Hydrolift X 26-SNeustart nach Insolvenz mit dem sportlichen Weekender

Dieter Wanke

 · 27.01.2025

Schon mit dem 300er zeigt die  X 26-S dank tiefem V-Stufenrumpf ihre sportlichen Ambitionen bei guter Rauwassertauglichkeit.
Foto: DIETER WANKE/terrapicture
Die Hydrolift X 26-S gehört zu den kleineren Vertretern der norwegischen Werft und ist schon mit moderater Motorisierung schnell unterwegs.

Die norwegische Werft Hydrolift hat eine bewegte Vergangenheit. 1985 von Egil Ranvig gegründet, ging das Unternehmen 2002 in Konkurs und wurde von dem Designer und Unternehmer Bård Eker übernommen, der die Marke auch mit seinem Engagement im Offshore Class1-Racing neu aufbaute. Nun droht erneut das Aus, denn im Dezember 2024 musste das Unternehmen nach schweren Jahren wieder Insolvenz anmelden.

René Schönemann vom deutschen Händler T&R Yachthandel GmbH sieht die Zukunft aber dennoch sehr zuversichtlich und verrät uns: „Mittlerweile gibt es neue Investoren, sogar einige alte Kunden, die in die Marke investiert sind, weil sie so viel Vertrauen in die Boote haben. Auch Bård Eker wird der Marke Hydrolift voraussichtlich erhalten bleiben.“

Hydrolift-Modelle kommen mit sportlichem Charakter

Die Aussichten, dass es weitergeht, sind also gut. Aktuell sind in der X-Serie Boote zwischen 22 und 42 Fuß gelistet. Es gibt aber Ambitionen zur Entwicklung größerer Modelle. Bei der Pro-Serie ist die 45-Fuß-Grenze bereits geknackt. Mit der E-22 ist auch ein elek­trisch angetriebenes Modell im Programm. Die X 26-S im Test ist also das zweitkleinste Boot der Werft.

Einen sportlichen Charakter haben alle, und dafür ist die Marke bekannt. Das zeigt sich schon bei den Werksangaben für die 8,11 Meter lange und 2,45 Meter schmale Konstruktion, wo maximal Doppelanlagen mit zwei 350er-Außenbordern montiert werden dürfen. Angegeben wird ein Geschwindigkeitspotenzial von über 70 Knoten. Wer gerne schnell unterwegs ist, liegt bei Hydrolift also richtig. Leistungsstärke hat ihren Preis, und der fängt bei der X 26-S in der Grundausstattung mitsamt eines 300er Mercury bei 153.763 Euro an. Durch reichlich vorhandene Sonderausstattung und Motorisierungsoptionen lässt er sich aber leicht steigern.

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Aufteilung an Bord der Hydrolift X 26-S

Optisch ist die Testkandidatin ein Hingucker, der seine Sportlichkeit auch formal in Szene setzt. Für das Design ist natürlich Bård Eker selbst verantwortlich. Das fängt bei dem auffälligen Stufenrumpf aus GFK-Sandwich-Laminat mit zwei markanten Steps an. Auch an Deck geht es ungewöhnlich weiter, denn ein komplett vom Bug bis zum Heck an Backbord verlaufender Durchgang, der durch die Aufbauten in Richtung Steuerbord ergänzt wird, führt zu einer auffälligen Asymmetrie.

Achtern ist eine u-förmige Polstersitzgruppe samt Klapptisch installiert, die sich aber sehr variabel zeigt und zu anderen Sitz- und Liegekonfigurationen umbauen lässt, auch in eine 2,45 x 1,30 Meter große Sonnenliege. Davor sind zwei einzelne Schalensitze für den Fahrer und einen Beifahrer montiert, die auch als Stehsitz genutzt werden können. Wahlweise gibt es eine Federung.

Die große Konsole nimmt zwei Multifunktionsdisplays auf, die dank ergonomisch günstigem Neigungswinkel gut ablesbar sind. Der Vortrieb wird optional über eine Racing-Steuerung mit getrenntem Gas- und Schalthebel geregelt. Platz für weitere Bedienelemente und Schalter ist reichlich vorhanden. Auch ein Haltegriff, der durch Edelstahlrohre um die Windschutzscheibe ergänzt wird. Es fehlt ein analoger Kompass, der aber nachgerüstet werden kann.

Praktisch sind die einlaminierten Tritte an beiden Seiten, was den Landgang mittschiffs erleichtert. Im Bug wartet dann eine weitere 1,40 x 1,20 Meter große Sonnenliege. Ankerinstallationen stehen sowohl mit Seil als auch mit Kette und ferngesteuerter elektrischer Ankerwinde auf der Optionsliste.

Überraschung im Vorschiff

Im Vorschiff gibt es eine Überraschung, die erst nach Anheben des Polsters zum Vorschein kommt. Über eine L-förmige Klappe wird ein kleiner Wohnbereich unter Deck zugänglich. Der ist gut für Übernachtungen am Wochenende. Die v-förmige Doppelkoje ist 2,10 Meter lang und misst im Schulterbereich 1,40 Meter. Im Unterflurbereich liegt noch eine dritte Notkoje, die aber wohl eher als Stauraum nutzbar ist. Die im Testboot installierte elektrische Toilette gehört zu den Optionen. Die Stehhöhe im besten Fall 1,45 Meter.

Der Komfort an Bord lässt sich durch weitere Optionen noch steigern. Ein Bimini-Top steht ebenso auf der Liste wie ein Kühlschrank, eine Dusche mit Frischwassertank, eine kleine Pantry mit Waschbecken und portablem Gaskocher, eine Dieselheizung, aber auch praktische Fenderhalter in den Bordwänden.

Die Motorisierung

In puncto Sicherheit ist die komplett um den Rumpf laufende Edelstahlreling zu erwähnen. Dank dem Durchgang über zwei Trittstufen gut erreichbar ist auch die kleine Badeplattform, die um den Außenborder verläuft. Eine solide Badeleiter gehört zur Grundausstattung, ein Heckanker steht auf der Optionsliste. Die Wahlmöglichkeiten bei der Motorisierung zeigen ein weites Spektrum, das mit einem 250er beginnt und maximal bis zu zwei 350er V10-Motoren reicht. Auch die V8-Racing-Versionen von Mercury sind für Single-Installationen mit bis zu 372 kW (500 PS) erhältlich.

Die Testfahrt mit der Hydrolift X 26-S

Am Testboot ist ein Mercury Verado F300 verbolzt, der noch zu den moderateren Antriebsversionen zählt. Schon damit ist eine äußerst flotte Gangart möglich. Wer den Hebel auf den Tisch legt, ist in sechs Sekunden bei der stabilen Gleitfahrt mit 3.300 Umdrehungen bei 13,5 Knoten angekommen. Nach insgesamt 31 Sekunden ist bei 5.570 Touren mit 48,6 Knoten die Spitzengeschwindigkeit erreicht. Effiziente Fortbewegung ist bei 4.000 Umdrehungen mit durchaus sportlichen 33,2 Knoten möglich. Dann laufen stündlich 43,4 Liter zum Motor, und es sind mit dem 350-Liter-Tank bei 15-prozentiger Reserve Reichweiten von 227 Seemeilen möglich.

Schnelle Vollkreise werden bei recht kräftiger Krängung mit einem Durchmesser von drei Bootslängen gemeistert. Beim Verreißen des Lenkrads gibt es keine Überraschungen. Dank hoher Bordwände samt der Reling ist die Besatzung auch gut gesichert.Manövrieren im Hafen klappt auch ohne das optionale Bugstrahlruder in Vorwärtsfahrt mit 1,5 Bootslängen in jede Richtung und rückwärts mit 1,3 Bootslängen. Auf Umsteuern reagiert das Boot direkt, der Geradeauslauf ist gut. Die Verarbeitung und die Montage aller Komponenten waren ohne erkennbare Mängel.


Technische Daten

boot/100110305_99e0123cc9b0b50ad2ab931f1efab85bFoto: Marc André Bergmann
  • CE-Kategorie: C/8
  • Länge über alles: 8,11 m
  • Breite: 2,45 m
  • Verdrängung (ab): 1.900 kg
  • Tiefgang: 0,70 m
  • Kojen: 2+1
  • Kraftstofftank: 350 l
  • Wassertank: 40 l
  • Testmotorisierung: 1 x Mercury Verado F300 mit 221 kW (300 PS)
  • Preis Testboot: ab 153.763 €
  • Vertrieb Testboot: tr-yachthandel.de

Messergebnisse


Fazit

Selbst mit der Testmotorisierung lässt sich die ­Hydrolift X 26-S schon sehr flott bewegen. Freunde der schnellen Gangart können hier aber noch beträchtlich nachlegen. Praktisch, wenn auch nicht sehr geräumig, ist die kleine Kabine mit einer beachtlich großen Doppelkoje und Toilette.

Vorteile

Gute Fahreigenschaften

Vielseitig durch Übernachtungsmöglichkeit

Nachteil

Analoger Kompass fehlte


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