Fiart 35 SeawalkerStilvoller Walkaround

Ralf Marquard

 · 24.09.2025

Bei der Motorisierung stehen Doppelanlagen mit Außenbordern oder Innenborder zur Wahl.
Foto: Fiart
Ein Boot mit einem Mittelfahrstand und eleganten Linien, das sich für Tagestouren genauso gut eignet wie für längere Reisen.

Die Werft Fiart Mare gibt es bereits seit über sechs Jahrzehnten. Das erste Boot trägt die Bezeichnung Conchita (3,60 Meter lang), es wurde aus Kunststoff gebaut und 1960 vorgestellt. Die erste Seawalker-Ausführung, Seawalker 33, wurde 2011 präsentiert. Unser Testboot ist die Seawalker 35, die wir Anfang Mai dieses Jahres auf dem Mittelmeer vor Palma de Mallorca fuhren. Testboothändler ist ME Yachting, die in Palma mit Yates Mallorca kooperieren.

An Deck hat man Wahlmöglichkeiten

Ich betrete das Testboot im Hafen von Mallorca und lasse mir von Matthias Ebert, CEO von ME Yachting, die Details des Bootes erklären. An Deck hat man Wahlmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Sitz- und Liegemöglichkeiten: Bei unserem Boot ist vorn eine große Sonnenliege installiert, im Cockpit stehen sich zwei Bänke mit zwei Tischen in der Mitte gegenüber. Diese Einheit lässt sich in eine riesige Sonnenliege verwandeln. Alternativ gibt es ein Layout mit einer großen Polsterliege im Cockpit und einer Sitzeinheit mit Tisch (verstellbar) auf dem Vordeck. Wer den Komfort im Cockpit erhöhen möchte, kann sich Seitenwände zum Absenken bestellen und auf jeder Seite eine Terrasse entstehen lassen. Die Badeplattform auf unserem Testboot lässt sich elektrohydraulisch heben und senken. Ganz nach unten gefahren, entsteht eine Art Treppe, um einfach ins und vor allem aus dem Wasser zu steigen. Die Plattform lässt sich jedoch auch so weit nach oben fahren, dass die Außenbordmotoren mit der Power-Trimm-Tilt-Einrichtung weit angekippt werden können.

Für Getränke sowie für das Zubereiten von Snacks ist eine Galley hinter dem Fahrerplatz vorhanden. Unter Deck gelangt man über einen Niedergang mit Treppe und guten Haltemöglichkeiten. Unten angekommen, steht an Backbord ein Schrank, in den das 230-V-Schalterpanel eingebaut ist. Im Bug findet man eine Doppelkoje (1,58 x 2,03 m). Rundherum sind große Fenster in die Bordwand integriert, die viel Tageslicht hereinlassen. Nach achtern, hinter der Treppe, befindet sich auf dem Testboot eine Unterflurkabine mit zwei Einzelkojen. Die Nasszelle liegt auf Höhe des Sideboards und ist mit einem Marine-WC, Waschbecken und einer separaten Dusche (mit Tür) gut ausgestattet. Gelüftet wird über ein Bullauge.

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Komfort am Fahrstand

Für den Komfort des Fahrers und Beifahrers sorgen zwei Sportsitze mit fester Polsterung, deren vordere Sitzpolster sich für die bequeme Fahrt im Stehen hochklappen lassen. Damit sitzende Fahrer eine bequeme Position einnehmen können, steht eine Stütze im Fußraum zur Verfügung. Zum Festhalten für die Co-Piloten gibt es einen stabilen Haltegriff. Geschützt werden Fahrer und Co-Pilot von einer Sicherheitsglas-Windschutzscheibe. Einziges Manko: der fehlende Scheibenwischer. Lob verdient die Installation eines gut ablesbaren Kompasses. Auch die restlichen Instrumente von Suzuki und der Garmin-Monitor lassen sich gut ablesen. Die 12-V-Verbraucher werden über Druckschalter links und rechts am Armaturenbrett geschaltet. Bei der Steuerung installiert die Werft eine hydraulische Lenkeinheit „Masterdrive Power Steering“ von Ultraflex. Das Besondere ist hier die Bedieneinheit von Ultraflex, an der man drei unterschiedliche Lenk-Modi (Master, Cruising und Fishing) wählen kann, was den Widerstand der Lenkung verändert. Geschaltet und Gas gegeben wird über eine Doppelhebelschaltung von Suzuki, die sich ebenso uneingeschränkt bedienen lässt wie die Steuerung – egal ob man stehend oder sitzend fährt. Über dem Fahrstand und der Galley thront ein T-Top.

Wir lösen die Leinen und legen mit den beiden Suzuki-Außenbordern (350 PS) und dem optionalen Bugstrahlruder sicher ab. Dann tuckern wir bis zur Hafenausfahrt und lassen das Testboot erst einmal in schneller, kursstabiler Verdrängerfahrt weiterlaufen. Dann schieben wir die Hebel zügig nach vorn, die Test-Seawalker hebt den Bug nur mäßig an, und die Voraussicht bleibt gut. Ab etwa 20 Knoten macht die Fiart eine gute, kursstabile Gleitfahrt. Bei Vollgas erreichen wir knapp 39 Knoten und der Verbrauch liegt bei 5,70 Litern/Seemeile. Wirtschaftlich gleitet das Boot-Motoren-Gespann mit 4.500 Umdrehungen/Minute (25,6 Knoten), daraus errechnet sich mit einem Verbrauch von 4,69 Litern/Seemeile und einem Spritvorrat von 760 Litern abzüglich 15 Prozent Reserve eine Reichweite von 138 Seemeilen. Je weiter wir rausfahren, desto kabbeliger zeigt sich die See. Diese Wellen durchfährt der Rumpf kursstabil, weich und sicher. Selbst in schnellen Kurven zieht die Seawalker mit normaler Schräglage soft und trocken ihre Runden. Auch Slalomkurse lassen sich sicher und direkt steuern. Gleiches gilt für abrupte Lenkbewegungen.

Manövrieren

Bleibt noch das normale Manövrieren ohne Bugstrahlruder: Hierbei zeigt die 35 Seawalker mit voll eingeschlagener Lenkung Wendekreise von 1,5 Bootslängen vorwärts eingekuppelt und einer Bootslänge rückwärts eingekuppelt. Beim Umsteuern in Rückwärtsfahrt schwenkt der Bug zu beiden Seiten nach etwa drei Sekunden um, was ein direktes Manövrier ver hal ten zeigt. Wer es noch einfacher haben möchte, kann sich gegen Aufpreis ein Joysticksystem installieren lassen. Bei unserem Testboot wäre das ein System von Suzuki, es werden jedoch auch Außenborder von Mercury angeboten, die man ebenfalls mit optionalem Joystick ordern kann. Die kleinste Außenbordmotorisierung ist 2 x 300 PS (beide Anbieter), geht über die Testboot-Leistung von 2 x 350 PS (beide Firmen) bis zur maximalen Motorisierung von 2 x 400 PS (nur Mercury). Es gibt jedoch noch weitere Möglichkeiten: Diesel-Innenborder von Volvo Penta mit einer Leistung von 2 x 221 kW/300PS (D4-300 DPI) oder 2 x 235 kW/ 320 PS (D4-320 DPI).

Wo sonst die beiden Innenborder stehen, haben wir auf unserem Testboot einen riesigen Stauraum, der ebenfalls die Technik beinhaltet. Leitungen und Kabel sind in diesem Raum – den man über eine Luke unter den beiden Cockpittischen erreicht – sauber und fest verlegt. Wer Arbeiten an den Außenbordmotoren durchführen möchte oder nur mal kurz eine Sichtprüfung vornehmen will, macht das von der Badeplattform aus, die bei unserem Testboot komplett um die Motoren läuft. Sozusagen eine Walkaround Lösung. Für die Sicherheit spendiert die Werft Spritfilter (im genannten großen Staukasten). Dort findet man zudem eine Feuerlöschanlage; zwei Handfeuerlöscher und elektrische Lenzpumpen gehören ebenfalls zur Standardausrüstung. Die elektrische 12-V-Versorgung übernehmen drei 140-Ah-Batterien. Ein 230-V-Landanschluss ist außerdem installiert. Wer noch unabhängiger sein möchte, bestellt Generatoren (3,5 oder 5 kW) oder einen 1.500-Watt-Inverter.

Für den Wohnkomfort auf dem Testboot sorgen eine 12.000-BTU-Klimaanlage und ein Warmwasserboiler. Wer weiter aufrüsten möchte, kann noch aus einer Reihe von Elektronik-Optionen wählen. Dazu gehören beispielsweise Autopilot, Radar, AIS-System und Trimmklappen. Die Gangway ist genauso erhältlich wie die unterschiedlichsten Decksbeläge (Holzdeck oder Kunstteak).


Technische Daten

  • Länge über alles: 11,56 m
  • Breite: 3,82 m
  • Verdrängung: 5,5 t
  • Kraftstofftank: 760 l
  • Testmotorisierung: 2 x Suzuki-Außenborder mit je 257 kW (350 PS)
  • ​Preis Testboot ab Werft: 642.124€
  • Vertrieb Testboot: yates-mallorca.com

​Fazit

Die Fiart 35 Seawalker hat ein tolles Design und ein schickes Interieur. Sie bietet an Deck bequeme Sitz-und Liegeeinheiten und mit der elektrohydraulischen Badeplattform einen einfachen Zugang zum Wasser. Mit den vier Kojen eignet sie sich gut für längere Touren, Nasszelle und Galley bieten dabei weiteren Wohnkomfort. Mit den beiden 350-PS-Außenbordern ist sie gut motorisiert und macht eine sichere Fahrt.

Vorteile

​(+) Gute Fahr-und Manövriereigenschaften

​(+) Bequeme Sitzund Liegeflächen im Open-Air-Bereich

​(+) Unter Deck findet man ein freundliches, helles Ambiente


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