De Antonio D29Mehr als nur ein Facelift – Dayboat als Nachfolge im Test

Jan-Ole Puls

 · 02.06.2025

Aus der Vogelperspektive sieht die D29 wie ein Boot mit Innenbordmotor aus, sie besitzt aber einen Außenborder.
Foto: De Antonio Yachts
Mit der De Antonio D29 will die spanische Werft das Vorgängermodell D28 ablösen. Dabei steht sie der älteren Schwester in nichts nach und ist weit mehr als nur ein Facelift mit neuem Namen. Vor Mallorca musste sie zeigen, ob sie der Aufgabe gewachsen ist.

Die neue De Antonio D29 ist das Nachfolgemodell der D28. Vorgestellt wurde sie Anfang des Jahres auf der boot Düsseldorf 2025. Auf Mallorca musste sie nun zeigen, ob sie hält, was damals versprochen wurde.

De Antonio Yachts wurde 2012 von Marc de Antonio und Stan Chmielewski gegründet. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Motorbooten mit klarem, avantgardistischem (auf gut Deutsch: seiner Zeit voraus) Design spezialisiert. Heute produziert De Antonio Yachts in Polen und Spanien und vertreibt seine Boote weltweit. Das aktuelle Portfolio umfasst neun Modelle in unterschiedlichen Größen. Das neueste Boot ist die D29.

Weiterentwicklung der D28-Baureihe

Das 8,80 Meter lange Dayboat soll die beliebte D28-Baureihe weiterentwickeln und vor allem den Vorgänger nach gut fünf Jahren auf dem Markt ablösen. Dabei wurden einige Komponenten komplett neu gestaltet. Unter anderem wurde der Rumpf grundlegend überarbeitet und besitzt nun drei Steps. Diese „Stufen“ verringern den Wasserwiderstand und steigern dadurch die Endgeschwindigkeit. Weniger Widerstand bedeutet aber auch einen geringeren Kraftstoffverbrauch – zwei Punkte, die besonders für den Eigner persönlich von Interesse sind.

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Als Antriebsoptionen stehen verschiedene Außenborder-Varianten zur Auswahl: einmal 300, 350 oder 400 PS oder alternativ zwei Motoren mit jeweils 200 PS. Um das Boot komfortabel bedienen und überwachen zu können, lassen sich bis zu zwei Plotter am Steuerstand installieren. Auch die neuen Widescreen-Plotter von Simrad sind als Option zu haben.

Die De Antonio D29 als Dayboat

Sowohl wir als auch die Werft ordnen die De Antonio D29 eindeutig als Dayboat ein. Für Wochenendausflüge oder längere Aufenthalte auf dem Wasser ist sie weniger geeignet. Der Fokus liegt klar auf Komfort an Deck und dem Aufenthalt in der Sonne. Sei es zum Sonnenbaden oder zum Entspannen in einer ruhigen Ankerbucht. Besonders wichtig sind dabei alle Funktionen rund ums persönliche Wohlbefinden: eine hochwertige Musikanlage, ein großer, gut erreichbarer Kühlschrank und großzügige Sonnenliegen. Zugegeben, beim Kühlschrank ist das bei den meisten Motorbooten ähnlich wichtig.

Die D29 bietet zwei große Liegeflächen: eine im Bug mit etwa 2,00 mal 2,00 Metern (nach vorn hin zulaufend) und eine etwas kleinere im Heck mit 1,80 mal 1,80 Metern. Unter der hinteren Sonnenliege befindet sich wie bei jeder De Antonio der Außenborder – im Testboot der beliebte Mercury Verado mit 400 PS und V10-Motor.

Zudem gibt es einen angrenzenden Sitzbereich für bis zu sechs Personen. Zwischen den Bänken wurde ein klappbarer Tisch installiert. Die Polster sind insgesamt hochwertig verarbeitet. Klappt man die Rückenlehne um, wird daraus die Sitzbank für die Fahrt – aus unserer Sicht etwas zu niedrig. Eine um etwa 20 Zentimeter höhere Sitzposition wäre wünschenswert. Wird die Rückenlehne in die Tischposition gebracht, hat sie hingegen die perfekte Höhe zum Anlehnen. Das Boot ist also insgesamt eher für das Fahren im Stehen konzipiert.

Zwei Modelle im Test

Der Steuerstand ist mit allen notwendigen Anzeigen und Displays ausgestattet. Zum Test standen zwei Boote mit unterschiedlicher Motorisierung (2 x 200 PS und 1 x 300 PS), verschiedenen Dachvarianten sowie einem oder zwei Plottern zur Verfügung. Aus optischen Gründen würden wir die Variante mit zwei Plottern bevorzugen – ein einzelner wirkt etwas verloren. Abhilfe schafft hier ansonsten die Widescreen-Option von Simrad.

Kommen wir zum Innenraum: Für ein 29-Fuß-Dayboat bietet die D29 dann doch überraschend viel Platz. Meist beschränkt sich der Innenraum in dieser Bootsklasse auf eine kleine Liegefläche und etwas Stauraum. Bei der D29 ist das anders: Stauraum, eine Toilette, ein Waschbecken und ein 1,90 mal 1,50 Meter großes Bett wurden integriert. Beim Betreten der Koje ist etwas Beweglichkeit gefragt, da sich das Deck direkt über dem Fußende des Betts befindet. Der Platz ist begrenzt, aber ausreichend, um sich vor der Sonne zurückzuziehen. Die Stehhöhe beträgt in etwa 1,90 Meter.

De Antonio arbeitet an Optimierungen

Bevor es aufs Wasser geht, noch ein kurzer Blick auf die Verarbeitung. Auf einer Skala von eins bis zehn würden wir sie mit einer soliden Sieben bewerten. Insgesamt ist das Boot gut verarbeitet. Einige kleinere Mängel wie nicht lackiertes GFK oder scharfe Kanten sind vorhanden, was teils durch die Serienproduktion oder die frühe Baunummer bedingt ist. Mit höherpreisigen Werften oder individuellen Einzelbauten kann man sich in dieser Hinsicht schwer vergleichen. Kabel und Schläuche sind ordentlich verlegt und am Rumpf befestigt. Bei den Spaltmaßen wäre noch etwas mehr Sorgfalt wünschenswert. Insgesamt aber völlig in Ordnung – da haben wir schon deutlich Schlimmeres auf dem Markt gesehen.


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Ein verbesserungswürdiger Punkt ist der Zugang zur Kabine. Während der Fahrt öffnet sich die Luke und blockiert die Sicht nach vorne – ein Sicherheitsrisiko. Beide Testboote zeigten dieses Problem. Die Werft ist sich dessen bewusst und arbeitet bereits an einer Lösung.

Kommen wir zu den positiven Seiten: Die D29 wird, wie schon erwähnt, in zwei Varianten angeboten: mit Hardtop oder Softtop. Beide Versionen waren bei der Probefahrt dabei und hinterließen einen sehr guten Eindruck. Nichts wackelte oder klapperte, und selbst bei über 30 Knoten und mehr als einem Meter Welle war stets ein sicherer Halt möglich. Zudem bietet die Werft zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten. Besonders praktisch: Auf der Website steht ein Konfigurator zur Verfügung, mit dem man sich seine D29 individuell zusammenstellen kann – ähnlich wie bei einem Auto.

Die Testfahrt mit der De Antonio D29

Nun zum Fahrverhalten: Bei langsamer Hafenfahrt läuft das Boot spurtreu geradeaus. Mithilfe eines Bugstrahlruders lässt es sich außerdem einfach manövrieren. Am Testtag herrschten etwa 20 Knoten Wind, trotzdem war das System stark genug – auch bei seitlichem Wind. Das Boot erreicht bei etwa 1.750 U/min die Rumpfgeschwindigkeit von ca. 6,8 Knoten. Ab 3.500 U/min liegt eine gute Gleitfahrt bei 12 Knoten an. Die effizienteste Gleitfahrt liegt bei 4.000 U/min mit einem Verbrauch von 47,1 Litern pro Stunde. Mit einem Tankvolumen von 380 Litern und einer Reserve von 15 Prozent ergibt sich eine Reichweite von 153 Seemeilen.

Die Testbedingungen mit Wind und relativ hoher Welle lassen sich natürlich nicht mit glattem Wasser vergleichen. Dennoch: Das Boot fährt sich auch bei Welle gut. Der tiefe V-Rumpf durchschneidet die Wellen sauber. In Kurven zeigt sich das Boot bei heruntergetrimmten Motoren ebenfalls gutmütig. Gelegentlich hakt das Heck kurz ein – vermutlich aber eher aufgrund des kabbeligen Wassers und der für ein kleines Boot doch recht hohen Wellen. Ansonsten finden wir nichts zu meckern. Ob die neue D29 die D28 erfolgreich ablöst, wird sich zeigen – aus unserer Sicht könnte sie auf dem Markt aber gute Chancen dazu haben.


Technische Daten

Die Zeichnungen der neuen De Antonio D29, unter der Heck-liege befindet sich der Außenborder.Die Zeichnungen der neuen De Antonio D29, unter der Heck-liege befindet sich der Außenborder.
  • CE-Kategorie: B/10
  • Länge über alles: 8,94 m
  • Breite: 2,99 m
  • Verdrängung: 2.500 kg
  • Tiefgang: 0,55 m
  • Kojen: 2
  • Kraftstofftank: 400 l
  • Wassertank: 88 l
  • Testmotor: Mercury V10 Verado 400PS
  • Preis ab: 195.160 €
  • Weitere Infos: baotic-yachting.com

Messergebnisse

Drehzahl U/minGeschwindigkeit U/minVerbrauch l/smReichweite sm
1.5005,81,83177
4.00022,32,11153
6.48046,12,82115

Fazit

Schon mit der Testmotorisierung fährt sich die De Antonio D29 sportlich. Wir würden sie aber mit der Doppelmotorisierung bevorzugen. So fühlt sie sich etwas kräftiger und harmonischer an.

Ein paar Verbesserungen in der Verarbeitung sind noch möglich. Das weiß die Werft und will das bei den nächsten Baunummern ausbügeln. Dann ist die D29 ein gelungenes Boot.


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