Linssen Range Cruiser 450 Variotop

Ralf Marquard

 · 09.06.2012

Linssen Range Cruiser 450 VariotopFoto: H.-G. Kiesel
Test Linssen 450

Linssen Range Cruiser 450 Sedan Variotop: Eine Stahlyacht, konzipiert für größerer Reisen. Wir fuhren das edle Testboot auf dem Grevelingenmeer.

Test Linssen 450Foto: H.-G. Kiesel
Test Linssen 450
Test Linssen 450
Foto: H.-G. Kiesel

Mit der neuen Range-Cruiser-Baureihe möchte Linssen die Abenteuerlust wecken und den Eignern ihre ganz individuelle Freiheit geben. Wie groß ist diese Freiheit? Ziemlich groß, denn Inseln wie Bornholm sind problemlos mit in die Routenplanung einzubeziehen – Linssen stuft unser Testboot Range Cruiser 450 in die CE-Kategorie B (außerhalb von Küstengewässern) ein. Damit man sich jedoch nicht auf Seegebiete beschränken muss, sondern auch Binnenreviere auf den Plan schreiben kann, liegt die Durchfahrtshöhe der Range Cruiser 450 Variotop bei nur 3,45 m.

Wer lange fahren möchte, benötigt passende Motorisierung und entsprechendes Tankvolumen. Das löst Linssen mit einem Dieselmotor (150 PS) und einem Tankvolumen von 1260 l + 40-l-Tagestank oder, wie auf unserem Testboot, mit zwei 120-PS-Steyr-Diesel-Motoren und einem Spritvorrat von 1260 + 2 x 50 l Tagestankvolumen. Vorteil der Doppelmotorisierung: Fällt ein Motor aus, lässt sich mit der zweiten Maschine noch problemlos (max. gut 7 kn) der rettende Hafen anlaufen. Weiterer Sicherheitsfaktor sind die Tagestanks, mit denen die Motoren extra gereinigten Sprit ansaugen und nicht über das gesamte Großtankvolumen gehen, wo die Gefahr, verunreinigten Diesel anzusaugen, größer ist.

Lässt man die beiden Steyr 1800/min drehen, liegt die Geschwindigkeit mit knapp 8 kn kurz unterhalb der theoretischen Rumpfgeschwindigkeit, und es errechnet sich eine Nonstop-Fahrt von etwa 500 sm plus 15 % Reserve. Ein beachtlicher Wert für einen Verdränger, der die Bezeichnung „Range Cruiser“ (wie fordern 430 sm) zu Recht trägt. Wer es dagegen ganz eilig hat und Vollgas gibt, kommt mit knapp 9,5 kn (2500/min) nicht mal mehr halb so weit. Kanalfahrer bewegen sich locker im vierstelligen Seemeilenbereich.

Wer über See fährt, hat bei unserer Testversion leichtes Spiel. Mit der Selbststeueranlage fährt die Linssen immer die eingegebene Richtung, und der Skipper muss nur noch Ausschau halten. Auf Flüssen kommt ebenfalls keine Hektik auf, da die Range Cruiser 450 kursstabil unterwegs ist. In engen Vollgas-Kurven zieht sie flach wie ein Brett ihre Runden und schaukelt sich locker in die eigene Welle ein.

Im Kabbelwasser (bei 4 bis 5 Beaufort) auf dem Grevelingenmeer setzt der Rumpf auf Kursen gegen die Wellen weich und kursstabil ein. Bis auf die Frontscheibe trägt der Wind dabei das Spritzwasser, mit dem die drei großen Scheibenwischer jedoch problemlos zurechtkommen. Um das Rollen bei seitlichen Wellen zu reduzieren, schaltet man das Stabilisierungssystem „Rotor-swing 140“ ein, und die Linssen fährt deutlich stabiler.

Im Hafen wird mit zwei Strahlrudern (Heck kostet extra) und entgegengesetzt eingekuppelten Getrieben mühelos angelegt. Bedienen lassen sich die beiden Schalthebel dafür uneingeschränkt und leichtgängig. Gleiches gilt fürs Steuerrad und für die beiden Strahlruderhebel links daneben. Weiteres Lob bekommen die gut angeordneten Wippschalter und die Instrumentensicht. Der Fahrer nimmt auf einer 1 1/2-Sitzbank mit guter Polsterung und einem Stahlrohrrahmen als Fußstütze Platz.

Da die Bank für zwei Erwachsene zu schmal ausfällt, sitzt der Rest der Fahrgemeinschaft auf der oberen Salonsitzecke mit einem freistehenden Tisch. Von dort hat man eine gute Rundumsicht und ein großzügiges Raumgefühl, besonders dann, wenn man die achterlichen Türen komplett wegklappt und das Variotop im Salondach öffnet (elektrisch).

Eine Etage tiefer befindet sich die Essecke (bequem für vier Personen). Im Sitzen haben die Gäste jedoch nur eine eingeschränkte Sicht nach außen. Gegenüber liegt die Pantry, die alles bietet, was man für die Zubereitung von warmen und kalten Speisen und die Lagerung von Vorräten und Geschirr benötigt. Weiter vorn schließt sich direkt im Bug die Eignerkabine mit Doppelbett an. An Backbord brachte der Konstrukteur eine Kabine mit zwei Einzelbetten unter, die man mit einem Einlegebrett und Polster (extra) zur Doppelkoje wandelt.

Letztere verfügen über Löcher unter den Polstern zur Belüftung, die Eignerkoje bietet mit einem Lattenrost unter den bequemen Polsterauflagen noch etwas mehr Komfort. Als Nasszellenbereich installierte die Werft auf unserem Testboot einen separaten WC-Raum (von Eignerkabine und Flur zugänglich) und einen extra Duschraum, der nur vom Flur erreichbar ist.

Wer hier mehr Komfort wünscht und häufiger mit Übernachtungsgästen unterwegs ist, weicht auf die Lösung mit getrennter Dusche und WC-Raum für den Eigner und einem Extra-Raum (vom Flur zugänglich) mit Dusche, WC und Waschbecken für die Gäste aus. Dann verkleinern sich allerdings Pantry und Essecke.

Im Cockpit steht eine Hecksitzbank mit festen Polstern und ein Holztisch (freistehend). Erweitern lässt sich das Cockpitmobiliar problemlos mit weiteren freistehenden Möbeln. Unsere Variotop-Ausführung besitzt im Gegensatz zur Weelhouse-Version mit festem Dach ein Stoff-Bimini über dem Cockpitbereich.

Um sicher und komfortabel auf die große Badeplattform zu gelangen, rüstet Linssen beide Versionen mit zwei Heckdurchgängen aus. Die Badeleiter ist riesig und lässt sich vom Wasser aus gut bedienen. Für Bewegungssicherheit sorgen rutschfeste Bodenstrukturen auf allen Trittflächen und solide Reling und Handläufe.

Die Lenzeinrichtung stattet Linssen nur mit elektrischen Pumpen aus. Perfekt ist hingegen das Vorhandensein von zwei Feuerlöschern und einer Feuerlöschanlage im Motorraum. Letztgenannter hat eine Stehhöhe von etwa 1,33 m, was Servicearbeiten für den Techniker ausreichend einfach gestaltet. Leitungen und Rohre sind bei der gut ausgerüsteten Testversion im Motorraum reichlich vorhanden, verlegt und befestigt sind sie passend. Ebenfalls sorgfältig ausgeführt: elektrische Anlage, Tank- und Wasseranlage sowie die gesamte Bootsverarbeitung.

Fazit: Das Boot ist eine „typische Linssen“, die ihrer Bezeichnung „Range Cruiser“ in Ausrüstung und Reichweite absolut gerecht wird.

Datenblatt: Linssen Range Cruiser 450 Variotop

Werft: Linssen Yachts B.V.

Typbezeichnung: Linssen Range Cruiser 450 Variotop

CE-Kategorie: B - Außerhalb von Küstengewässern

Material von Rumpf und Deck: Stahl

Länge: 14,45 m

Breite: 4,40 m

Verdrängung: 20,50 t

Preis: 620.100,00 €