TestFinnmaster P8 - Wetterfest Cruisen

Ralf Marquard

 · 18.11.2019

Test: Finnmaster P8 - Wetterfest CruisenFoto: Morten Strauch

Ein Kajütboot, das mit seinem Fahrerhaus auch bei Schlechtwetter eine gute Figur macht und die Saison verlängert

Wir hatten zwar dieses Jahr bis in den Herbst hinein einen super Sommer mit wenig Regen und warmen Temperaturen, doch da gab es auch schon ganz andere Jahre – wie beispielsweise 2017.

Wer unser Testboot, die Finnmaster P8, bei widrigen Witterungsverhältnissen mit dicken Wolken, reichlich Regen und kühlen Temperaturen fährt, freut sich in einem geschützten Fahrerhaus zu sitzen und gemütlich oder schnell unterwegs zu sein.

Aber auch an heißen Tagen mit viel Sonne bietet das Pilothouse einige Vorteile. Das Hardtop spendet Schatten, während das zu öffnende Seitenfenster, die Seiten-, und Hecktür sowie zwei Luken im Dach das Fahrerhaus in einen luftigen Raum verwandeln.

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Foto: Morten Strauch
Als Besonderheit auf dem Testboot fällt der Außenfahrstand (Extra) im Cockpit auf. Von hier kann der Skipper nicht nur gut anlegen, sondern sich auch mit der Crew unterhalten. Zahlreiche Rutenhalter am Kajütdach stehen Sportanglern zur Verfügung, aber auch Familien werden viel Freude mit dem Boot haben.

Sie können schöne Tagesausflüge sowie mehrtägige Reisen mit dem Boot unternehmen. Für den dafür notwendigen Komfort sorgen unter anderem zwei Kabinen mit Doppelkojen, eine Nasszelle, Sonnenliegen, das Cockpit, die Badeplattform sowie der Salon mit Pantry und Dinette (gegen Aufpreis zur Koje wandelbar).

Als Antrieb, lassen sich ausschließlich Außenborder montieren. Bei solch einer Bootsgröße müssen es natürlich schon ein paar Pferdestärken mehr sein. Beginnend mit der Singlemotorisierung und mindestens 200 PS, kann bis zur Doppelanlage mit insgesamt 400 PS angetrieben werden.

Wir fahren mit einem 300-PS-Yamaha, der in Verdrängerfahrt etwa zwischen 1000 und 1800 U/min dreht und das Boot maximal 8 kn schnell laufen lässt. Kurskorrekturen sind dabei kaum nötig, da es fast wie an der Schnur gezogen geradeaus fährt.

Den Rumpf bringen auch Gewichtsverlagerungen von einer Person nicht auf die schiefe Bahn. Mit mehr Gas nimmt das Boot dann die Nase hoch und ab gut 4000 U/min senkt sich der Bug wieder. Für eine bessere Bootslage helfen in der Übergangsphase sowie in langsamer Gleit- fahrt die Trimmklappen. Wirtschaftliche Fahrt macht das Motor-Boot-Gespann bei 4500 U/min (23 kn).

Dann sind immerhin fast 150 sm mit einer Tankladung plus 15 % Reserve drin. Legt man den Hebel auf den Tisch, zeigt die GPS-Anzeige knapp 36 kn. Dass der Außenborder in schneller Fahrt ordentlich Spritzwasser erzeugt, hat auch der Händler erkannt und will den Motor eine Nummer höher setzen.

Den Powertrimm benutzt der Fahrer nach Gefühl, denn wenn man zu hoch trimmt, fängt das Testboot an, über die Querachse zu wippen. Ganz ohne Wippbewegung oder Haken reagiert der Rumpf in schnellen engen Kurven. Je nach Powertrimmstellung zieht der Propeller Luft.

Soll heißen, je höher getrimmt, desto schneller dreht er ins Leere. Um das zu beenden, reicht die einfache Drehung des Steuerrads auf Geradeaus, und die Fahrt geht sofort wieder los. Auf Wellen von Berufsschiffen und das Kabbelwasser der Ostsee reagiert der Rumpf mit wenig Spritzwasser und softem Einsetzen.

Dabei hört sich der dumpfe Ton im Fahrerhaus härter an als es wirklich ist. Das Boot überzeugt mit guten Manövriereigenschaften, die sich in engen Wendekreisen und bei direktem Umsteuerverhalten in Rückwärtsfahrt zeigen. Aber auch das Bugstrahlruder (Extra) sorgt für Sicherheit besonders an windigen Tagen.

Im Normalbetrieb bedient der Skipper ein leichtgängiges und exaktes Sportlenkrad sowie eine Einhebelschaltung am Fahrstand im Führerhaus. Er sitzt dabei auf einem fest gepolsterten Sportsitz, dessen hohe Seitenteile guten Halt geben. Wer stehend fahren möchte, klappt den vorderen Teil der Sitzfläche hoch.

Dann hat der Fahrer zwei Möglichkeiten: Entweder er stellt sich auf die Fußbodenklappe und schaut durch das geöffnete Sonnenluk oder er klappt sie hoch, wodurch er dann tiefer steht und normal durch die Windschutzscheibe schaut.

Diese besteht aus Sicherheitsglas, hat keine Tönung und besitzt zumindest serienmäßig einen Scheibenwischer auf der Fahrerseite mit ausreichend großem Wischfeld.

Lobenswert sind die Defrosterdüsen vor der Scheibe auf dem Testboot. Der Blick auf die Instrumente, sprich Motormonitor und Garmin-Kartenplotter (Extra) ist bis auf geringe Spiegelungen uneingeschränkt.
Gute Idee: die Schiebetür mit Arretierung neben dem Fahrer, die direkt auf das Seitendeck führt. Der oder besser gesagt die Beifahrer finden ihre Plätze auf einer Zweierbank an Backbord. Halt gibt ein Handlauf genau vor den Co-Piloten.

Der besondere Clou dieser Bank ist jedoch die Klapplehne, die den Beifahrerplatz zur Salonsitzbank wandelt. An dieser finden dann zusammen mit der Sitzbank vis-à-vis vier Personen ausreichend Platz.

Gekocht wird auf der Steuerbordseite an einem Pantryblock, der passende Ausstattung und Staumöglichkeiten bereithält. Zum Schlafen und auf die Toilette begibt man sich eine Etage tiefer nach vorn. Die beiden Türen dort besitzen keine Stopper und können daher bei ungeschickter Handhabung gegeneinanderstoßen.

Der Zugang zur Mittelkabine ist mit einer Gardine abgetrennt. Hier finden zwei Personen Platz in einer bequemen Doppelkoje, unter deren Polstern eine spezielle Belüftungsunterlage liegt.

Gleiches gilt für die Koje im Bug, die asymmetrisch ausfällt. In der Nasszelle gibt es ein Marine-WC mit Handpumpe sowie ein Waschbecken mit ausziehbarem Duschschlauch.

Freiluftfreunde begeben sich ins Cockpit, das von einem Softtop überspannt wird. Während die Heckbank zur Standardausrüstung gehört, stehen der Tisch und in die Seitenwand versenkbare Bänke auf der Zubehörliste.

Neben der achterlichen Bank befindet sich der Zugang zur Badeplattform, der besonders zum Schutz für Kinder mit einer Tür versehen wurde. Den Ein- und Ausstieg aus dem Wasser erleichtert eine breite Badeleiter.

Technik: Die Installationen sind sauber ausgeführt. Zwischen Außenborder und Borddurchführungen liegen die Leitungen in einem Schutzschlauch. Positiv fiel weiterhin der Kraftstofffilter auf, einen leicht zugänglichen Absperrhahn konnten wir dagegen nicht finden.

Bei der elektrischen Anlage setzt Finnmaster auf gut dimensionierte Batterien in fest verzurrten Batteriekästen, drei gut erreichbare Hauptschalter (Starter, Bordnetz und AUX) und Sicherungsautomaten am Fahrstand. Der Landanschluss steht mit knapp 3000 € auf der Zubehörliste.

Zu den weiteren Extras zählen Cockpitpersenning, Sonnenliegen- und Cockpitbankpolster, Dieselheizung, Heckanker, Warmwasserboiler, Deckwaschpumpe und die Rutenhalter.

Serienmäßig spendiert die Werft dagegen Fenderhalter und Fender. Um den Anker zu verstauen, befindet sich im Bug ein selbstlenzender Ankerkasten, der mit einer elektrischen Ankerwinde ausgerüstet werden kann.

Wer in den Kasten schaut, sieht einen sauber aufgebrachten Schutzanstrich. Außerdem überzeugen die entgrateten Kanten des Deckels und die soliden Befestigungspunkte von Klampen, Reling und Scharniere.

Diesen Test der Finnmaster P8 lesen Sie in der Dezember-Ausgabe 2018 von BOOTE. Oder Sie laden sich das PDF zum Test weiter unten herunter.

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