Ralf Marquard
· 29.04.2018
Super Lauwersmeer Discovery 46 OC: Ein modern gestalteter Stahlverdränger für Eigner mit eigenen Wünschen
Stahlboote gelten unter den meisten Bootsleuten eher als bieder und klassisch. In den letzten Jahren haben sich jedoch die niederländischen Werften auf die Suche nach neuen, moderneren Formen gemacht, um dem Stahlboot mehr Chic zu gegeben. Solch ein modernes Exemplar ist auch unser Testboot, die Lauwersmeer 46 OC.
Das Kürzel OC steht für die offene Plicht
Im Cockpit bringt die Werft ein großes Hecksofa und einen höhenverstellbaren Tisch (mit klappbaren Seitenflächen) unter. Das darübergespannte Softtop schützt gegen Sonne und Regen. Öffnet man die großen Hecktüren zwischen Cockpit und Salon, dann entsteht ein riesiger Wohnraum, in dessen Zentrum die Pantry steht.
Kochen inmitten der Liebsten ist also wunderbar möglich – sogar an unfreundlicheren Tagen, denn bei geschlossener Hecktür versammelt sich die Fahrgemeinschaft in der gemütlichen Sitzecke direkt neben der Pantry. Das Beste dabei ist die Rundumsicht, die nur achtern von den Dachstreben zwangsläufig etwas eingeschränkt wird.
Bei gutem Wetter lässt sich der Salon mithilfe des Schiebedachs in einen Open-Air-Bereich verwandeln
Eine Etage tiefer hat der Designer die Bug- und Mittelkabine sowie die Nasszelle untergebracht. Auf dem Weg in die Vorderkabine fällt deren breite Eingangstür besonders positiv auf; unter den Polstern liegt ganz vorbildlich eine Gitter-netzmatte, die für eine gute Belüftung der Matratze sorgt.
Gleiches gilt für die Doppelkoje in der Unterflurkabine (1,80 x 2,00 m), in der auch zwei Erwachsene
problemlos nächtigen können. Von dieser Kabine aus (hinter einer Schranktür) ist das Waschmaschinen-Trockner-Kombigerät zugänglich.
Die Tür zur Nasszelle ist ebenfalls angenehm breit. Der dahinter liegende Raum, insbesondere die Dusche, gefällt mit seiner großzügigen, zweckmäßigen Anordnung. Belüftet wird alles wirksam über zwei Bullaugen sowie einen Deckenlüfter.
Damit auch der Vetus-Deutz-Dieselmotor (DTA44) einwandfrei atmen kann (Motorraumtemperatur maximal 30 °C bei etwa 20 °C Luft-/Wassertemperatur), versieht die Werft die Seitenwände mit großen Öffnungen, die vorbildlich mit Wasserkästen ausgerüstet werden. Im Motorraum findet der Servicemann viel Platz. Das liegt daran, dass eine Doppelmotorisierung ebenfalls möglich ist.
Legt man den Gashebel auf den Tisch, dreht der Vierzylinder exakt die vom Hersteller empfohlenen 2500 U/min. Ein Zeichen für die perfekte Propellerabstimmung. So ist man mit etwa 8,3 kn unterwegs, doch klar muss sein, dass die Heckwelle recht groß ausfällt und man mit 3,34 l/sm auch nicht wirtschaftlich fährt. Dann reichen die gebunkerten 750 l Diesel abzüglich 15 % Reserve für schlappe 200 sm.
Auf einen guten Wert von etwa 500 sm kommt man bei Marschfahrt um die 6 kn. Damit der Motor während dieser Fahrt nicht mit lauten Laufgeräuschen nervt, entdröhnt die Werft wirksam mit einem feuerfesten Schaumstoff, der die Lautstärke bei etwa 55 dB(A) hält. Für weitere Entspannung sorgt der gute Geradeauslauf, der sich ohne große Einpendelphase schnell einstellt.
Praktisches Hilfsmittel ist die Ruderlagenanzeige, mit der man rasch die Mitte findet. Wer es ganz komfortabel haben möchte, schaltet den auf unserem Testboot installierten Autopiloten ein, hält nur Ausguck und stellt den Kurs bequem über ein Rädchen am Bediengerät ein. In Vollgaskurven legt sich die 46 OC verdrängertypisch etwas auf die Kurvenaußenseite und zieht locker ihre Runden.
Beim Ruderlegen mit dem Sportlenkrad muss man besonders kurz vorm Vollanschlag kräftig zupacken, das Herauslenken funktioniert dagegen spürbar einfacher. Hafenmanöver erleichtern Heck- und Bugstrahlruder (mit Proportionalfunktion). Über die elektronische Einhebelschaltung lassen sich der Schub wie auch der Schaltmoment exakt und leichtgängig dosieren.
Dabei sitzt der Skipper auf einem Armlehnenstuhl mit sportlich fester Polsterung, den Sitz kann man vor- und zurückschieben sowie um 360° drehen. Einen speziellen Beifahrerplatz gibt es nicht. Über eine dreigeteilte Windschutzscheibe mit leicht getöntem Sicherheitsglas schaut man uneingeschränkt nach vorn.
Bei Regen und Spritzwasser sorgen drei solide Doppelarmwischer für den erforderlichen Durchblick. Die Instrumente sind passabel ablesbar, die Wippschalter sitzen bedienerfreundlich neben dem Lenkrad.
Über die technische Ausrüstung hat man sich mit dem Eigner zusammen genauso viel Gedanken gemacht wie über die Aufteilung, denn was, wie und wo alles verbaut wird, spricht die Werft haargenau mit dem Kunden ab. Bei der Verarbeitung haben uns die scharfkantige Salontür, Backskisten ohne Griffmulden und einige Silikonnähte nicht sonderlich gefallen. Überzeugen konnten die Arbeiten der Schweißer, Lackierer, Tischler und Techniker, die alle Leitungen sauber und fest verlegt haben. Weiteres Plus: die Ausrüstung mit Feuerlöscher, Handlenz- und E-Bilgenpumpe.