Aluminium-RIBs sind längst keine Exoten mehr. Was früher fast ausschließlich durch Behörden, Militär oder Rettungsdiensten im Einsatz war, hat sich mittlerweile auch in der Freizeitflotte etabliert – die Boote sind robust, langlebig, nahezu unzerstörbar und pflegeleicht. Doch wie viel Komfort und Fahrspaß lassen sich auf gerade einmal 4,50 Meter Bootslänge unterbringen? Die Aquaspirit S450 will genau darauf eine Antwort geben. Der komplett geschweißte Rumpf verfügt über einen doppelten Boden. Das kantige Design wirkt funktional, die dunkelgraue Farbe unterstreicht den sachlichen Look. Auf den ersten Blick erinnert die S450 an ein Arbeits- oder Rettungsboot. Wer jedoch genauer hinsieht, erkennt schnell: Hier hat jemand mitgedacht. Praktische Stauraumlösungen, saubere Schweißnähte und ein variables Layout zeigen, dass Funktionalität auch Charme und Komfort mitbringen kann.
Unser Test beginnt bei Boats & More in Altrip am Rhein. Händler Alex Solz vertreibt die ukrainischen Schlauchboote im süddeutschen Raum. Schon auf dem Trailer fällt der Bugtritt ins Auge. Er sitzt stabil auf dem Schlauch, bietet eine großzügige Trittfläche und erleichtert das Einsteigen vom Steg erheblich. Praktisch: Hier hat die Werft gleich eine Klampe integriert - das Herumfummeln mit Leinen an Schlauch und Laschen entfällt.
Wer das Boot betritt, steht zunächst auf der Vorschiff-Backskiste. Sie bietet Platz für Anker, Fender oder kleinere Gepäckstücke. Clever: Der Stauraum ist mit zwei Lufteinlässen belüftet, ein Detail, das Korrosion und muffige Lagerware verhindert. Mit aufliegendem Polster lässt sich die Fläche zudem als Sitz nutzen. Für zwei Kinder reicht es, wenn man sich ein bisschen zusammensetzt (45 x 69 Zentimeter). Ganz öffnen lässt sich die Klappe aber nur, wenn das Polster komplett vom Deckel gelöst wird.
Gegenüber an der Vorderseite des Steuerstandes befindet sich ein weiterer Sitz mit Staufach darunter. Hier passt etwa ein Sechserträger Wasser hinein. Zwischen den beiden kann eine Liegefläche erstellt werden. Sie ist zwar nicht besonders groß, reicht aber zum Sonnenbaden für eine Person aus. Der Boden ist mit einer Antirutschfolie beklebt. Optisch ansprechend und funktional, egal ob trocken oder nass. Wer das Boot kranen möchte, hat hier auch Hebeösen zur Verfügung. Jede Öse ist so verschweißt und gebaut, dass sie das Gewicht des Bootes auch allein halten könnte. Sie sind also mehr als ausreichend dimensioniert.
Die Konsole ist schlicht, aber durchdacht: große Windschutzscheibe, sauber montierter Gashebel, klar angeordnete Instrumente. Genauso wünscht man es sich. Um die Scheibe herum verläuft ein solider Haltebügel. Gefahren wird im Sitzen auf einer gepolsterten Bank. Die fünf Zentimeter starken Polster bieten guten Halt, und auch für längere Beine bleibt genug Platz. Unter der Bank gibt’s weiteren Stauraum, den man sich allerdings mit der Zwölf-Volt-Batterie teilt. In Maßen beutet das: 50 mal 44 mal 36 Zentimeter sind für persönliche Dinge übrig.
Im Heck ist neben dem Motor ein Wasserskibügel montiert. Unser Testboot hat die stabile Variante, die direkt im Rumpf mit zwölf M8-Bolzen verschraubt und gekontert ist. Alternativ gibt es eine leichtere Version mit Gewinden im Alu, die sich eher zum Schutz des Motors eignet. Wer plant, öfter etwas zu ziehen und Wassersport zu betreiben, sollte zur stabilen Ausführung greifen.
Apropos Zugkraft: Bis zu 75 PS dürfen ans Heck. Um die Kräfte aufnehmen zu können, ist Holz zwischen den Aluminium-Wänden verbaut. So wird der Spiegel steifer. Unser Testboot war mit einem 60-PS-Suzuki ausgestattet. Der verbaute Propeller besaß die Größe 3 x 11“ x 17“.
Die Test-Bedingungen: leichter Wind, etwas kabbeliges Rheinwasser und etwa fünf Knoten Strom. Nach dem Warmfahren bei rund 2.000 U/min (Verbrauch 2,8 l/h) ging’s los mit Slalom und engen Kurven. Die S450 liegt überraschend stabil, lenkt direkt ein und bleibt kontrollierbar. Selbst bei schnellen Richtungswechseln verliert sie kaum Grip. Das hätten wir bei der flachen Rumpfform etwas anders erwartet.
Im Topspeed-Bereich zeigt sich allerdings ein anderes Bild: Bei hohen Drehzahlen beginnt das kleine Boot, sich aufzuschaukeln. Ein typisches Verhalten bei sehr leichten RIBs. Mit zwei Personen an Bord oder etwas zusätzlichem Gewicht stabilisiert sich das Fahrverhalten spürbar. Das ließe sich wohl auch mit einem schwereren Motor, etwa dem maximal erlaubten 75-PS-Aggregat, entschärfen.
Ansonsten macht die kleine Aquaspirit richtig Spaß. Das Boot beschleunigt kraftvoll, läuft trocken und vermittelt ein direktes, sportliches Fahrgefühl. Die Höchstgeschwindigkeit lag im Test bei 44,4 Knoten, der Verbrauch bei 21,3 l/h. Am wirtschaftlichsten fährt man bei 20,3 Knoten mit rund 6,9 l/h.
Die Verarbeitung und Verlegung der Kabel und Schläuche sind lobenswert. Alles ist an seinem Platz und es sind Leerrohre eingezogen, um die Stromkabel beispielsweise zur Bilgepumpe im Zwischenboden im Heck zu bekommen.
| Drehzahl U/min | Geschwindigkeit kn | Verbrauch l/sm | Reichweite sm | Lautstärke dB(A) |
| 1.500 | 4,0 | 0,40 | 89 | 63 |
| 4.000 | 20,3 | 0,34 | 105 | 77 |
| 6.300 | 44,4 | 0,48 | 74 | 94 |
Die Aquaspirit S450 ist kompakt, robust und ehrlich. Ein kleines Alu-RIB, das mit durchdachter Aufteilung, sauberer Verarbeitung und sportlichem Fahrverhalten punktet. Auf dem Wasser zeigt sie sich agil und stabil, nur bei Vollgas wird sie etwas lebhaft. Wer ein pflegeleichtes, langlebiges Boot sucht, liegt hier genau richtig.
Sehr robuste Bauweise
Vielseitigkeit leichtes Eigengewicht
Fahreigenschaft allein bei hoher Geschwindigkeit