HanseyachtsVerkauf der Werft und massiver Stellenabbau?

Pascal Schürmann

 · 19.05.2025

Hanseyachts: Verkauf der Werft und massiver Stellenabbau?Foto: Hanseyachts AG
Fjord-Motorboote der Hanseyachts AG in Greifswald
Beim Greifswalder Yachtbauer Hanseyachts AG kündigt sich ein Eigentümerwechsel an. Damit einhergehend sollen offenbar bis zu 200 von 1.500 Arbeitsplätzen abgebaut werden. In einer Mitteilung der Werft heißt es, das Unternehmen stehe vor einem “strategischen Neubeginn”. Die IG Metall übt scharfe Kritik am Vorgehen des Vorstands und will für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen.

Der Familienunternehmer Andreas Müller möchte Hanseyachts übernehmen. Dies teilte die Werft gestern Abend mit, nachdem bereits am Freitag die IG Metall über einen geplanten Stellenabbau berichtet hatte. Die Aurelius-Gruppe als bisherige Mehrheitsaktionärin habe sich mit Müller sowie dem Hanseyachts-Vorstandsvorsitzenden Hanjo Runde auf ein Eckdaten-Papier geeinigt. Darin seien die wesentlichen Kernpunkte für eine Übernahme der Mehrheitsanteile vereinbart worden. Diese seien die Grundlage für weitere Verhandlungen über die Transaktion und einen endgültigen Kaufvertrag, heißt es in der gestrigen Mitteilung.

Laut mehreren Zeitungsberichten hat Frank Prenzlau, Geschäftsführer der IG Metall Stralsund-Neubrandenburg, am Freitag berichtet, dass der Vorstand des Unternehmens Ende vergangener Woche den Betriebsrat darüber informiert habe, allein in der Hansestadt 200 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Weitere Jobs stehen nach YACHT-Informationen darüber hinaus offenbar im polnischen Werk zur Disposition.

Gewerkschaft kritisiert Vorgehen des Vorstands

Die IG Metall wirft dem Vorstand der Hanseyachts AG vor, den Betriebsrat unter Druck zu setzen. Laut Prenzlau sollte das Gremium einem sogenannten Interessenausgleich und einem Sozialplan zustimmen, "ohne genügend Informationen über die wirtschaftliche Situation und mögliche Optionen für die Zukunft der Mitarbeiter zu erhalten". Stattdessen sei dem Betriebsrat "sofort mit einer möglichen Insolvenz" gedroht worden. Die Gewerkschaft kündigte an, mit dem Betriebsrat für den Erhalt der Arbeitsplätze bei der Hanseyachts AG zu kämpfen.

Nach eigenen Angaben beschäftigt das 1990 gegründete Unternehmen 1.500 Mitarbeiter aus 20 Nationen an Standorten in Greifswald und im polnischen Goleniów. Weltweit belegt Hanseyachts nach eigener Aussage den zweiten Platz in der Produktion von Segelyachten. Im Motorbootbereich umfasst die Palette derzeit sieben Modelle der Marke Fjord.

Restrukturierung und Anpassung der Produktion

Hanseyachts begründet die geplanten Maßnahmen mit globalen Marktunsicherheiten. Trotz eines starken ersten Quartals 2025 mit einem Umsatz von rund 41 Millionen Euro und einer EBITDA-Marge von etwa zwölf Prozent sehe sich die Branche erheblichen Belastungen ausgesetzt. Als Hauptgründe nennt das Unternehmen die globale wirtschaftliche Unsicherheit, die schwache Konjunktur in Kernmärkten wie den USA und Deutschland sowie anhaltende geopolitische Konflikte.

Erst im März vergangenen Jahres hatte sich die Hanseyachts AG von der Frankfurter Wertpapierbörse verabschiedet. Bis Ende Juni 2025 werde nun weiterhin unter Vollauslastung produziert, um das laufende Saisongeschäft zu bedienen. Danach solle die Produktion der stark sinkenden Nachfrage angepasst werden, um die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens zu sichern.

Eigentümerwechsel als Chance

Vorstandsvorsitzender Hanjo Runde sieht in dem geplanten Eigentümerwechsel eine Chance für eine nachhaltige Entwicklung: "Mit dem Familienunternehmer Andreas Müller würden wir einen nachhaltig denkenden Partner gewinnen, der unsere Strategie langfristig unterstützen kann." Runde betont, dass man alles daransetzen werde, gemeinsam mit dem Land, den Banken und dem Betriebsrat verantwortungsvolle Lösungen zu finden.

Die Finalisierung der Transaktion steht unter dem Vorbehalt weiterer Vereinbarungen, insbesondere einer Einigung mit der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, den finanzierenden Banken und dem Betriebsrat. Unter anderem geht es dabei um die Restrukturierung bestehender Verbindlichkeiten. Die Beteiligten befinden sich dazu nach Unternehmensangaben in intensiven Gesprächen.

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