„Solaris“ auf der Nordsee

Sören Gehlhaus

 · 29.03.2021

„Solaris“ auf der NordseeFoto: Carl Groll
„Solaris“ auf der Nordsee | ee

Nach mehrmaliger Verschiebung legte der 140-Meter-Explorer von der Ausrüstungspier der Bremerhavener Lloyd Werft zu einer ersten Probefahrt ab.

Unter dem „Solaris“-Heck arbeiten – um 360 Grad rotierend, vibrationsarm und verbrauchseffizient – die leistungsstärksten Azipods, die ABB je an eine Yacht geliefert hat: Die in der Propellergondel liegenden E-Motoren leisten jeweils 4500 Kilowatt. ABB stellt für Schiffe mit diesem Azipod-Modell (CO1400L) pauschal eine Geschwindigkeit von 21 Knoten in Aussicht. Ob das auch auf „Solaris“ zutrifft, wird sich zeigen. Zum Vergleich: 80-Meter-„Artefact“ treiben Pods gleicher Bauart, aber mit „nur“ zweimal 2200 Kilowatt Leistung auf bis zu 19 Knoten an.

Zum Nimbus der Verschlossenheit, den das 140-Meter-Projekt seit Kiellegung umgibt, passte der formale Akt der Erstwasserung. Pünktlich zum Start legte sich dichter Nebel über die Außenweser, den selbst die Linsen der Yacht-Paparazzi nicht zu durchdringen vermochten. Den eigentlichen Schleier um die „Solaris“-Silhouette hatte die Bremerhavener Werft bereits Tage zuvor gelüftet, in einer wenig feierlichen, aber aufgrund des sukzessiven Abbaus der gigantischen Einhausung umso spannenderen Prozedur.

Freigelegt wurde ein Explorer, der mit einem riesigen Targa-Bügel überraschte. Auch wenn die Luftschlitze von Porsches berühmtem Sicherheitsbügel vertikal und nicht quer ausgerichtet sind, lässt sich in Form und silbergrauer Farbgebung eine Ähnlichkeit erkennen. Ein Autodesigner war jedoch nicht am Werk. Das Gestaltungszepter hielt der australische Industriedesigner Marc Newson in der Hand, bekannt für seine retro-futuristischen Objekte. Auf Newsons XXL-Bügel sitzt der entgegengesetzt zur Fahrtrichtung abgeschrägte Mast, darunter liegt der teilverglaste Helikopter-Hangar. Neueste Aufnahmen zeigen eine Baldachin-ähnliche Überdachung des achterlichen Pool-Endes, mit der Marc Newson die Bügelform aufgreift. Die Tenderflotte hält mit Sicherheit die eine oder andere Überraschung bereit. Allein auf der Steuerbordseite des Rumpfes sind vier Klappen auszumachen. Dennoch zeigen sich auf dem Vorschiff zwei Kräne, die das eine oder andere Beiboot an Deck hieven dürften.

Auf Probefahrt: Den Zwölfmeterpool grenzt nach unten ein Glasboden und nach oben eine Art Baldachin ab, mit dem Marc Newson die Bügelform aufgreift. Den Mast ließ er entgegengesetzt zur Fahrtrichtung abschrägen. Der Heli-Hangar ist wie das Gros der Rumpfluken teilverglast. | t.Foto: Carl Groll
Auf Probefahrt: Den Zwölfmeterpool grenzt nach unten ein Glasboden und nach oben eine Art Baldachin ab, mit dem Marc Newson die Bügelform aufgreift. Den Mast ließ er entgegengesetzt zur Fahrtrichtung abschrägen. Der Heli-Hangar ist wie das Gros der Rumpfluken teilverglast. | t.