Boote der brasilianischen Marke Fibrafort gehören nicht zu den häufigen Sichtungen in europäischen Häfen, obwohl die Werft über Vertretungen in 43 Ländern verfügt. Unter anderem kümmert sich unser Testpartner, die Boote Pfister GmbH im fränkischen Schwebheim, um die Boote aus Südamerika. Die Werft aus Itajaí an der Atlantikküste liegt rund 600 Kilometer südlich von São Paulo. Nach eigenen Angaben ist der 1990 gegründete Betrieb nach Stückzahlen der größte Hersteller in Südamerika.
Gefertigt werden aktuell acht Modelle der Sport-Linie zwischen 5,50 und 8,58 Metern, zu der auch das Testboot gehört, sowie sieben Cruiser zwischen 9,52 und 12,40 Metern. Die 7,03 Meter lange Fibrafort 242 GTC gehört also zu den kleineren Produkten der Werft. Dank zwei Tonnen Gesamtgewicht handelt es sich um einen gut trailerbaren typischen Tageskreuzer, der in Versionen mit Innen- oder Außenbordern – Letztere auch als Doppelanlage – geordert werden kann. Auf der Preisliste ist nur die Testmotorisierung in Form eines Mercruiser 4.5 L MPI 250 sowie die Außenborder-Version verfügbar. Der Preis mit dieser Motorisierung und Grundausstattung liegt bei 114 520 Euro. Die Variante für Außenborder schlägt ohne Motoren mit 71 800 Euro zu Buche. Wer auf die in der GTC-Variante verbaute Kabine verzichten möchte, kann mit der 242 GTO auch einen Bowrider bestellen, der ohne Motoren ab 65 220 Euro angeboten wird.
Der Weg an Bord führt über die integrierte Badeplattform mit serienmäßiger Badeleiter samt Edelstahl-Haltegriffen. Eine Heckdusche gehört zur Grundausstattung. Wer nicht auf der variablen Hecksitzbank Platz nehmen möchte, gelangt über den Durchgang an Backbord in das deutlich tiefer liegende Cockpit. Das achterliche Polstermöbel, das auch als Abdeckung für den Motorraum dient, lässt sich dank schwenkbarer Rückenlehne von der Sitzgelegenheit auch in eine 1,32 x 1,23 Meter messende Sonnenliege mit angewinkelter Rückenlehne verwandeln oder alternativ als Sitzbank in beide Richtungen mit Mittellehne nutzen. Davor ist noch ein kleiner GFK-Tisch – wahlweise auch in einer Teak-Version lieferbar – und seitlich ein gepolsterter Einzelsitz montiert.
An Backbord sind eine kombinierte Sitzbank mit Liegemöglichkeit samt Rückenlehne und ein kleines Waschbecken mit Stauraum neben dem Ausgang verbaut. An Getränkehaltern und Haltegriffen besteht kein Mangel. Der Targabügel hat im hinteren Bereich einen soliden Edelstahl-Handlauf und gehört zur Serienausstattung. Ein Bimini-Top, das hier montiert werden kann, steht auf der Optionsliste. Den Steuermann erwarten ein dreh- und verstellbarer gepolsterter Schalensitz mit Stehmöglichkeit und ein Armaturenträger, der zahlreiche Instrumente in günstigem Ablesewinkel aufnehmen kann. Platz für einen kleinen Plotter ist auch vorhanden. Der Kompass fehlt uns bei der Serienausstattung. Das unverzichtbare Navigationsinstrument steht aber auf der Zubehörliste. Scheibenwischer werden dagegen nicht angeboten.
Neben dem Steuerstand führen einlaminierte Trittstufen durch das mittlere Segment der Glas-Windschutzscheibe auf das Vordeck, wo sich bei entsprechender Bestellung weitere Polsterauflagen für Sonnenanbeter befinden, die mit Abmessungen von 1,90 x 1,30 Meter genug Platz für zwei Personen bieten. Die Bugreling macht zwar im vorderen Bereich eine gute Figur, wird dann aber nach hinten immer niedriger und endet letztlich noch vor der Windschutzscheibe.
Unter Deck erwartet die Crew eine kleine Kabine mit einer u-förmigen Sitzgruppe im Bug. Auch eine Pumptoilette ist in der Grundausstattung montiert. Ein Tisch gehört ebenso dazu wie Einlegepolster, durch die dann eine 1,90 Meter lange Schlafgelegenheit entsteht. Für eine Person reicht sie allemal, bei Belegung mit zwei Personen geht es aber recht eng zu. Belüftet wird durch ein Luk mit 50 Zentimeter Durchmesser zum Oberdeck, das auch als Notausstieg dient. Einige sicherheitsrelevante Elemente stehen auf der Optionsliste. Dazu gehören beispielsweise ein Rauchmelder oder eine Edelstahl-Hecktür. Feuerlöscher sind mit einer Löschanlage im Motorraum und zwei 1-kg-Löschern genügend vorhanden. Eine manuelle Bilgenpumpe wird zusätzlich zu den beiden serienmäßig montierten elektrischen Versionen nicht angeboten. Die vier Klampen sind ausreichend, eine Mittelklampe fehlt.
In Sachen Motorisierung ist einiges möglich. Die Werft empfiehlt Innenborder mit 147 kW (200 PS) bis 184 kW (250 PS), wobei auf der Preisliste nur die im Testboot montierte Spitzenmotorisierung mit dem Mercruiser 4.5 L MPI 250 mit 184 kW (250 PS) zu finden ist. Die Außenborder-Version ist mit Einzel- oder Doppelanlagen bestückbar. Untergrenze sind hier ein 135er oder zwei 90er. Maximal dürfen ein 250er oder zwei 115er verbolzt werden. Mit der Motorisierung im Testboot geht es erwartungsgemäß sportlich zu
Die Motorleistung wird über einen Bravo-Three-Antrieb mit gegenläufigen Doppelpropellern ins Wasser gebracht. In sechs Sekunden ist bei 3000 Umdrehungen und 16 Knoten die stabile Gleitfahrt erreicht. Nur 15 Sekunden vergehen, bis aus dem Stand die Spitzengeschwindigkeit von 35 Knoten anliegt. Dabei messen wir am Steuerstand einen Geräuschpegel von satten 100 dB(A). Die Ursache ist schnell geklärt, denn eine Dämmung gibt es im Motorraum nicht. Wer hier nachbessern will, muss also selbst Hand anlegen oder die Arbeiten von einer Werkstatt erledigen lassen. Gut belüftet ist das Aggregat auch, denn bei einer Lufttemperatur von 14 °C war die Temperatur im Motorraum nur vier Grad höher. In Sachen Effizienz liegt man mit 3500 Umdrehungen bei 23 Knoten richtig. Dann fließen stündlich 35,5 Liter aus dem 140-Liter-Aluminiumtank, was zu einer etwas mageren Reichweite von rund 77 Seemeilen führt, wenn eine Reserve von 15 Prozent im Tank verbleibt.
Manövrieren klappt mit etwa zwei Bootslängen Durchmesser vorwärts und nur einer Bootslänge rückwärts in alle Richtungen gut. Beim Umsteuern vergehen vier Sekunden, bis eine Reaktion erfolgt. Gute Wendigkeit zeigt sich auch bei schnell gefahrenen Vollkreisen mit 2,5 Bootslängen Durchmesser in beide Richtungen. Das Boot hat dabei eine ausgeprägte Neigung, sich in die Kurve zu legen. Der tiefe V-Rumpf mit 21 Grad Aufkimmung zeigt dabei eine beachtliche Krängung, denn die Wasserlinie liegt fast auf der Höhe des Oberdecks. Für manche mag das einen Ausdruck von Sportlichkeit darstellen, aber empfindlichen Crewmitgliedern könnte das auch etwas zu viel sein. Ein Verreißen der Lenkung zeigt zwar Reaktionen, verursacht aber keine Probleme. Sicher untergebracht ist man bei allen schnellen Manövern im Cockpit, das sich durch hohe Bordwände auszeichnet. Dank der sportlichen Motorisierung gibt es genug Leistungsreserven, um mit der Fibrafort auch Wakeboarder, Wasserskifahrer oder aufblasbare Funsport-Artikel zu ziehen. Entsprechendes Zubehör steht auf der Optionsliste. Die Verarbeitung ist insgesamt ordentlich und auch die Montage der Komponenten wurde sauber ausgeführt.
Die Fibrafort 242 GTC ist sowohl auf Binnenrevieren wie auch auf küstennahen Gewässern als Tageskreuzer sehr flexibel einsetzbar. Einschränkungen gibt es durch die recht geringe Reichweite. Lob bekommt die serienmäßige Ausrüstung mit einem Marine-WC.