WiLder 60Feiner Ritt mit 40 Knoten

Uske Berndt

 · 19.09.2024

40 Knoten Topspeed erreicht die WiLder 60 mühelos.
Foto: Leonardo Andreoni
Die WiLder 60 bringt ihre Gäste so in den nächsten Hafen, wie man es von einem „Bentley on the Water“ erwartet: elegant, komfortabel und ziemlich schnell. Eine illustre Testfahrt auf 18,9 Metern von Wider Yachts.

Die Sonnenbrillen sitzen, eine Handvoll Passagiere sichert sich einen Platz in der Cockpit-Lounge hinter dem Steuerstand. Nebenan hat auch Marcello Maggi Position bezogen. Der Präsident der W-Fin Sarl-Gruppe, zu der auch die Wilder-Marke gehört, begleitet die Ausfahrt vor der südfranzösischen Küste. Leinen los, der Kapitän startet die beiden MAN V8-Motoren und steuert mit blubberndem Sound und 1,5 bis drei Knoten auf die Bucht, wo das Wasser lediglich durch andere Ausflügler etwas Welle wirft.

100 Prozent Inhouse-Design – die WiLder 60 trägt die Handschrift des hauseigenen Studios Centro Stile und legt mit dynamischen Außenlinien und einem kantigen Deckshaus, viel Braun mit Schwarz sowie schimmernder Bronze plus Lack eine maskuline Sportwagen-Optik hin. Das Layout des 34-Tonners gibt sich pragmatisch, unter Deck flankieren drei Kabinen den Salon samt Galley, die Eigner residieren im Bug.

Am Heck spritzt das Wasser fünf Meter hoch

Schnell zeigt der „Tacho“ der Alukonstruktion 30 Knoten, der Verbrauch klettert auf 204 und 185 Liter, die 956 Kilowatt starken Powerpakete mit Oberflächenantrieb röhren mit jeweils 1900 Umdrehungen. Bei knapp 40 Knoten türmt sich eine beachtliche Heckwelle auf, das Wasser spritzt vier bis fünf Meter hoch. Aus dem leisen Vibrieren unter den Füßen ist längst eine Sohlenmassage geworden, dennoch liegt die 5,4 Meter schlanke Dame erstaunlich ruhig auf dem Wasser.

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Nicht ganz, als die Heckwelle einer anderen Yacht in die Quere kommt, schüttelt es die Gäste doch etwas durch. Der Lärm macht eine Unterhaltung schwierig, ein Passagier bemerkt leise: „So ein Yachtkonzept ist vielleicht doch etwas aus der Zeit gefallen“. Allerdings verraten seine Gesichtszüge, dass ihm das Ganze trotzdem Spaß macht.

Zeit für Anekdoten, die das eben Erlebte einordnen: „Ich war gestern mit 60 Knoten unterwegs“, sagt ein Gast, zeigt auf einen Tender ein paar Meter entfernt und fügt die Geschichte eines Mannes hinzu, dem der Fahrtwind eine Kontaktlinse aus dem Auge blies. „Bei mir konnte mal eine Dame mit angeklebten Wimpern ihre Augen nicht mehr schließen“, legt sein Sitznachbar nach. Jetzt lachen auch die weiblichen Passagiere.

WiLder 60: Außenborder mögen vor allem US-Amerikaner

Bei nunmehr elf Knoten und lockeren 1330 Umdrehungen weicht auch die Anspannung aus den Gesichtern der Zweifler, 88 Liter Verbrauch – das klingt für die Wilde 60 schon fast sparsam. Auf dem Rückweg muss sich die Gesellschaft gedulden, die Einfahrt in den Hafen ist mit zig Yachten verstopft. Manche kommen sich gefährlich nahe, doch die Bug- und Heckstrahlruder von Quickmarine halten die WiLder 60 mühelos auf Kurs. „Wo wird der Eigner wohl unterwegs sein“, geht die Frage in Richtung Marcello Maggi. „Die südfranzösische Küste“, sagt er nur, „vielleicht auch Korsika“. Wohin auch sonst.

Das könnte sich bald ändern, denn die WiLder 60 outbord steht in den Startlöchern. Bei dieser Variante treiben am Heck vier Außenborder vom Typ Mercury Verado 600 den schwimmenden Sportwagen an. Die Zielgruppe ist eine andere, so ein Gefährt ordern vor allem US-Amerikaner. „Sie sind einfach praktischer veranlagt“, sagt Maggi, „Die Motoren sind leicht zu warten. Und wenn etwas kaputt geht, kann man es leicht ersetzen.“ Purer Pragmatismus. Die Maximalgeschwindigkeit bleibt mit 40 Knoten die gleiche - damit stehen die Chancen auch jenseits des Atlantiks gut, als einer der ersten den Hafen oder die Traumbucht zu erreichen und sich den besten Liegeplatz zu sichern.


Technische Daten WiLder 60

  • LOA: 18,9 m
  • Breite: 5,43 m
  • Tiefgang: 1,11 m
  • Verdrängung (voll): 34 t
  • Material: Aluminum (Alloy 5083)
  • Exteriordesign: Centro Stile Wider
  • Interiordesign: Centro Stile Wider
  • Konstruktion: Wider Engineering
  • Klasse: CE Kategorie B
  • Kabinen: 3
  • Motoren: 2x MAN V8 1300 (956kW)
  • Getriebe: 2x ZF 665 A
  • Antrieb und Propeller: Surface Drive Top System TS 80 + Joystick + DPS
  • Genset: 1x MASE 16,2kW VS17.5 LOW 50 Hz
  • Bug- und Heckstrahlruder: Quick Marine BT QSY 300-300 (300kgf)
  • Maximalgeschwindigkeit: 40 kn
  • Reisegeschwindigkeit: 35 kn (Reichweite 200 sm)
  • Tank: 3000 lt
  • Frischwasser: 500 lt
  • Abwasser: 250 lt

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