Ralf Marquard
· 21.09.2020
Zum Verlieben – Die kleinste Yacht in der F-Line-Serie zeigt reichlich Charme und überzeugt mit modernem Design
Vorgestellt wurde die kleinste F-Line-Prestige bereits letztes Jahr auf der Bootsmesse in Cannes. Sie wurde komplett überarbeitet und bringt jetzt wie ihre großen Schwestern das neue moderne Design und viel Komfort mit. Für Letzteren sorgen zwei großzügige Kabinen mit jeweils einem Doppelbett. Die Bugkabine ist für die Gäste vorgesehen, und die Mittelkabine – die sich über die gesamte Bootsbreite erstreckt – ist den Eignern vorenthalten. Ein edler Raum mit passender Ausstattung und Komfort. Einzig konstruktionsbedingt: In der Mitte ist die Stehhöhe geringer, und ich (1,80 m) muss den Kopf einziehen. Unter der Matratze liegt vorbildlich ein Lattenrost (die Gästekoje hat jedoch keinen). Dass man von der Eignerkabine aus direkt ins eigene Bad kommt, versteht sich schon fast von selbst. Die Nasszelle bietet ausreichend Platz um das Marine-WC herum. Und die in der Mitte faltbare Duschtür lässt sich von innen einfach schließen. Gleiches gilt für die Tür in der Gäste-Nasszelle, hier sind die Dusche und das Marine-WC jedoch räumlich nicht voneinander getrennt.
Eine Etage höher befindet sich der Salon mit wandelbarer Sitzeckecke und Sofa (hinter dem Fahrerplatz). Die Polster haben eine gute Festigkeit und geben ein hohes Maß am Komfort. Damit sich die Fahrgemeinschaft auch gut versorgen kann, steht direkt an der Cockpittür eine komplett ausgestattete Pantry. Weiter nach achtern im Cockpit sorgen L-Bank und Tisch für eine gemütliche Runde, und hinten auf der Badeplattform mit langer Leiter tummeln sich die Badelustigen. Besonderheit bei unserem Testboot: Die Badeplattform lässt sich hydraulisch absenken. Auf die Flybridge steigt man über eine Treppe, deren Stufen auch tief genug sind, um problemlos vorwärts wieder runterzusteigen. Fly-Ausstattung: bequeme Sitzecke und Sonnenliege, die sich mit einer Wetbar noch auffixen lässt. Ein Bimini sorgt bei zu kräftiger Sonneneinstrahlung für den nötigen Schatten.
Oben an Bb. steht noch der Außenfahrstand, der mit gut gepolstertem, verstellbarem Schalensitz ausgerüstet ist. Typisch für Boote mit Flybridge: der nach vorn geneigte Windabweiser und der gute Blick in die Ferne. Wird’s mal kühl und ungemütlich, verzieht man sich auf den Fahrstand im Salon. Hier hat der geschützte Fahrer auch bei Regenwetter eine gute Sicht, denn Scheibenwischer und Defroster "zaubern" die Feuchtigkeit von den Scheiben. Der Skipper sitzt auf einer Ein-Mann-Bank und bedient Lenkung und Schaltung uneingeschränkt. Aber nicht nur diese sind in guter Reichweite, sondern auch der Joystick. Er arbeitet mithilfe der beiden V-Drives und dem Bugstrahlruder. Ein System, das ich zum ersten Mal fahre. Und es funktioniert gut: Auch mit dieser Einheit lässt sich das Boot sicher und exakt manövrieren wie mit den Mitstreitern. Auf dem Kanal Richtung IJmeer/Markermeer fahren wir dann ganz normal mit Schaltung (elektronisch) und Ruderanlage. Wir lassen die Diesel mit Standgas (600 U/min) laufen und fahren mit etwa 4,5 kn kursstabil durchs Wasser. Soll die Heckwelle keine uferbedrohende Höhe annehmen, ist bei etwa 800 U/min ( etwa 7 kn) die Grenze erreicht. Draußen schieben wir die beiden Hebel nach vorn, und die Prestige geht bei etwa 2000 U/min in Gleitfahrt über. Hierbei hilft das Trimmsystem von Zipwake, das auch Rollbewegungen ausgleicht. Die Werft gibt eine Reisegeschwindigkeit von 22 kn an, das passt auch zu unseren Messergebnissen. Bei diesem Speed errechnen wir mit einem Verbrauch von gut 4 l/sm eine Reichweite von etwa 250 sm plus 15 % Reserve. Ein Wert, der nach unseren Reichweiten-Vorgaben gerade so ausreicht.
Auf dem "Meer" weht ein Wind zwischen 4 und 5 Bft. und erzeugt eine kurze Hackwelle, diese bügelt der Prestige-
Rumpf weich und trocken über. Das gilt selbst in schnellen Kurven, bei denen sich das Boot normal auf die Seite legt und selbstständig abbremst. Lenkt man zurück, macht das Boot einen "Satz nach vorn". Verantwortlich dafür sind die beiden Cummins-Diesel, deren Motorraum über zwei Luken und Leitern zugänglich ist. Für einige Servicearbeiten muss der Techniker dort unten recht gelenkig sein.
Besonders gefallen hat uns im Bereich Sicherheitsausrüstung die Installation von Feuerlösch- und kompletter Lenzanlage, fernschaltbare Dieselhähne sowie reichlich Haltemöglichkeiten.
Noch mehr Informationen? Den Test der Prestige 420 mit allen technischen Daten, weiteren Messergebnissen und voller Beurteilung finden Sie in BOOTE-Ausgabe 10/2020 ab 16.09.2020 am Kiosk oder online im Delius-Klasing-Shop.