Hydrohulls HH6Ein griechisches RIB für anspruchsvolle Seefahrer

Dieter Wanke

 · 27.12.2024

Die Hydrohulls HH6 auf dem Bodensee
Foto: DIETER WANKE/terrapicture X
Die neue Hydrohulls HH6 kommt aus Athen und überzeugt durch hervorragende Seegängigkeit, viel Fahrspaß selbst bei moderater Motorisierung sowie gute Verarbeitung

Hydrohulls ist neu auf dem deutschen Markt, und auch die Werft ist noch jung. Gegründet wurde das Unternehmen erst 2019, allerdings blicken die Köpfe hinter der neuen Marke auf jahrzehntelange Erfahrung im Segment von Hochleistungsschlauchbooten bei Technohull zurück. Umfangreiche Kenntnisse in diesem Segment sind also vorhanden.

Derzeit hat der RIB-Spezialist drei Modelle im Angebot. Gestartet wurde mit der 4,60 Meter langen HH5, ergänzt dann mit der HH6 und der HH8. Die HH7 ist derzeit in Entwicklung und wird wohl ab 2025 verfügbar sein. Im Gespräch ist hier sogar eine Kabinenversion. Der Mitbewerber Technohull hat unterhalb der 10-Meter-Grenze nur wenig zu bieten und konzentriert sich zunehmend auf größere Einheiten. Hydrohulls fokussiert also auf dieses Marktsegment und möchte diese Lücke im Angebot der kleineren Einheiten schließen. Das hat offensichtlich auch Udo Wagenhäuser mit seinem Valentina Bootsservice am Bodensee erkannt, denn er kümmert sich um den Vertrieb der Hydrohulls in Deutschland.

Ziel der Hochleistungsschlauchboote

Die Ansprüche der Werft sind hoch. Ziel sind Hochleistungsschlauchboote mit Festrumpf, die auch hohe Anforderungen an Seegängigkeit, aber auch Materialqualität, Haltbarkeit und Verarbeitungsqualität erfüllen. Deshalb werden die Schläuche aller Boote grundsätzlich nur mit dem als Hypalon bekannten chlorsulfonierten Polyethylen (CSM) gefertigt, das für seine Witterungs- und Alterungsbeständigkeit bekannt und geschätzt ist. Alternativ zu dem Serienmaterial steht als Option Orca 1670 von Pennel & Flipo mit noch stabilerem Gewebe für gut 700 Euro Aufpreis auf der Optionsliste. Das Boot selbst schlägt in der Grundausstattung mit 35.640 Euro zu Buche. Dazu kommt der gewünschte Außenborder samt Montage und Nebenkosten. Dank des moderaten Gewichts von rund 550 Kilogramm zuzüglich Motor, Zubehör und Anhänger kann das RIB problemlos getrailert werden.

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Das Boot hat eine Seetauglichkeitseinstufung in der CE-Kategorie C, eignet sich also für den Betrieb in Küstengewässern bis sechs Beaufort. Insgesamt dürfen sieben Personen transportiert werden, die an Bord auch alle eine Sitzgelegenheit finden. Im Bug befindet sich ein Sitzpolster für zwei Personen mit darunterliegendem Stauraum, was durch ein optionales Einlegeteil zur 1,95 x 1,10 Meter großen Sonnenliege konvertiert werden kann. Es folgt der zentrale Steuerstand. Der ist serienmäßig mit den jeweiligen Motorinstrumenten bestückt. Optional lassen sich auch Multifunktionsdisplays installieren. Ein manueller Kompass fehlt leider. Die Acrylglas-Windschutzscheibe ist sehr flach gehalten und schützt kaum vor Fahrtwind. Ein solider Bügel sorgt für sicheren Halt. Etwas Stauraum gibt es in der Konsole auch.

Hilfreiche Installationen

Die im Testboot installierte hydraulische Lenkung gehört zu den Optionen. Die Sitzbank für zwei Personen samt Unterbau ist Serienausstattung. Dahinter folgt eine Polstersitzbank, die drei Personen Platz bietet. Das Gestühl kann auch zu einer 1,43 x 0,83 Meter kurzen Sonnenliege verwandelt werden. Praktisch sind die kleinen Badeplattformen neben dem Außenborder. Hilfreich ist auch die integrierte Badeleiter an Backbord. Zwei Edelstahlklampen sind hier im Laminat montiert.


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Durch sinnvolles Zubehör lässt sich der Komfort an Bord weiter verbessern. Hier sind beispielsweise ein Frischwasser-Duschsystem mit 50-Liter Wassertank oder eine elektrische Ankerwinde gelistet. Auch eine zusätzliche Bilgenpumpe für das Deck, ein T-Top, Biminis für Bug und Heck, Zusatzbatterien, Landanschluss oder eine Decks- und Unterwasserbeleuchtung sind im Programm. Kühlschränke, Eisboxen oder der Wasserskimast im Testboot stehen zwar nicht auf der Preisliste, sind aber durchaus montierbar und im Zubehörhandel verfügbar.

Der Motor der Hydrohulls HH6

Motorisierbar ist die Hydrohulls HH6 mit Außenbordern bis 103 kW (140 PS). Die Werft empfiehlt eine Motorisierung mit 73,6 kW (100 PS). Die war am Testboot in Form eines Suzuki DF100C auch montiert. Zu bemerken ist hier, dass der Motor über einen Vierzylinder mit zwei Liter Hubraum anstatt des 1,5-Liter-Motors des ebenfalls erhältlichen DF100B verfügt. Der Gewinn an Drehmoment bringt natürlich auch rund 30 Kilogramm mehr Gewicht mit sich. Da die Baureihe mit dem Zwei-Liter-Block bei Suzuki bis zum DF140 reicht, hätte man auch mit der maximal zulässigen Leistung keinen Gewichtsunterschied.

Die stabile Gleitfahrt erreichen wir nach fünf Sekunden Beschleunigung bei 3000 Umdrehungen und 13,3 Knoten. Die Höchstgeschwindigkeit von 38 Knoten ist mit dem 14'' x 23''-Dreiblatt-Edelstahlpropeller aus dem Stand nach 21 Sekunden bei 6150 Touren erreicht. Die liegt leicht über der Nenndrehzahl von 6000 U/min. Eine effiziente Reisegeschwindigkeit liegt bei 4000 Umdrehungen an. Hier gleitet das Boot mit 23,3 Knoten und genehmigt sich stündlich 15,6 Liter aus dem Tank. Der besteht aus zwei Behältern mit je 65 Litern und getrennten Einfüllstutzen. Hier zeigt sich die Erfahrung der Griechen mit mangelhafter Spritqualität. Auf den Inseln wird in der Regel von Tankwagen befüllt. Da kann es durchaus mal zu Problemen kommen. Deshalb sind zwei Reservoirs dort gerne gesehen.

Die Hydrohulls in ihrem Element

Wer seine beiden Tanks nie aus der gleichen Quelle befüllt, kommt bei Problemen auch wieder zurück. Mit dem Gesamtvorrat kommt man nach dem Abzug von 15-Prozent Reserve auf eine Reichweite von 165 Seemeilen. Wer es eilig hat, muss nach 87 Seemeilen eine Tankmöglichkeit finden. Das durchwachsene Wetter bei unseren Testfahrten am Bodensee bringt den Vorteil mit sich, dass wir auch unruhiges Wasser haben. Hier ist die Hydrohulls in ihrem Element, das merkt man sofort. Der Rumpf geht selbst bei Vollgasfahrt wie Butter durch die Wellen, der Geradeauslauf ist makellos. Vollkreise bei schneller Fahrt werden mit drei Bootslängen Durchmesser in beide Richtungen gemeistert. Beim Verreißen der Lenkung bleibt alles leicht beherrschbar. Auch das Manövrieren klappt mit einem Durchmesser der Kreise von je 1,5 Bootslängen sehr gut.

Nur rückwärts nach Steuerbord werden zwei Bootslängen benötigt. Beim Umsteuern vergeht nur eine Sekunde, bis die Reaktion erfolgt. Obwohl die zulässige Motorleistung mit der Testmotorisierung noch lange nicht ausgereizt ist, ist hier schon viel Fahrspaß im Spiel. Wer dennoch mehr will, kann ja noch nachlegen, auch das steckt der Rumpf locker weg. In Sachen Sicherheit gibt es bei der Fahrstabilität und dem Verhalten in Wellen nichts auszusetzen. Die Hydrohulls HH6 ist für das Inselhüpfen an der Küste bestens geeignet und vermittelt stets das viel zitierte „Gute Gefühl“.


Technische Daten

boot/100095784_f36a2c1875910bec3188ee99a4036dbaFoto: Zeichnung/Marc André Bergmann
  • CE-Kategorie: C 7
  • Länge über alles: 6,00 m
  • Breite: 2,20 m
  • Verdrängung: 550 kg
  • Schlauchdurchmesser: 38–48 cm
  • Luftkammern: 6
  • Kraftstofftank: 2 x 65 l
  • Max. Motorisierung: 103 kW (140 PS)
  • Testmotorisierung: Suzuki DF100C mit 73,6 kW (100 PS)
  • Preis ohne Motor: ab 35.640 €
  • Weitere Informationen: valentina-bootservice.de

Messergebnisse


Fazit zur Hydrohulls HH6

Die Hydrohulls HH6 besitzt neben dem hohen Qualitätsniveau sehr gute Rauwassereigenschaften und verfügt schon mit der Testmotorisierung über durchaus sportliche Fahreigenschaften.

Vorteile

Sehr gute Rauwassereigenschaften

hochwertige und langlebige Materialien

Gute Verarbeitung, flexibel einsetzbar


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