Peter Laessig
· 27.02.2013
Galeon ist seit 1982 im Geschäft. Heute gehört die polnische Werft mit knapp 40 Modellen zwischen vier und 25 m zu den großen Bootsbauern in Europa.
Der Schiffbau hat in Polen Tradition, das gilt für Containerschiffe oder Großfähren und den Sportbootbau, und die Werften kann man heute zu den "Top Ten" der Welt zählen. Spätestens nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes und der Einleitung der politischen Wende im Jahr 1989 war Polen im wahrsten Sinne
des Wortes offen für weltweit operierende Bootswerften, die vom Know-how, aber fraglos auch von den niedrigen
Löhnen im Land profitierten. Man begann daher, neue Werften zu bauen und lieferte Material und Maschinen, um in Polen Boote zu produzieren, die dann in ganz Europa ihre Kunden fanden und heute noch finden.
In dieser Umbruchszeit gründete Wieczyslaw Kobylko 1982 die Werft Galeon, die sich nach wie vor im Familienbesitz befindet, und deren Fäden sein Sohn Jacek mit in der Hand hält. Man produziert Sportboote von 4,20 bis 25,00 m Länge, die in die Sektionen Sportboote und Yachten unterteilt sind. Die Sportboote firmieren unter dem Namen "Galia", von denen momentan 23 unterschiedliche Modelle gebaut werden. Die andere Abteilung nennt sich "Galeon"; dort werden 16 Modelle von 9,00 bis 25,00 m Länge gebaut.
Außer Elektronik, Motoren und einigen Kleinigkeiten erstellt und entwirft man in der Werft selbst. Bei unserem Besuch war von etwa 600 Mitarbeitern die Rede. So gibt es eine eigene Metallwerkstatt, wo man aus Edelstahl und Aluminium Relings und Verdeckbügel, Tanks für alle Flüssigkeiten, Tür- und Bullaugenrahmen produziert. Darüber hinaus schneidet die Werft das Glas selbst zu, das in Türen und Bullaugen zum Einsatz kommt.
Besonders stolz ist sie auf ihre Holzabteilung, in der alles passgenau zurechtgeschnitten und anschließend mit dem gewünschten Lack überzogen wird. Insgesamt kommen neun Holzarten zur Verwendung, wenn beispielsweise Intarsienarbeiten, Türoberflächen oder Logos gebraucht werden. Dazu bedient sich die Werft computergesteuerter CNC-Maschinen, mit deren Hilfe man leicht Teile reproduzieren kann. Ist später einmal ein Logo beschädigt, genügt ein Knopfdruck, um es neu herzustellen.
Die gesamten Kunststoffarbeiten erfolgen sowohl im traditionellen Handauflege- als auch im modernen Infusionsverfahren. Jede neue Galeon entsteht in handwerklicher Arbeit vorerst als Prototyp und später davon die Negativform, aus der das Boot laminiert wird. Dass man auch alle Polster selbst zuschneidet und näht ist selbstredend und entspricht dem kreativen Denken der Werft.
Ein großes Wasserbecken kommt bei jedem Boot zum Einsatz, das mit einem Motor bestückt ist. In diesem Becken werden über mehrere Stunden alle Funktionen überprüft und das Boot mittels einer Berieselungsanlage daraufhin kontrolliert, ob nichts ins Bootsinnere eindringt. Die Qualitätskontrolle besitzt eine hohe Priorität.
Galeon produziert zwar in Serie, arbeitet aber eng mit Kunden zusammen, um deren Vorstellungen realisieren zu können. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Kabinenmaße oder Betten den Kundenwünschen angepasst werden; dadurch ist fast jede Galeon ein Unikat. Es ist deshalb nicht ganz falsch, wenn man die Werft als eine "Manufaktur mit industrieller Produktion" bezeichnet. Galeons Strategie ist, dass man den Kunden schon beim Einstieg in den Wassersport mit einer Galia an die Werft bindet und dieser sich bei der Suche nach einem größeren Boot gar nicht erst nach einer anderen Werft umschauen muss ...