Peter Laessig
· 23.11.2016
Absolute 50 Fly: Der Markt für 50-Fuß-Boote ist heiß umkämpft. Absolute sorgt hier für Aufsehen und präsentiert sich im edlen Kleid
Als wir die 50 Fly in der Juli-Ausgabe 2016 von BOOTE erstmals vorstellten, lautete die Überschrift "Schau nach vorn" – das passt perfekt. Fast immer sieht man bei Absolute gut umgesetzte Ideen, die nach einiger Zeit auch bei Mitbewerbern so auftauchen. Nicht umsonst zählt die Werft regelmäßig zu den Nominierten der bedeutenden Auszeichnung European Powerboat of the Year.
Unser Testboot bildet da keine Ausnahme und wurde für 2017 in den erlauchten Kreis gewählt
Absolute wurde 2002 in Italien gegründet und ist somit dem Anschein nach eine sehr junge Werft. Was aber Wissen, Können und vor allem Erfahrung angeht, zählt die Gründerfamilie zu den alten Hasen auf dem Bootsmarkt, wo man sich bereits mit Gobbi mehr als nur einen guten Ruf erarbeitet hat.
Weil beim Neustart unter anderem Namen auch die Fertigungsanlagen von Grund auf neu entstanden, ist Absolute im Hinblick auf Technik und Qualität auf der Höhe der Zeit und kann ständig Produktinnovationen präsentieren. Zurzeit werden zwölf verschiedene Modelle angeboten – vom 40 Fuß langen Daycruiser bis hin zu Trawlern und Yachten mit maximal 22 Meter Länge.
Wir testen als erstes Magazin die 50 Fly auf dem Mittelmeer
Aufgrund der Rumpflänge kann man das Boot in der 45-Fuß-Klasse einreihen, wegen des Platzangebots lässt es sich aber auch der 50-Fuß-Klasse zurechnen. Allein wenn man die Längen- und Breitenmaße multipliziert, kommt man auf mehr als 60 qm Nutzfläche. Und das ist nur eine Ebene; der Wohnbereich unter Deck plus die ausladende Flybridge sind in dieser Zahl noch gar nicht enthalten.
Unser Testboot bietet in drei Kabinen plus einer für die Crew sieben Personen Platz zum Schlafen. Zwei Bäder mit Toiletten stehen für den Eigner und seine Gäste bereit, ein weiteres ist in der Crewkabine untergebracht.
Die Detailverarbeitung in den Innenräumen fällt schlichtweg hervorragend aus, Ecken und Kanten, an denen man sich stoßen kann, gibt es fast nicht, und Fehler muss man mit der Lupe suchen.
Das Gleiche gilt für sämtliche Kunststoffarbeiten sowie für die technischen und elektrischen Installationen, die durchweg Spitzenklasse sind. Zudem mangelt es auf und unter Deck weder an Platz noch an Komfort, alalle Maße stimmen, egal ob man steht, sitzt oder liegt, und man passt bequem durch alle Türen; die Designer können also nicht nur schön, sondern auch funktional.
Unter Deck verrichten zwei D6-IPS- 600-Dieselmotoren von Volvo Penta ihre Arbeit und wuchten jeweils 435 PS auf die Podantriebe. Letztere bedeuten von Haus aus sanfte Reaktionen und entspanntes Fahren. Dank Joystick lässt sich das Boot denn auch in langsamer Fahrt in jedwede Richtung bewegen, wodurch unter anderem Hafenmanöver beruhigt absolviert werden können.
Die Höchstgeschwindigkeit entspricht fast der Werftangabe: Statt 30 kn messen wir 29,3 kn. Unsere 50 Fly zeigt sich während aller mit Höchstgeschwindigkeit gefahrenen Manöver von der sanften Seite. Etwas kabbelige See, Windstärke vier und Wellen bis etwa 1 m Höhe werden angenehm ignoriert.
Unser Testboot beginnt ab Tempo 14 kn zu gleiten, 2800 U/min oder 16 kn errechnen wir als kleinste Marschfahrt mit einer Reichweite von knapp 200 sm plus Reserve. Den Cruisingspeed oder die Marschfahrt gibt Absolute für die 50 Fly mit 23 kn an; bei diesem Tempo kommt man mit einer Tankfüllung etwas weniger als 230 sm (plus 15 % Reserve) weit, wie unsere Messwerte ergeben.
Damit schrammt das Testboot leicht an unserer geforderten Mindestreichweite (270 sm) vorbei. Mit anderen Worten: Wer Strecke machen will, der muss als Verdränger fahren. Der Skipper sitzt unten in einem überaus bequemen Steuermannstuhl und kann alles ohne Einschränkung sehen und bedienen. Dank der Tür neben sich gelangt er leicht auf das Seitendeck.
Wenn er auf der Flybridge Platz nimmt, blickt er aus seinem Schalensitz durch den Aufstieg auf das Heck an Steuerbord und hat dadurch von beiden Fahrständen den vollen Überblick beim Anlegen. Bis auf den Kompass dominiert überall die digitale Information: Alles, was auf und im Boot passiert, wo man hinfährt und wie die Welt über und unter Wasser aussieht, kann man auf Garmin-Touchscreens abbilden.
Darüber hinaus lassen sich sämtliche Motordaten in Form von Analog-Rundinstrumenten auf den Bildschirm legen.
Unsere Mindestanforderungen an die Sicherheit erfüllt das Testboot in mehr als ausreichendem Maß. So finden wir zum Beispiel zwei Handlenzpumpen, Wasseralarmsensoren in den Kraftstoffvorfiltern und vieles mehr. Als einzigen Kritikpunkt monieren wir den ein oder anderen fehlenden Haltegriff oder Handlauf an geeigneter Stelle.
Damit rangiert die 50 Fly alles in allem ganz oben, wo es in Italien fast keinen Zweiten gibt – "bravissimo!", würde man in der Landessprache sagen.
Fazit
Die 50 Fly ist ein ideales Boot zum Entschleunigen. Hier kommt keine Hektik auf. Man ist umgeben von edlen und
wertigen Materialien, und Platz gibt’s in Hülle und Fülle. Die Fahreigenschaften stimmen; um Strecke zu machen, muss man halt etwas planen. Was will man mehr?