Sören Gehlhaus
· 28.06.2021
Lürssen verholte das über 140 Meter lange „Sassi“-Folgeprojekt „Opera“ im neu überdachten Dock 10 von Hamburg nach Bremen.
Lürssen erlebte am 13. September 2018 den wohl schwärzesten Tag der Werftgeschichte. Auch dem Eigner von Projekt „Sassi“ dürfte dieser Tag für immer in Erinnerung bleiben. In Bremen Aumund brach auf den 146 Metern in der Nacht ein Feuer aus. Es wird davon ausgegangen, dass der Innenausbau weit fortgeschritten war und sich der Brand dadurch schnell ausbreiten, den Rumpf auf bis zu 1000 Grad aufheizen und letztendlich sogar auf das Schwimmdock übergehen konnte. Mehr als zwei Tage lang kämpften 900 Feuerwehrleute im größten Einsatz, den es im Bremen der Nachkriegszeit gegeben hat. Glücklicherweise gab es keine Schwerverletzten.
Das Großfeuer war auch ein Schock für die gesamte Branche, ereignete es sich doch nur wenige Tage vor der Monaco Yacht Show. Umso erfreulicher, dass aus der Asche von „Sassi“ nun sprichwörtlich das Folgeprojekt „Opera“ geworden ist. Aus dem Rückbau in Hamburg soll lediglich der Motorenraum als Basis hervorgegangen sein. Der bei Blohm+Voss im Dock 17 entstandene Kasko verdient schiffbaulich eher die Bezeichnung Neubau, wenn auch das Ausdocken Mitte April dieses Jahres gestalterische Parallelen zu „Sassi“ offenbarte. Etwa in der Mischung aus vertikal und horizontal ausgerichteten Ovalfenstern im Rumpf. Für beide Projekte gibt es keine konkreten Hinweise auf den Erschaffer des Exteriordesigns. Wie schon beim Abwracken von „Sassi“, erhaschten Yachtspotter nur einen kurzen Blick auf „Opera“. Nach kleiner Elbrunde verschwand das Gigaformat sofort wieder im Dock 10. Das 287 Meter lange Schwimmdock verhüllte Lürssen in Hamburg mit einer permanenten Einhausung, um es nun von fünf Schleppern und mitsamt Rohbau nach Bremen Berne zu transportieren, wo das Projekt auf Eignerwunsch abgeschlossen wird.
Die „Sassi“-Brandursache ist nicht bekannt, Ende 2019 stellte die Staatsanwaltschaft Bremen die Ermittlungen ein. Ebenfalls unklar ist, wie die Schadensregulierung en détail aussah. Die Summe der Baurisikoversicherung dürfte sich auf über 500 Millionen Euro belaufen haben. Solch eine Police schultert kein Versicherungsunternehmen allein. Über die Versicherungsbörse Lloyd’s in London zeichneten 30 Syndikate, fünf weitere Anteile an dem Baurisiko trugen zusätzliche Versicherer. Ebenfalls dürfte eine große Anzahl an Rückversicherern involviert sein. Die Versicherungsauszahlung gilt als die größte seit dem Untergang des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“. Der Auftragslage von Lürssen hat der Vorfall nicht geschadet; die Bremer arbeiten an sieben Yachten mit Längen von über 100 Metern.