Peter Laessig
· 31.08.2013
Was das Herz begehrt: Die neue Galeon 325 mit Hardtop ist alles andere als ein Boot von der Stange – und die Qualität überzeugt in jeder Hinsicht.
Galeon-Boote gibt es zurzeit in siebzehn Variationen von 29 bis 78 Fuß Länge. Darunter die Galeon 325, die in zwei Versionen gebaut wird, als Open oder wie unser Testboot mit Hardtop. Unsere Test-Galeon ist darüber hinaus noch eine besondere Ausführung (Special Edition), wo der Kunde Einfluss auf den Innenausbau genommen hat. Üblicherweise wird die 325 HT mit Bugkabine, anschließendem Salon mit Pantry, WC-Duschraum und Unterflurkabine unter dem Fahrstand und erhobenen Cockpitboden gebaut typischer Daycruiser- Stil. Dabei ist es auch bis auf die Gestaltung von Bugkabine und Salon geblieben. Hier hat der Kunde auf die Trennwand samt Tür zwischen Salon und Bugkabine verzichtet, die Sitzbank im Salon vorn etwas herumgezogen und das Bett bis an diese bauen lassen: vorn offen mit mehr Wohnraum.
Galeon ist ein Qualitätsbegriff. Daher überrascht es uns nicht, dass wir an der gesamten Verarbeitung unseres Testbootes fast nichts auszusetzen haben, bis auf ein paar Kleinigkeiten, wo einige Schläuche auf unbehandelten Schnittkanten scheuern. Die 325 HT wird im Vakuumverfahren hergestellt, was neben anderen Vorteilen wie Gewichtsersparnis auch glatte Innenflächen zur Folge hat. Außen gibt es hochwertiges Gelcoat und eine kupferfarbene Lackierung auf Rumpfsei- tenwänden und Hardtop. Innen überzeugt die Arbeit von Sattler und Möbelbauern. Dass bis auf Elektronik und Motoren fast alles in der Werft selbst hergestellt wird, ist nicht alltäglich und soll Qualität bis ins Detail garantieren.
Fahren und Manövrieren
Unsere Galeon wird mit einem oder zwei Innenbordern mit Z-Antrieben ausgerüstet. Wir fahren zwei MerCruiser Magnum 377, von denen jeder 320 PS auf die Kurbelwellen stemmt. Mit dem Doppelpack lässt es sich nahezu auf der Stelle drehen, wenn bei einem Getriebe der Vorwärts- und beim anderen der Rückwärtsgang eingelegt ist. Mit beiden Antrieben in "voraus" durchmisst ein Vollkreis knapp zwei Bootslängen, plus optionale Heck- und Bugstrahlruder, die beim Testboot auch enge Parkboxen einfach bewältigen lassen. Im Hafen fahren wir mit maximal 1000/min, und im Kanal lassen wir die Motoren nicht höher als 1200/min drehen (6 kn), damit die vom Boot erzeugten Wellen flach bleiben. Im Boot umhergehende Personen haben weder auf Kurs noch auf Krängung Einfluss. Den Geradeauslauf garantieren auf Knopfdruck synchron laufende Motoren.
Der Übergang von Verdränger- in Gleitfahrt ist mit längerer Sichtbehinderung verbunden, da es einen Moment dauert, bis das Testboot ab 3000/min (13 kn) den Bug absenkt, um dann als Vollgleiter weiterzufahren. Unser Testboot ist fast komplett ausgestattet und jeder Stauraum und Kleiderschrank belegt. Dazu zeigen Kraftstoff- und Wassertank im oberen Füllbereich an. Die Motoren dürfen bei Vollgas zwischen 4800 bis 5200/min drehen. Wir messen maximal 4900/min. Das passt für ein nahezu voll beladenes Boot. Die Höchstgeschwindigkeit loggt sich mit knapp 37,5 kn in unserem GPS ein. Was das Boot in Gleitfahrt nicht braucht, ist Power-Trimm. Da behalten wir die Antriebe überwiegend ganz beigetrimmt, denn sobald man etwas trimmt, beginnt das Boot zu wippen. Als kleinste Gleitfahrt ermitteln wir 3500/min oder 21 kn Fahrt.
Die Auswertung unserer Messdaten führt zu einem nicht alltäglichen Ergebnis. In langsamer Fahrt ermöglicht eine Tankfüllung Normalbenzin im Testboot einen theoretischen Aktionsradius von 215 sm, plus 15 % Reserve. Das ist normal. Ausgefallen dagegen ist, dass unser Testboot in schneller Gleitfahrt nicht wie üblich bei nur einem Drehzahlwert wirtschaftlich unterwegs ist, sondern durchgehend ab 3500/min bis Vollgas mit nahezu dem gleichen Verbrauch pro Seemeile fährt. Die errechneten Reichweiten schwanken dann zwischen 133 und 134 sm plus Reserve. Damit verfehlt das Testboot knapp unsere Minimalforderung von 150 sm Aktions-radius. "Nicht ganz erfüllt" heißt es auch bei den Schalldruckwerten, bei denen unser Messinstrument ab 4500/min über
85 dB/A anzeigt.
Eine gute Figur macht die Galeon 325 HT während der mit Höchstgeschwindigkeit gefahrenen Extremmanöver. In immer enger verlaufenden Kurven neigt sie sich etwas zum Kurvenmittelpunkt, bremst sich von allein bis in schnelle Verdrängerfahrt ab und beschleunigt wieder nach dem Herauslenken. Die Kurvendurchmesser betragen an engster Stelle etwa drei Bootslängen. Dass man bei Backbordkurven mehr im Blindflug unterwegs ist, ist bauartbedingt und dem tiefen V-Rumpf geschuldet, da das Boot nach Backbord kippt und das Dach sich dabei ins Sichtfeld bewegt. Auch mit offenem Schiebedach ist die Sicht nicht komplett vorhanden, da dann der Holm im Blickfeld liegt. Über Steuerbord passt es, wenn man sich am Fahrstand duckt.
Auf dem imaginären Slalomkurs bringen wir das Testboot ungefährlich über die Längsachse zum Pendeln; beim Verreißen des Ruders folgt es klaglos dem eingeschlagenen Kurs. Aufpassen muss man, wenn man Fahrt wegnimmt, dass einem wegen der langen Badeplattform nicht die Hecksee ins Cockpit rollt und man nasse Füße bekommt. Aus gleichem Grund empfiehlt es sich auch, die Motoren mit eingelegtem Rückwärtsgang nicht höher als maximal 1100/min laufen zu lassen. Überwiegend kritikfrei verläuft dagegen der Testpunkt "Rauwasser" auf dem Danziger Haff, wo einige Wellen bis maximal einen Meter Höhe zwar hörbar, aber komfortabel überfahren werden. Dass dabei mal Spritzwasser auf die Windschutzscheibe befördert wird, ist normal. Dafür gibt es Scheibenwischer, die allerdings in der Scheibenmitte einen senkrechten Streifen ungewischt lassen und sich zudem nicht synchron bewegen, was auf Dauer nervt.
Unser Testboot verfügt über einen Fahrersitz, bei dem nur die Rückenlehnen etwas Seitenhalt bieten, und einen Dämpfer im Standrohr, der die Stöße mindert. Die Sitzposition lässt sich anpassen und das Sitzkissen fürs Fahren im Stehen teilweise hochklappen. Über der integrierten Fußstütze lässt sich eine erhöhte Standfläche ausklappen, wenn man aus dem geöffneten Schiebedach schauen möchte. Die Sitzposition ist soweit bequem, die Sicht wegen der getönten Windschutzscheibe und den allseitigen Reflexionen dagegen gestört. Auch ist die Ablesbarkeit der flach eingebauten Instrumente nicht einfach. Ergonomisch ist die Bedienbarkeit von Schaltung und Ruder. Beifahrer sitzen oder liegen mit wenig Halt gegenüber vom Fahrstand auf einer erhöhten L-Sitzbank.
Motor, Tank, Elektrik
An die Motoren gelangt man, wenn man die hintere Cockpitsitzbank samt Sonnenliege auf Knopfdruck elektrisch betätigt. Der Einstieg von oben gelingt akzeptabel. Alles ist übersichtlich und sauber verlegt und gehaltert. Die Batterien stehen in eigenen Boxen. Im Motorraum ist alles untergebracht, was zur Versorgung des Bootes gehört: Druckwasseranlage, Warm-wasserboiler, Hydraulikpumpen, Kraftstofftank mit Vorfiltern (ohne Wasseralarmsensoren) und Magnetventile zur Regulierung des Kraftstoffflusses. Der Strom für Bordnetz und Motoren wird mittels Relais in der Eignerkabine am Paneel geschaltet, wo auch die wichtigsten Sicherungen untergebracht sind.
Sicherheit
Hier überzeugen die Fahreigenschaften des Testbootes. Begehbare Flächen sind entweder mit Antislipstrukturen oder Teak versehen. Bis auf die zu niedrige Heckeingangstür zum Cockpit stimmen die Innenmaße. Haltegriffe wünscht man sich besonders im Cockpit mehr. Gut ist die Lenz- (Automatik- und Handpumpen) und Feuerlöscheinrichtung.
Wohnen und Cockpit
Im Testboot bilden Bugkabine in Form einer offenen Liege und der Salon eine Wohneinheit, die mittels Vorhang separiert werden kann. An Backbord sitzt man auf einer L-Sitzbank bequem am Tisch, und gegenüber hat der Smutje seinen Arbeitsbereich, an dem es im Großen und Ganzen nichts auszusetzen gibt. Im Anschluss an die Pantry geht es in den WC-Duschraum, in dem die Raummaße passen; unpassend sind die eckigen Arma-turen. Die Eingangstür zur Eignerkabine unter Fahrstand und Cockpit ist neben dem Niedergang in den Wohnbereich und im Anschluss der L-Sitzbank eingebaut. Im Eingangsbereich und vor der Doppelkoje lässt es sich gut stehen, ansonsten muss man sich bücken. Stauraum unter den Matratzen und im Sideboard sowie in einem kleinen Kleiderschrank besteht genug. Je ein Längsfenster an jeder Bordwand, aber nur ein Bullauge zur Belüftung ist etwas zu mager.
Der Haupteingang zum Cockpit ist an Steuerbord gedacht, vorbei an Sonnen-liege und Heckteil der U-förmigen Sitzbank. Senkt man den Tisch ab, wird alles zur großen Liege. Wem die nicht reicht, der geht aufs Vordeck. Das Testboot ist um eine große Badeplattform verlängert, in der unter einem Deckel eine Klapp-Badeleiter liegt.
DIE WERFT SAGT
Die Galeon 325 punktet neben einem offensiven Design auch mit einem ausgewogenen Rumpf, den Leistungsfähigkeit und Handhabbarkeit kennzeichnen. Das Hardtop bietet Privatsphäre und Schutz vor dem Wetter. Stehen Schiebedach und Schiebefenster offen, wird das Boot fast zur Open, in der großer Bewegungsspielraum, attraktives Design und ausgezeichnete Qualität auf und unter Deck vereint sind.
WIR SAGEN
Was die Werft ohne Frage aus-zeichnet, ist die Tatsache, dass sie in der Lage ist, ein individuell auf den Eigner zugeschnittenes Boot zu bauen. Die Qualität stimmt "vom Topp bis zum Kiel und vom Bug bis zum Heck". Zum Thema Fahreigenschaften lässt sich ebenfalls nichts Negatives berichten. Kurz, ein Boot, das rundum passt.
Werft: Galeon Boats
Typbezeichnung: Galeon 325 HT
CE-Kategorie: B - Außerhalb von Küstengewässern
Länge: 10,90 m
Breite: 3,30 m
Verdrängung: 6,45 t
Preis: 198.750,00 €