Peter Laessig
· 11.06.2012
Larson Cabrio 240: ein gediegenes Kajütboot aus Amerika für wassersportbegeisterte Familien oder Ausflüge zu zweit.
Die Larson-Werft zählt in den USA zu den Traditionsbootsbauern mit fast hundertjähriger Erfahrung. Sie konstruiert Bass-Boote – in Amerika populäre Anglerboote –, Außenborderboote ab 5 m Länge, Bowrider und Daycruiser mit Innenbordmotoren bis hin zu knapp 10 m langen Kajütbooten, zu denen unser Testboot Larson Cabrio 240 gehört. Was die Qualität des Letzteren betrifft, notieren wir in unserem Testprotokoll Folgendes: insgesamt sehr solide, sauber und ordentlich gearbeitet. Außen hochglänzendes Gelcoat, innen ist das Laminat sorgfältig mit Schutzfarbe versehen. Es gibt kaum unbehandelte Kunststoffschnittkanten. Die Polster fallen allesamt gut aus, und die technischen sowie elektrischen Installationen sind bis auf die Verkabelung unter dem Bugscheinwerfer ordentlich und sauber ausgeführt.
Larson bietet die Cabrio 240 mit einem Benzin- oder Dieselmotor mit Z-Antrieb an. Motoren und Antriebe kommen entweder aus den USA von MerCruiser oder aus Schweden von Volvo Penta. 2,6 t Leergewicht versprechen Mobilität auf der Straße, sofern man über ein Zugfahrzeug mit 3,5 t Anhängelast verfügt.
Fahren und Manövrieren
Bei Standgas und eingelegtem Gang drehen sich die beiden gegenläufigen Edelstahlpropeller am Bravo-Three-Z-Antrieb um ihre eigene Achse knapp dreihundertmal pro Minute. Das genügt, um das Testboot im Hafen gut zu manövrieren. Mit Ruder hart Back- oder Steuerbord durchmisst ein Vollkreis rund zwei Bootslängen.
Beim Umsteuern mit rückwärts eingekuppeltem Getriebe verhindert mäßiger Seitenwind am Testtag, dass das Boot von einer Seite zur anderen umschwenkt. Hier wünscht man sich ein Bugstrahlruder. Um unnötige Wellen für die Kanalfahrt zu vermeiden, lassen wir den Motor nicht mehr als 1200/min drehen und fahren 6 kn schnell. Die Cabrio 240 folgt dabei dem eingeschlagenen Kurs, ändern Personen im Boot ihren Platz, wirkt sich das nur gering auf Kurs und Krängung aus.
Ohne viel Mühe bringt unser Testmotor V8 das Boot bei guter Sicht ab 2500/min ins Gleiten und beschleunigt es bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 37 kn. Der Motor dreht dabei an seiner Obergrenze von 5000/min. Das zeugt in Anbetracht der geringen Beladung von passender Propellerwahl.
Nach Auswertung unserer Messdaten errechnet sich in langsamer Fahrt ein theoretischer Aktionsradius von knapp 200 sm zuzüglich 15 % Reserve. Wirtschaftlich ist man mit dem Testboot in schneller Gleitfahrt mit einem Tempo von 23 kn (3500/min) unterwegs. Dann reicht eine Tankfüllung Benzin für etwa 186 sm und bei Vollgas theoretisch für eine Nonstop-Strecke von 135 sm, plus Reserven. Damit erfüllt die Larson Cabrio 240 bei ökonomischer Fahrweise unsere Minimalforderung von 150 sm plus Reserve. Das ist gut.
Mit „ausreichend“ werten wir die Schalldruck-Messwerte, wo ab 4000/min die Komfortgrenze von 85 dB/A überschritten wird. Eine gute Figur macht das Testboot bei Extremmanövern. In den immer enger verlaufenden Kurven neigt es sich zum Kurvenmittelpunkt und bremst sich bis auf untere Gleitgeschwindigkeit von allein ab, um nach dem Herauslenken wieder unvermittelt Fahrt aufzunehmen. Die gleichen Manöver mit getrimmtem Z-Antrieb begleitet an engster Stelle ein geringes Schaukeln ohne Einhaken.
Das Testboot neigt sich dabei normal zum Kurvenmittelpunkt, die entstehenden Fliehkräfte fallen mit 0,8 g gut haltbar aus. Beim Verreißen des Ruders folgt das Boot ohne negative Reaktionen dem Kurs, und auf dem imaginären Slalomkurs pendelt es ungefährlich über seine Längsachse. Mit Rauwasser oder Wellen kann der Main bei Schweinfurt nicht aufwarten. Da müssen Ausflugsdampfer und die Berufsschifffahrt herhalten, deren Wellen problemlos bewältigt werden.
Die Beifahrer finden Platz auf einer Sitzbank an Backbord und vor dem Heckschanzkleid. Der Fahrer sitzt an seinem übersichtlich gestalteten Arbeitsplatz in einem verstellbaren Schalensitz, der seinem Schulterbereich Seitenhalt bietet. Für die Fahrt im Stehen lässt sich das Sitzpolster vorn hochklappen. Um die Schaltung bequem bedienen zu können, wünscht man sie sich etwa 10 cm weiter achtern montiert. Der Kompass ist nicht direkt vor dem Fahrer installiert, zählt aber wie Log, Lot und Scheibenwischer zur Serienausstattung.
Motor, Tank, Elektrik
Der V8-MerCruiser steckt unter einer großen Cockpitbodenklappe und steht nahezu frei in einem sehr sauber und übersichtlich gestalteten Motorraum. Darin sind neben anderem auch der Wasser- und Fäkalientank, Ladegerät, Boiler und zwei gut gehalterte Batterien untergebracht. Den Hauptschalter versteckt die Werft unter einem Cockpitseitenpolster an Backbord samt Automatiksicherungen.
Weitere Stecksicherungen haben die Larson-Konstrukteure gegenüber im Stauschrank der Cockpitspüle untergebracht. Das Schalterpaneel für den 230-V-Landanschluss, ein Extra, steckt im Pantryblock. Ein Teil des Kunststoff-Kraftstofftanks ist im Motorraum samt Anschlüssen sichtbar. Beim Spritreinigen verlässt man sich allein auf den Motorenhersteller, denn auf einen Kraftstoffhahn verzichtet die Werft. Das Rückschlagventil in der Kraftstoffleitung am Tank ist aber kein Ersatz.
Sicherheit
Das Cockpit lenzt wie der Ankerkasten außenbords, und alle begehbaren Flächen sind mit integrierter Antislipstruktur versehen. Die Cockpitinnenhöhe passt – bis auf den zu niedrigen Heckeingang. Die Reling erfüllt das Höhen-Sollmaß. Was aber die Bewegungssicherheit anbelangt, ist diese auf dem Vordeck nur auf der Bugspitze gegeben. Die Badeleiter ist gut vom Wasser aus handhabbar, es fehlt jedoch ein Griff im Leiterbereich. Gelenzt wird das Boot nur mit elektrischen Lenzpumpen, eine Handlenzpumpe sehen die Amerikaner nicht vor. Besser: Im Motorraum soll eine automatische Feuerlöschanlage im Ernstfall das Schlimmste verhindern.
Wohnen, Cockpit und Ausrüstung
Vom Niedergang am Fahrstand gelangt man in den Wohnraum. Das Vorschiff dominiert eine U-förmige Sitzgelegenheit mit entfernbarem Tisch. Die Sitzbank wird mittels Einsteckstäben und -polster zur Doppelkoje gewandelt. Licht und Luft gelangen durch Bullaugen und ein Decken-Fluchtluk.
Der Pantryblock an Backbord beinhaltet Spüle, Cerankochfeld und einen Kühlschrank. Der Clou ist neben der Mikrowelle eine fest über dem Kochfeld installierte serienmäßige Kaffeemaschine. Die Nasszelle ist fein und klein, zumindest, was Stehhöhe und Waschbecken darin angeht. Eine elektrische Toilette und Spüle sind Standard wie fließend warmes und kaltes Wasser für Bad und Pantry.
Belüftet wird das Bad über ein Bullauge. Unter dem Cockpitboden integriert der Konstrukteur eine über die gesamte Bootsbreite reichende Doppelkoje, die in gebückter Haltung betreten werden muss. Das Raumgefühl insgesamt ist aber akzeptabel. Als Stauraum stehen die Sitzbank vorn, ein kleiner Kleiderschrank am Bad und die Pantry zur Verfügung.
Um Getränke zu verstauen, steht im Cockpit eine Eisbox. Durchgehend liegen kann man auf der auseinandergezogenen Doppelsitzbank an Backbord plus ausgeklappter Hecksitzbank. Der Stauraum im Cockpit ist überschaubar, und Fenderhalter sind rar. Über dem Cockpit thront das zusammengefaltete Verdeckgestänge mit serienmäßigem Bimini. Seiten-, Heck- und Frontteile kosten extra.
Gleiches gilt für die in Deutschland zugelassenen Navigationslampen. Vorhanden sind sechs Belegklampen, Zugösen vorn und achtern, ein Wasserskizughaken über der Plattform und der Bugbeschlag samt dem leeren
Werft: Larson Boats
Typbezeichnung: Larson 240
CE-Kategorie: C - Küstennahe Gewässer
Material von Rumpf und Deck: Kunststoff
Länge: 7,53 m
Breite: 2,59 m
Verdrängung: 2,61 t
Preis: 90.510,00 €