Jeanneau Cap Camarat 6.5 WA Konsolenboot - SpaßmacherJeanneau Cap Camarat 6.5 WA

Ralf Marquard

 · 15.11.2015

Jeanneau Cap Camarat 6.5 WA Konsolenboot - Spaßmacher: Jeanneau Cap Camarat 6.5 WAFoto: Morten Strauch
Test Jeanneau Cap Camarat 6.5 WA

Die Cap Camarat 6.5 WA bietet der Crew viele Freizeitmöglichkeiten. Wir fuhren das Multitalent auf dem Main bei Schweinfurt.

Konsolenboote werden als Multitalente gehandelt. Kommt dann noch eine Kabine, wie bei unserem Testboot der Jeanneau Cap Camarat 6.5 WA, dazu, ist der Alleskönner perfekt. Und das sogar auf der Straße, denn mit etwa 1400 kg–1500 kg Gewicht reicht der 2-t-Trailer, den kleinere SUVs und gehobene Mitteklasse-Autos locker ziehen dürfen. Als Fahrrevier empfiehlt Jeanneau Binnen- und küstennahe Gewässer. Eine Einschätzung, die wir teilen.

Gebaut wird die Jeanneau in moderner Industriefertigung: Der Gelcoat zeigt hochglänzende, saubere Oberflächen. Typisch für die Bootsklasse: Die einfach einsehbaren Innenseiten des Laminats versieht die Werft mit einem Schutzanstrich, an den schwer zugänglichen Ecken spart man sich diese "Malerarbeit". Die Ausschnitte sind exakt gefräst, jedoch an den Kanten nicht gebrochen und mit Schutzlack versiegelt. Polsterauflagen bekommen sowohl für die saubere Verarbeitung als auch für ihre Festigkeit Pluspunkte.

Zusammen mit der Schalenform ergibt das für den Fahrer- und Beifahrersitz sportliche Charaktere. Verstellmöglichkeiten in alle Richtungen lassen super Sitzpositionen für den Fahrer und Beifahrer zu. Der Copilot hält sich an einem Handgriff direkt am Fahrstand oder an dem um die Windschutzscheibe verlaufenden Bügel fest. Manko: In der Plexiglasscheibe spiegelt sich der weiße Fahrstand, was die Voraussicht stört. Die Motorinstrumente (Smart Craft von Mercury) liest man fast uneingeschränkt ab und der Kompass sitzt unübersehbar mittig – von den anderen Instrumenten etwa 0,30 m entfernt (gut gegen Ablenkung) – auf der Instrumententafel. Über eine gut platzierte Hydrauliksteuerung und topmontierte Einhebelschaltung bedient der Fahrer Mercurys 150-PS-EFI-Außenborder exakt und leichtgängig.

Test Jeanneau Cap Camarat 6.5 WAFoto: Morten Strauch
Test Jeanneau Cap Camarat 6.5 WA

Er bringt die Cap Camarat mühelos zwischen etwa 2000 U/min und 3000 U/min von Verdränger- in Gleitfahrt. Mit Trimm down hebt sich der Bug nur soweit an, dass auch sitzende Fahrer nichts stört. Ab etwa 3500 U/min macht die Boot-Motor-Kombination eine gute Gleitfahrt, was auch gleichzeitig die wirtschaftlichste Fahrt kennzeichnet. Bei einem Verbrauch von knapp 0,90 l/sm kommt man mit einer Tankladung (170 l) beachtliche 163 sm plus 15 % Reserve weit. Selbst bei Vollgas (38,5 kn) reicht der Sprit theoretisch noch für über 100 sm. Der Powertrimm steht dann auf etwa ¾. Wer das Boot übertrimmt, bemerkt das schnell an einem wippenden Boot. Wenn der Trimm stimmt, lässt sich das Steuerrad leicht hin- und herdrehen.

Bei schnellen Slalommanövern reagiert der Rumpf äußerst direkt und man merkt erst beim zweiten Mal, dass man trotzdem alles sicher im Griff hat. Gleiches gilt für das Verreißen des Steuerrads. In schnellen engen Kurven gehört der Trimm nach unten, damit der Propeller nicht zu schnell Luft schnappt. Mit Antrieb "down" fährt die Jeanneau mit spürbaren Seitenkräften in den Kreisverkehr und der Luftschnapper kommt erst spät.
Freuen kann sich die Wasserskifraktion, denn die Heckwelle fällt flach aus, was besonders Einsteigern Spaß macht. Trailer-ösen, in die man das dafür nötige Zugdreieck einhakt, bekommt man serienmäßig. Für die Stange, die dem Wasserskilaufen mehr Professionalität gibt, zahlt der Sportbegeisterte knapp 250 Euro Aufpreis.

Test Jeanneau Cap Camarat 6.5 WA
Foto: Morten Strauch

Damit der ausgepowerte Läufer bequem wieder an Bord kommt, spendiert die Werft eine robuste, lange Badeleiter, die man vom Wasser aus prima bedienen kann. Sein Weg führt von dort über eine rutschfeste, geteilte Badeplattform und Heckeinstieg (herausziehbares Lehnenpolster) ins Cockpit. Zum Ausruhen geht es dann entweder auf die Heckbank (L-Form) oder riesige Sonnenliege auf dem Vordeck. Wer sich jedoch vorn platzieren möchte, muss etwa 650 Euro für die Polster extra zahlen. Der Kunststofftisch, der das Cockpit in eine gemütliche Klönrunde mit Abstellplatz für Getränke (Haltemulden) und Snacks verwandelt, schlägt ebenfalls mit gut 200 Euro zu Buche. Die Jeanneau CC 6.5 WA bietet serienmäßige Angelrutenhalter, die in die Seitenwandabdeckung (Holzleiste) eingelassen sind. Eine gute Idee ist ebenfalls das Einsägen von Griffmulden in diese Ab-
deckung und die Klappbank an Stb., die sich aus der Seitenwand klappen lässt.

In die Kabine klettert man durch eine Schiebetür, die sich bei unserem Testboot teilweise nur schwer schieben ließ. Im vorderen Bereich reicht die Kopffreiheit zum Sitzen, weiter im Bug verringert sie sich auf gut 0,50 m, was nur noch das Liegen ermöglicht. Eine Chemietoilette (Extra) stellt man in einen Schrank gleich neben der Eingangstür. Die Polster für zwei Einzelkojen gehören zum Umfang der Premiere-Ausstattung. Möchte man aus den Kojen ein Doppelbett zum Kuscheln machen, sind knapp 180 Euro zusätzlich fällig. Aufpreis zahlt man ebenfalls für jegliche Art von Persenning, in ganz Deutschland zugelassene Navigationsbeleuchtung, Feuerlöscher und Elektronikpaket.

Das serienmäßige Sicherheitspaket umfasst Reling, Handläufe, Antislipstrukturen auf Böden (Stabdeck im Cockpit möglich), vorbildliche Handlenz- sowie elektrische Bilgenpumpe und Spritfilter mit Schauglas und Ablasshahn. Den Filter erreicht der Skipper nur ausreichend einfach durch Inspektionsluken. Außerdem gehört zur Tankanlage ein Kunststofftank, der mit einem Rohrkreuz in der Mitte passend gesichert wird. Plus/Minus: Ein ordentlich zu erreichender Absperrhahn gehört zum Standard, die Spritschläuche sind nur mit einer Schraubschelle gesichert. Verlegt sind Schläuche und Leitungen ordentlich in Schutzrohr oder mit Schellen. Unter dem Fahrstand ist alles vorbildlich zugentlastet und ordentlich sortiert. Dazu passt die leistungsstarke 110 Ah-Exide-Batterie (steht sicher in einem Kunststoffkasten mit stabilen Gurten) und doppelte Hauptschalterausführung (1 x Plus 1 x Minus). Die Schalter für die einzelnen Verbraucher sitzen griffgünstig auf dem Fahrstand. Die dazugehörigen Schmelzsicherungen unter dem Fahrstand sind über eine Klappe von der Kabine aus erreichbar, allerdings sitzt der Sicherungs-Kasten so weit hinten, dass man nur schlecht rankommt.

Gut kommt man an die vier Klampen, an die das Boot festgemacht wird. Fender gehören an die Reling, Handläufe oder, wie bei unserem Testboot, ans Verdeckgestänge. Der Anker (komplettes Geschirr steht auf Zubehörliste) kommt in einen selbstlenzenden Ankerkasten mit Öse und Bugrolle davor.

Fazit
Damit die Jeanneau guten Komfort bietet, muss man noch reichlich Aufpreis zahlen. Denn die Premiere-Ausführung sorgt nur für die Grundausstattung bei den Polstern. So muss man für die Bugsonnenliege und Doppelkoje oder Annehmlichkeiten wie Toilette, Heckdusche und Verdeck noch extra zahlen. Mit dem 150-PS-Außenboder ist die 6.5 WA passend motorisiert, die Verarbeitung und Installationen zeigen einen guten Durchschnitt.

Datenblatt: Jeanneau Cap Camarat 6.5 WA Premiere

Werft: Jeanneau

Typbezeichnung: Jeanneau Cap Camarat 6.5 WA Premiere

CE-Kategorie: C - Küstennahe Gewässer

Material von Rumpf und Deck: Kunststoff

Länge: 6,59 m

Breite: 2,48 m

Verdrängung: 1,27 t

Preis: 42.221,00 €