Ralf Marquard
· 13.12.2018
Mit ihrer variablen Kabinenanzahl lässt sie sich für ganz unterschiedliche Ansprüche gestalten und einsetzen
Als Eignerversion mit zwei Kabinen, für die Familie mit drei Kabinen, oder sogar als Charterschiff mit vier Kabinen – unser Testboot, die 989 Platinum, lässt sich ganz individuell gestalten. Möglich machen dies Trennwandmulden in der Decksform. Welche Aufteilungsmöglichkeiten gibt es?
Nummer eins, wie unser Testboot, besteht aus einer großen Bugkabine mit Doppelkoje und einer weiteren Doppelkoje in der Steuerbord- Unterflurkabine. Ein gleich großer Raum liegt vis-à-vis und wird bei unserem Testboot als riesiger Stauraum genutzt.
Wie schon zu vermuten, lässt sich auch dieser mit einer Zweimann-Koje ausrüsten und die Drei-Kabinen-Version ist fertig. Wer sich dann noch in der Bugkabine mittig eine Trennwand einziehen lässt, verfügt über insgesamt vier Kabinen und acht Kojen. Weitere Wahlmöglichkeiten gibt es bei den Nasszellen, die zwischen Bug und Unterflurkabinen liegen. Einen Toilettenraum gibt es serienmäßig, der zweite steht auf der Zubehörliste.
Auf unserem Testboot gibt es zwei Nasszellen, eine mit Toilette, Waschbecken und Duschschlauch, auf der anderen Seite mit einer Dusche und Waschmöglichkeit. Beide sind räumlich gut aufgeteilt und werden über Deckenauslass und Bullauge gelüftet.
Letzteres gilt ebenfalls für die beiden Kabinen. In der Bugkabine findet man außerdem noch zwei Deckenluken. Beim Thema Lüften fallen die Löcher unter den Polstern ebenfalls positiv auf. Die Matratzen haben eine gute Festigkeit und geben Schlafkomfort.
Im Salon dominiert eine U-Sitzecke mit einem Tisch, der in der Mitte klappbar ist, damit man die mittleren Plätze auf der Bank leichter erreicht. Gegenüber steht die Pantry mit Gaskocher und Spüle, Warmwasser gibt es genauso nur gegen Aufpreis wie den Kühlschrank.
Gleiches gilt für die Heckbank, wenn sie wie auf unserem Testboot zur Liege wandelbar sein soll, sowie das Polster für die Bugsonnenliege. Badelustige können an beiden Seiten der Heckbank vorbeigehen, um auf die Badeplattform zu gelangen.
Wer jedoch zur Klappleiter möchte, muss den Weg an Steuerbord nehmen, denn Davits (Extra) benötigen ebenfalls ihren Platz und das Wandern von einer zur anderen Seite ist nicht ohne Verrenkungen möglich. Vorbildlich: Die Schiebeleiter lässt sich auch vom Wasser aus gut bedienen. Wer sich nach dem Baden abduschen möchte, erledigt das an der gut zugänglichen Heckdusche (Aufpreis).
Fahren und Manövrieren
Der Fahrstand befindet sich im Salon und hat einen bequemen Sitz. Das vordere Polster lässt sich für die Fahrt im Stehen hochklappen, doch reicht die Kopffreiheit nicht aus, um sich hinzustellen. Ein Deckenluk im Salondach ist zwar in der Nähe, doch ist es soweit in die Mitte versetzt, dass man nur mit Verrenkungen oben
herausschauen kann. Sitzend guckt der Skipper durch ein grau getöntes Sicherheitsglas.
Zwei stabile Scheibenwischer reinigen ein großes Sichtfeld, stehen jedoch auf der Zubehörliste. Vor der Scheibe gab es auf dem Testboot Defrosterdüsen, die bekommt man jedoch nur, wenn man die Heizung mitbestellt. Bis auf leichte Einschränkungen beim Drehzahlmesser (teilweise hinter dem Lenkrad) hat der Fahrer einen guten Überblick.
Minus: die Navigationsinstrumente stehen auf der Zubehörliste. Sportlenkrad, Strahlruder-Bedienpaneel und Einhebelschaltung (me- chanische Ausführung) erreicht man gut. Über die Schaltung wird ein Nanni-Diesel mit 115 PS bedient. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Diesel-Optionen (Standard ist 30 PS) und Außenbordervarianten (Standard 80 PS). Mit unserem Dieselmotor erreichten wir maximal 8,3 kn bei exakt 2600 U/min, wie vom Hersteller empfohlen wird.
Um mit der Testausführung wirtschaftlich unterwegs zu sein, sollte der Diesel etwa 1750 U/min (fast 6,5 kn) drehen. Bei einem Verbrauch von gut 1,10 l/sm ergibt das eine passende Reichweite von über 200 sm plus 15 % Reserve.
Die Lautstärke direkt am Fahrerohr beträgt in dieser Situation 60 dB/A bei geschlossener Salontür. Öffnet man diese, erhöht sich der Lautstärkepegel um etwa 7 dB/A, was immer noch gut zu ertragen ist. Pro-
blemlos ebenfalls der Geradeauslauf, egal ob schnell oder langsam, hier muss der Fahrer so gut wie nie das Ruder korrigieren.
Trotz Hydraulikausführung bleibt die Lenkung in schnellen Kurven nur ausreichend leichtgängig. Bei diesem Manöver legt sich die Platinum gering auf die Kurvenaußenseite und zieht mit etwa drei Bootslängen ruhig ihre Kreisel, um dann längs in die eigene Welle einzuschwingen. Bei Hafenmanövern betragen die Kreise nicht mehr als zwei Bootslängen, beim Umsteuern nimmt man am besten das serienmäßige Bugstrahlruder zur Hilfe. Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, ordert noch das Heckstrahlruder.
Technik und Sicherheit
Den Diesel erreicht man über den großen Heckstaukasten, der über ein Luk im Cockpitboden zugänglich ist. Von diesem Raum aus muss man dann ein Schott in Richtung Salon entfernen, nun erblickt der Servicemann erst das Getriebe und dann den tief nach achtern liegenden Motor.
Dass dieser Zugang alleine nicht ausreicht, sieht auch die Werft so und hat an den beiden Unterflurräumen seitlich Luken installiert, um direkt an den Motor zu gelangen. Leitungen und Schläuche sind alle sauber verlegt und Batterien sowie die Tanks sachgemäß befestigt.
In einem Brandfall im Motorraum löscht man über eine Feuerlöschöffnung (ab Bj. 2017). Gelenzt wird vorbildlich über zwei elektrische und eine manuelle Bilgenpumpe.
Gebaut wird die 989 Platinum auf der Delphia Werft in Polen. Mit der Entwicklung des Bootes hat die Werft jedoch nichts zu tun – sie ist ein eigenständiger Entwurf von Yachts Export Poland. Bis auf Kleinigkeiten ist ein gut verarbeitetes Boot herausgekommen, das mit sauberen Kunststoffflächen glänzt und an den Ausschnitten entgratet und versiegelt wird.
Die Zubehörliste ist reichhaltig, so steht beispielsweise die Hecktür von unserem Testboot als Extra drauf, denn in der Normalversion ist nur ein abschließbares Rollo vorhanden. Praktische Option ist eine Seitentür beim Fahrer, über die man besonders beim Einhandschleusen schnell die Mittelklampe (auch Zubehör) belegt. Gut 3000 Euro zahlt der Eigner mehr, wenn er nicht nur die CE-Kategorie C möchte, sondern die im Rumpf verstärkte B-Version.
Fazit:
Die 989 Platinum ist aufgrund ihrer Kabinen- und Nasszellen-Varianten sowie der unterschiedlichen Ausrüstungsmöglichkeiten ein sehr variables Boot. Sie ist ordentlich verarbeitet und ihre Fahr- sowie Manövriereigenschaften können sich sehen lassen.