Ralf Marquard
· 03.02.2015
Gute Rauwassereigenschaften und sogar ein Nasszelle auf 6,50 m Länge: Mit dem neuen Formenti ZAR 65 aus Italien lässt sich so Einiges abwettern.
RIBs (Rigid Inflatables Boats), also Schlauchboote mit Festrumpf, gibt es in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen. Dies beginnt bei den Yachttendern mit gut 2,00 m bis zu Offshore-Rennern und Rettungsbooten im Hochseebereich. Unser Testboot, die ZAR 65 (siehe auch BOOTE 1/09 und 7/09) liegt genau in der Mitte und ist mit der CE-Kategorie B für die Fahrt außerhalb von Küstengewässern eingestuft.
Dass ZAR-Boote mit Rauwasser gut klarkommen, zeigten schon Reiseerfahrungen mit einer ZAR 53 (siehe dazu BOOTE 1/08 und 4/08). Auch unser Testboot kann bei harten Kabbelwellen, wie im Hamburger Hafen, überzeugen, sie werden weich, trocken und kursstabil übersprungen. Verantwortlich dafür ist das tiefe V des Kunststoffrumpfes, an dem der Tragschlauch fest und sauber verklebt wird. Die restliche Verarbeitung zeigt die übliche gute ZAR-Qualität.
Die Leitungen liegen im Rumpf in einem Schutzrohr und werden im großen Heckkasten von Spiralband in Schellen in Form gehalten. Zu den lobenswerten Installationen gehören ein Extra-Spritfilter –ein Absperrhahn, der als Dreiwegeventil ausgeführt ist und es kinderleicht ermög-licht, einen Reservetank anzuschließen. Obwohl unsere Test-Kombination ZAR 65 mit dem brandneuen 175-PS-Yamaha und dem serienmäßigen Einbautank (240 l) bei 19,7 kn beachtliche 237 sm weit kommt, ist diese Reservemöglichkeit praktisch. Yamahas Neuer bringt die ZAR ruck, zuck von Verdränger- in Gleitfahrt, ohne dabei die Sicht groß zu behindern. Überhaupt zeigt der Yamaha "bissiges Gas-Annehmen" über das gesamte Drehzahlband. Verantwortlich dafür sind auf vier Zylinder verteilte 2,8 l Hubraum, 16 Ventile und die elektronische Einspritzanlage.
Damit man schnelle, enge Wenden hinbekommt, gehört der Yamaha ganz an den Spiegel getrimmt. Mit Fahrtrimm etwa 2/3 auf der Anzeige neigt der Rumpf zum Schaukeln. Die Hydrauliklenkung zeigt sich leichtgängig, und beim Slalomkurs oder Verreißen der Steuerung fallen die "Ausschläge" nur gering aus.
Das heißt im Umkehrschluss, dass man beim Manövrieren und Anlegen mehr kurbeln muss, was sich in der Praxis jedoch als problemlos herausstellte. Nur wenig gegenlenken muss der Skipper in langsamer Fahrt, wenn sich eine Person im Boot hin- und herbewegt und der Rumpf einen Tick in Richtung der Gewichtsverlagerung fährt. Ohne "Gewichtsirritationen" neigt die ZAR zum geringen Gieren.
Fahren lassen sich all diese Manöver am besten stehend, den Allerwertesten gegen das hochgeklappte Fahrerbank-Polster ge-lehnt; denn im Sitzen haben besonders kleinere Personen kaum ein Chance, vernünftig über den hochgezogenen Fahrstand zu schauen. Halb stehend hat der Skipper Steuerrad und Einhebelschaltung gut im Griff. Die Instrumentensicht ist in dieser Fahrstellung ebenfalls tadellos. Plus/Minus: Das Paneel mit den Kippschaltern neben dem Steuerrad lässt sich gut bedienen, sitzt jedoch so im Durchgangsbereich, dass man mit den Beinen schnell mal unbeabsichtigt schaltet.
Die Hecksitzecke in Suite-Ausführung lässt sich zum Klönen und Trinken nut-zen, aber auch als Liege für Sonnenhungrige umbauen. Um bequem ins kühle Nass und wieder herauszukommen, spendiert die Werft eine geteilte Badeplattform und 3-Stufenleiter, die man auch vom Wasser aus leicht bedient. Nach dem Bad steht eine Heckdusche zur Verfügung. Der größte Clou steckt allerdings unter dem Fahrstand: ein Pump-WC und ein kleines Waschbecken mit herausziehbarem Duschschlauch und Bodenablauf. Diese Räumlichkeit hat zwar eine beschränkte Stehhöhe und Abmessung, doch gelangt eine 1,80 m große Person ausreichend bequem aufs stille Örtchen mit Klapptür.
Fazit
Die ZAR 65 ist ein RIB mit guten Rauwassereigenschaften, auf dem reichlich Personen Platz finden, um einen erlebnisreichen Tag auf dem Wasser zu verbringen.