Vorteile

Gute Verbindung zwischen innen und außen

Solide Technik

Nachteil

​(-) Eingeschränktes Walkaround-Konzept


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