Ralf Marquard
· 27.02.2017
Delta 400 SW: Ein skandinavisches Kajütboot für sechs Personen mit reichlich Ausrüstung. Wir haben sie auf der Flensburger Förde getestet.
Dass die skandinavischen Länder in Europa als Wassersportnationen bekannt sind, liegt in der Natur der Sache, schließlich gibt es dort überall reichlich Reviere zum Bootfahren. Teilweise benötigen die Einwohner sogar ein Boot, um nach Hause zu gelangen – beispielsweise auf eine Insel. Da kann es nicht sonderlich verwundern, dass im Norden eine Vielzahl von Werften beheimatet ist – unter anderem Luksusjaht in Schweden, bei der unser Testboot Delta 400 SW hergestellt wird.
Die Delta hat einen typisch nordischen Decksaufbau mit negativ geneigter Windschutzscheibe (die Oberseite zeigt Richtung Bug), was man häufig bei Berufsschiffen findet. Solide Handläufe und rutschfeste Bodenstrukturen gehören genauso zum Delta-Konzept wie die flache Silhouette.
Gleiches gilt für den im Salon angeordneten Fahrstand, der einen direkten Zugang zum Seitendeck hat. Besonders praktisch ist dieser Seitenausgang beim Anlegen und Einmannschleusen.
Unter Deck bringt der Konstrukteur drei Schlafkabinen und eine Nasszelle unter.
Dabei ist die Bugkabine aufgrund ihrer Größe, Aufteilung und Ausstattung für den Eigner vorgesehen. Mittelkabine und Achterkabine haben ebenfalls Doppelkojen, die spürbar schmaler (1,32 bis 1,45 m) ausfallen und für die Gäste und Familienmitglieder gedacht sind. Für Erwachsene eignet sich die achtern angeordnete Kabine besser als die in der Mitte, da sie mehr Kopffreiheit und die breitere Koje bietet.
Ausstattung und Stauraum fallen bei beiden etwa gleich aus. Für die gesamte Crew ist eine Nasszelle vorhanden, die mit allem ausgerüstet ist, was man im Badezimmer benötigt. Allerdings ist der Duscheingang so schmal (0,36 m), dass sich ausgewachsene Kerle durch den Eingang schlängeln müssen.
Auch am Waschbecken sollte man sich bei einem Abstand von etwa 0,59 m zwischen Wand und Duschabtrennung nicht zu breit machen. Einen praktischen Eindruck hinterlässt die Pantry, die der Designer im Salon hinter dem Fahrstand untergebracht hat. Sie ist mit einem Backofen, Zwei-Flammen- Gaskocher, großem Kühlschrank, reichlich Arbeitsfläche und Stauraum zum Zubereiten von Speisen und warmen Getränken gut ausgerüstet.
Gegessen wird auf der gegenüberliegenden gemütlichen Sitzecke, die sich mit der variablen Beifahrerbank (entweder Beifahrer- oder Salonbank) einfach erweitern lässt. Im Salon fallen besonders die gute Rundumsicht durch die Fenster sowie die Hecktür und der damit verbundene Tageslichteinfall auf.
Weiteres Licht kommt durch die Panoramafenster im Dach; der vordere Teil lässt sich nach achtern schieben, was die Fahrer- und Beifahrerposition zum Platz an der Sonne macht. Wer noch mehr die Sonne genießen möchte, geht über den Heckgang (mit mehrfach arretierbarer Schiebetür) ins Cockpit.
Dort steht eine L-Bank mit Holztisch, der sich zum Bau einer Sonnenliege absenken lässt. Damit man hier den nötigen Halt findet, hat die Werft einen umlaufenden Handlauf installiert. Auf die große Badeplattform gelangt man bequem über den Heckdurchgang mit Einstecktür. Eine Badeleiter gehört zum Standard, war auf dem Testboot jedoch nicht installiert.
Als Standardmotorisierung verbaut die Werft ein Duo aus dem Hause Volvo Penta. Zwei D3-300 sorgen mit Z-Antrieb und Duoprop für den Vortrieb. Sie beschleunigen das Boot mühelos und ohne Sichtbehinderung von Verdränger- in Gleitfahrt. Ab etwa 2500 U/min senkt sich der Bug selbstständig wieder ab, und die Delta gleitet mit gut 25 kn kursstabil übers Wasser.
Für den etwas schnelleren Übergang lassen sich noch die Trimmklappen benutzen, sie sind jedoch nicht unbedingt nötig. Zum Einsatz kommen sie, wenn sich das Boot beispielsweise aufgrund von Wind auf die Seite legt. Mit ganz nach oben gestellten Trimmklappen und leicht angehobenen Z-Antrieben bringt man die Delta bei Vollgas (3400 U/min) mit fast 40 kn in die optimale Lage.
In dieser Situation laufen knapp 3 l/sm durch die Dieselleitungen, was mit dem Tankinhalt von 800 l und 15 % Reserve eine Reichweite von 231 sm ergibt. Wirtschaftlich gleitet unsere Testkombination zwischen 25 und knapp 30 kn. Dann sind Nonstopstrecken von 300 sm drin, was für diesen Bootstyp durchaus als respektabel gelten kann.
Gleiches gilt für die schnellen Fahrmanöver: In Kurven zieht der Rumpf ohne Haken und Schaukeln sauber seine Kreise, und die Duoprops bleiben immer kraftschlüssig. Auf Slalomkursen und beim Verreißen der Steuerung folgt das Boot sicher und direkt den Lenkbewegungen. Weitere Pluspunkte: das Ruder lässt sich kinderleicht drehen, und Kabbelwellen auf der Flensburger Förde durchfährt der Rumpf butterweich.
Damit es beim Anlegen zu keiner Hektik kommt, spendiert die Werft das Bugstrahlruder serienmäßig, was zusammen mit der Doppelmotorisierung eine gute Manövrierbarkeit ergibt. Wer hundertprozentig sichergehen möchte, bestellt sich gegen Aufpreis noch ein Heckstrahlruder. Bedient wird alles an einem klar strukturierten Fahrstand, an dem man den Raymarine-Kartenplotter (14" serienmäßig) ebenso gut abliest wie die Volvo-Instrumente.
Der Skipper findet seinen Platz auf einem Schalensitz, der sich in jede Richtung verstellen lässt. Wer halb stehend fahren möchte, klappt das vordere Sitzpolster hoch und lehnt sich dagegen. Stehend fahren ist für den 1,80 m großen Skipper nicht möglich, da er gegen das Salondach stößt.
Gefahr für den Kopf besteht auch an der Eingangstür zum Salon (Cockpitboden höher als Salonboden) und beim Niedergang zu den Kabinen (Fahrstandkante). Die Motoren stehen unter einem Cockpitbodendeckel, der sich einfach per Knopfdruck öffnet. Darunter findet der Servicetechniker genügend Platz zum Hantieren.
Die Installationen machen einen guten Eindruck, was bis auf einige Silikonnähte für die gesamte Verarbeitung gilt. Besonders positiv fällt die umfangreiche Serienausstattung auf.
Werft: Delta Powerboats
Typbezeichnung: Delta 400 SW
CE-Kategorie: B - Außerhalb von Küstengewässern
Material von Rumpf und Deck: Kunststoff
Länge: 12,46 m
Breite: 3,47 m
Verdrängung: 8,00 t
Preis: 471.500,00 €