Marcopolo Adventure YachtsNeue italienische Werft

Jan-Ole Puls

 · 18.11.2025

Die Marcopolo MP10 von der Seite. Noch sind es nur Renderings.
Foto: Marcopolo
Mit Marcopolo tritt 2026 eine neue italienische Marke auf das Parkett der Adventure- und Compact-Cruiser-Boote. Die ersten beiden Modelle, MP10 und MP12, befinden sich bereits im Bau und werden auf der boot Düsseldorf 2026 vorgestellt.

Hinter dem Projekt stehen Designer Roberto Delfanti und die sizilianische 3AF-Werft. Sie war bisher vor allem für technische und Spezialbauten bekannt. Optisch distanziert sich Marcopolo klar von den glatten Linien vieler mediterraner Weekender. Statt Lounge-Optik setzt das Design auf kantige Formen, ein Reverse-Windshield und bewusst militärisch angehauchte Elemente. Damit bewegt sich die Werft eher in der stilistischen Nähe von Axopar, Saxdor oder Sargo und kombiniert diesen Look jedoch mit italienischer Formensprache. Anders als viele skandinavische Adventure-Boote mit Innenbordern arbeiten die neuen Modelle ausschließlich mit Außenbordern. Was Marcopolo stärker in Richtung der sportlichen Mittelmeer-Fraktion rücken könnte. Der Außenborder-Trend ist aber auch bei nordischen Bauten nicht mehr selten.

Rumpfdesign von Marcopolo

Besondere Aufmerksamkeit erhält das Rumpfdesign. Die Boote basieren auf einem stark profilierten Step-Rumpf, der gemeinsam mit dem technischen Büro von Designer Delfanti entwickelt wurde. Während Marken wie Targa oder Sargo bewusst auf Steps verzichten, um maximale Traktion bei schwerem Wetter zu garantieren, sucht Marcopolo einen Ansatz, der Seegangstauglichkeit und Effizienz vereinen soll. Dazu kommen Deckslösungen, die auf maximale Nutzbarkeit zielen: So wurde das Vordeck breiter gestaltet, um mehr Volumen zu generieren, während im Heck seitliche Klappschanzen für zusätzliche Fläche im Liege- und Aufenthaltsbereich sorgen. Die geplante Auslieferung sowohl in offenen als auch in Cruiser-Konfigurationen zeigt, dass die Boote nicht nur für das Mittelmeer, sondern auch für Nordeuropa und Binnenreviere gedacht sind.

Spannend ist der Anspruch, mit neuartigen Materialien zu arbeiten. Laut Werft sollen bei Harzen, Polstern und Holzdetails Werkstoffe eingesetzt werden, die bislang nicht in der Freizeitschifffahrt verwendet wurden. Ob sich daraus ein funktionaler Vorteil ergibt oder eher eine ästhetische Besonderheit, das bleibt abzuwarten. Ein technologischer Innovationsschub wäre im Segment jedenfalls willkommen, denn viele Adventure-Boote setzen nach wie vor auf klassische GFK-Sandwich- oder Aluminiumkonzepte.

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Ein hart umkämpfter Markt

Mit ihren Längen von 10 und 12 Metern positionieren sich MP10 und MP12 in einem hart umkämpften Bereich. Käufer suchen dort Boote, die wetterfest, fahraktiv und trotzdem wohnlich genug für Wochenendtörns sind. Marcopolo will hier eine Nische besetzen, die sportlicher wirkt als die nordischen Pilothouse-Modelle, aber funktionaler als die mediterranen Daycruiser. Das könnte insbesondere für Märkte wie die USA, Südeuropa und viele Binnenreviere interessant sein, wo Außenborder und variable Deckskonzepte zunehmend dominieren.

Ob die neue Werft sich gegen etablierte Marken durchsetzen kann, wird sich allerdings erst zeigen, wenn die Boote tatsächlich auf dem Wasser sind. Entscheidend wird sein, wie sich der neue Step-Rumpf unter realen Bedingungen verhält und ob die angekündigten Materialinnovationen mehr als nur ein Designstatement sind. Die boot 2026 wird damit zum ersten echten Prüfstein für einen Neuzugang, der viel verspricht, aber seine Qualitäten erst noch beweisen muss.


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