Sebastian Gollasch
· 21.01.2014
Da kommt Freude auf: Die amerikanische Cruisers 259 Sport Cuddy ist ein handliches Boot, um vielseitige Aktivitäten auf dem Wasser zu genießen.
Mit der 259 Sport Cuddy bringt die amerikanische Werft Cruisers Yachts ein Sportboot für Wochenendausflüge auf den Markt. Unter Deck bietet es eine Doppelkoje zum Übernachten, und für Annehmlichkeiten bei Ausflügen sorgt ein großes Cockpit mit Wetbar und einem separaten WC-Raum.
Auf dem Landweg kann man das gut 7,50 m lange und 2,55 breite Boot mit einem 3500-kg-Trailer und Geländewagen oder SUV schleppen. Natürlich sollte man sich vorher eine Überbreiten-Sondergenehmigung besorgen, um Probleme beim Straßentransport zu vermeiden.
Fahren und Manövrieren
Bei der Neubestellung hat der künftige Eigner die Wahl zwischen insgesamt vier Maschinen. Dabei handelt es sich um zwei Mercury-MerCruiser und zwei Volvo-Penta-Benzininnenborder mit Z-Antrieb. Leistungstechnisch bewegt man sich zwischen 300 und 325 PS. Motorisiert ist unser Testboot mit einem Mercury-Mercruiser 350 MAG.
Dieser leistet aus seinen 8 Zylindern und 5,7 l Hubraum stolze 224 kW (305 PS). Damit nichts in "Rauch aufgeht", wird das Aggregat mittels Einkreiskühlung thermisch geregelt. Die Getriebeübersetzung des Bravo-III-Duoprop-Antriebs ist 2 : 1. Mit dem montierten 22,5"-Doppelpropeller erreichten wir bei Volllast die obere Grenze des Maximaldrehzahlbereichs von 4800–5200/min. Das spricht für eine gelungene Propellerabstimmung.
Die langsamen Passagen, sprich Hafengeschwindigkeit, absolviert die 259 Sport Cuddy gut. Bei 1000/min ist man mit 5 kn und ohne viel Schwellwasser unterwegs. Der Rumpf läuft für einen Gleiter normal geradeaus. Heißt: Aufgrund des gleitertypischen Gierens muss der Kurs immer wieder leicht korrigiert werden.
Gewichtsverlagerungen an Bord nehmen nur leichten Einfluss auf die Krängung, das gilt ebenfalls bei 1400/min, was mit knapp 7 kn der Kanalgeschwindigkeit entspricht. Das Wenden in Häfen und kleinen Buchten erledigt die 259 mit vorwärts eingelegtem Gang über Steuerbord und Backbord gleichermaßen auf 1 1/2 Bootslängen. Rückwärts fahrend werden die Kreise mit jeweils 1/2 Bootslänge zu jeder Seite nochmals kleiner. Das Umsteuern mit rückwärts geschaltetem Getriebe braucht mit 18 sec von Steuer- nach Backbord genau 2 sec länger als andersherum.
Der Übergang von Verdränger- in Gleitfahrt erfolgt zwischen 1500 und 2200/min. Dabei gehört der Antrieb ganz an den Spiegel getrimmt, um den Vorgang nicht unnötig zu verlängern. Beachtet der Skipper alles, ist die Sicht nach vorn nur kurz durch den ansteigenden Bug eingeschränkt. Gute Gleitfahrt macht das Boot ab 2800/min oder 21 kn. Trimmen konnten wir laut Anzeige bis zur Hälfte, ohne dass die Cruisers mit dem Bug wippte. Die Heckwelle ist für Wasserskiläufer und Wakeboardfahrer idealerweise flach geblieben.
Wirtschaftlich ist man mit der Cuddy 259 bei gut 24 kn unterwegs, der Drehzahlmesser zeigt dabei 3000/min an, und durch die Kraftstoffleitung fließen dann 1,32 l/sm. So kann man bei der Routenplanung mit 160 sm rechnen, bevor es ans Auftanken geht – wenn man die 15-%-Reserve nicht anbrechen möchte. Der gemessene Geräuschpegel bei dieser Geschwindigkeit liegt bei 82 dB/A; mit diesem Wert überschreitet die Cruisers die von BOOTE aufgestellte Komfortgrenze um 2 dB/A. Noch "geräuschvoller" geht es bei der Höchstgeschwindigkeit von knapp 45 kn zu: Bei diesem Tempo schlägt der Zeiger auf 95 dB/A aus.
Der eingebaute Kraftstofftank mit 249 l Fassungsvermögen leert sich mit jeder so zurückgelegten sm um 1,92 l. Rechnerisch ist dann nach 110 sm oder 2 Stunden und 28 Minuten Fahrtzeit der Kraftstoff bis auf die Reserve verbraucht.
Extremmanöver wie immer enger werdende Kreise absolviert die Cruisers mit an den Spiegel getrimmtem Antrieb mit hohen, aber haltbaren Querkräften. Der Rumpf bremst sich dabei selbsttätig ab, ohne Haken oder Propellerventilation. Die Kreise können mit voll eingeschlagenem Steuerrad endlos weitergefahren werden – diese Fahreigenschaften zeigt die 259 Sport Cuddy zu beiden Seiten. Das ändert sich, wenn der Skipper vergisst, vor dem Einfahren in die Kurve den Antrieb ganz auf "down" zu trimmen. Dann fängt das Boot immer stärker an, über die Längsachse zu schaukeln.
In dieser Situation ist schnelles Handeln gefragt: Geschwindigkeit herausnehmen und per Knopfdruck den Antrieb an den Spiegel trimmen. Unüblich ist dies Verhalten bei schneller Kurvenfahrt mit einem Stufenrumpf wie dem der Cruisers nicht, aber nur bei falscher Handhabung ist es gefährlich. Auf dem Slalomkurs folgt der Rumpf spontan und gut dosierbar jeder Lenkbewegung.
Motor, Tank, Elektrik
Unter der Rückbank des Bootes werkelt der Motor. Damit der Heckdeckel nicht immer wieder zufällt, montiert die amerikanische Werft zwei Gasdruckdämpfer. Die Zugänglichkeit ist für Servicearbeiten und kleinere Reparaturen gut. Für die 12-V-Spannungsversorgung bei laufender Maschine ist die 70-A-Lichtmaschine zuständig. Bei ausgeschaltetem Motor dient eine 88-Ah-Batterie als Spannungsquelle.
Gehaltert und untergebracht ist der Akku mittels eines Metallbügels im hinteren Backbordbereich einer Backskiste. Ein Hauptschalter gehört zur Serienausstattung und ist gut zugänglich in der Nähe der Batterie und des Wassertanks angebracht; die elektrischen Leitungen und Schläuche sind durchgehend gut gehaltert und sauber verlegt.
Bei der Kraftstoffleitung zwischen Motor und Tank handelt es sich um einen mit Gewebe verstärkten Gummischlauch, der mit je zwei Schellen befestigt ist. Beim Filtern setzt die Werft auf den Motorenhersteller und baut keinen separaten Kraftstofffilter mit Wasserabscheider ein, wie es BOOTE fordert; einen Kraftstoffabsperrhahn suchten wir ebenso vergeblich.
Der Kunststoff-Kraftstofftank steht mittig vor dem Motor unter dem Cockpitboden und ist durch seine Passform zwischen den Stringern des Rumpfes gehaltert. Schaut man hinters Armaturenbrett, kommen zahlreiche kreuz und quer verlaufende Kabel zum Vorschein, und bei der GFK-Verarbeitung gibt es immer wieder kleine Stellen, an denen der Schutzanstrich nicht sauber aufgebracht wurde. Die Folge sind hier und dort hervorstehende Laminatspitzen.
Sicherheit
Um fürs Anlegen auf den Bug zu gelangen, verwendet man am besten den Windschutzscheiben-Durchgang. Als Tritt dient dabei die geschlossene Kabinentür mit ihren breiten und rutschsicheren Stufen. Zusätzlich kann man sich am Scheibenrahmen festhalten. Auf dem Bug angekommen, sorgt links und rechts ein niedriger, nicht durchgehender Handlauf, gepaart mit einer Anti-Slip-Struktur, für Bewegungssicherheit. Im Cockpit wie auch auf der Badeplattform sichert ebenfalls eine Anti-Slip-Struktur guten Halt – sofern man nicht den aufpreispflichtigen Cockpitteppich mitbestellt.
In Sachen Feuerbekämpfung verfügt die 259 Sport Cuddy über eine Feuerlöschanlage im Motorraum und einen vom Skipper gut erreichbaren 1-kg-Handfeuerlöscher. Bei Wassereintritt helfen zwei elektrische Lenzpumpen, das Wasser außenbords zu bekommen. Eine manuell zu bedienende Pumpe, wie es der BOOTE-Standard vorsieht, war nicht vorhanden.
Wohnen und Cockpit
An Bord der Cruisers 259 Cuddy gelangt man am einfachsten über die Badeplattform und den Heckdurchgang. Im Cockpit angekommen, bietet die 259 dem Skipper und Beifahrer je einen Schalensitz, die in Höhe und Längsachse verstellbar sind. Praktisch: Die Sitze können bei Bedarf zusätzlich gedreht werden. Die Polsterung ist straff, wird aber auch auf längeren Touren nicht unangenehm beim Sitzen. Will man im Stehen fahren, kann der vordere Teil der Sitzfläche hochgeklappt werden und bietet so eine gute Möglichkeit, sich anzulehnen.
Auf der Rückbank der Cruisers finden vier Personen gemütlich Platz. Zum Festhalten gibt es einen gut dimensionierten Haltegriff in der Mitte. Wird die Rückbank als solche nicht gebraucht, kann die Rückenlehne zur Sitzflächenerweiterung genutzt werden, wodurch eine Sonnenliege mit den Abmessungen 1,70 m x 1,05 m entsteht. Will man mehrere sonnenhungrige Personen an Bord haben, bestellt man besser noch die Bugsonnenliege von der Zubehörliste.
Standard bei der 259 Cuddy hingegen ist die Wetbar mit Spüle, kleiner Arbeitsfläche und einem Schrank inklusive Kühlbox. Platziert ist sie hinter dem Fahrersitz und geht bis zum Heckdurchgang an der Cockpitwand entlang. Unter Deck gibt es eine große Sitzecke, die sich zur Doppelkoje umbauen lässt. Zum Stauen besitzt das Boot zahlreiche Möglichkeiten in Form von Backskisten und Stauräumen im gesamten Boot.
Ausrüstung
Zur Standardausrüstung der Cruisers gehören unter anderem ein Edelstahl-Propellersatz, Bimini-Top, Cockpit-Persenning, Badeplattform, Toilette, 45-l-Frischwassertank sowie sechs versenkbare Klampen. Da die Positionsbeleuchtung keine EU-Zulassung besitzt, wird sie von uns abgewertet. Der Kompass wie auch der Cockpittisch sind nur gegen Aufpreis zu haben.
Die Werft sagt:
Das Gefühl von Freude, Ausgelassenheit und Glück ist der Leim, der die Familie zusammenhält. Die Cruisers 259 Sport Cuddy wurde speziell entwickelt, um die Bindungen in der Familie zu stärken. Sie bietet diverse Funktionen und Eigenschaften, um alle glücklich zu machen. So kann man mit der 259 Sport Cuddy zum Baden und Sonnentanken rausfahren. Aber auch Wasserski oder andere Aktivitäten macht das Boot ohne Probleme mit. Will man mal seine Ruhe haben, bietet die Cruisers mit der Bugkabine die Gelegenheit, sich auf der zur Doppelkoje umbaubaren Bugsitzgruppe auszuruhen.
Wir sagen:
Mit der 259 Sport Cuddy bietet Cruisers Yachts Familien und befreundeten Personen ein 7,62 m langes und trailerbares Sportboot. Die Verarbeitung wie auch die Fahreigenschaften sind ordentlich. In der Bugkabine kann man auf dem Boot übernachten. Positiv aufgefallen ist das serienmäßige Bimini-Top. Zu kritisieren gibt es die fehlende Handlenzpumpe wie auch den aufpreispflichtigen Kompass.
Werft: Cruisers Yachts
Typbezeichnung: Cruisers 259 SPORT CUDDY
CE-Kategorie: C - Küstennahe Gewässer
Material von Rumpf und Deck: Kunststoff
Länge: 7,62 m
Breite: 2,55 m
Verdrängung: 2,35 t
Preis: 70.126,00 €